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Medien: Runderneuert

Pro Sieben Sat 1 schließt Kapitalerhöhung ab, holt von Springer Vorstand und Aufsichtsrat und wechselt weiteren Senderchef aus

Die Arbeit bei Springer ist getan. Hubertus Meyer-Burckhardt, 48, gibt seinen Vorstandsposten bei der Axel Springer AG ab und wird zum 1. Juli bei der Pro Sieben Sat 1 Media AG Vorstand für Medienpolitik und Unternehmensentwicklung.

Für Springer bedeutet dies, dass sich der Vorstand auf vier Mitglieder verkleinert. Das Ressort Elektronische Medien/Buch fällt weg, nachdem Meyer-Burckhardt den Verkauf der Buchverlage abgewickelt und den Bereich der elektronischen Medien saniert hat. Für die verbleibenden Aufgaben – Radio- und Fernsehbeteiligungen sowie die Digitalisierungsprojekte – wird es kein eigenes Vorstandsressort mehr geben. „Dank der ausgezeichneten Arbeit von Hubertus Meyer-Burckhardt sind die strategischen Weichen auf diesem Gebiet gestellt und die Grundlagen geschaffen, um profitables Wachstum auch auf diesem Geschäftsfeld für die Zukunft sicherzustellen“, sagte Springer-Aufsichtsratschef Giuseppe Vita.

Pro Sieben Sat 1 meldete am Mittwoch, dass die Investorengruppe um Haim Saban ihre Stimmrechts-Mehrheit durch eine Kapitalerhöhung von knapp 72 auf 75,1 Prozent aufgestockt hat. Die Sendergruppe hofft nun, dass nach all den Wechseln im Gesellschafterkreis, im Aufsichtsrat, im Vorstand und im Sendermanagement wieder Ruhe einkehrt und die eigentliche Arbeit beginnen kann. Das gilt auch für Pro 7. Dort ist der bereits erwartete Abgang von Geschäftsführer Nikolas Paalzow, 36, nun beschlossen; sein Nachfolger ist Dejan Jocic. Der 31-Jährige, bislang Geschäftsführer der Produktionstochter SZM Studios, gilt als Managementtalent und soll das Programm von Pro 7 wieder profilieren und Marktanteile steigern.

Auch im Vorstand wird der personelle Umbau beendet. Mit der Zuständigkeit für Medienpolitik und Regulierung übernimmt Hubertus Meyer-Burckhardt die Nachfolge von Jürgen Doetz. Wenn Doetz im Oktober seinen 60. Geburtstag feiert und damit die für den Vorstand gültige Altersgrenze erreicht hat, scheidet er aus der Sendergruppe aus. Er bleibt jedoch bis zum Ende der Amtsperiode im Frühsommer 2005 Präsident des Verbandes Privater Rundfunk und Telekommunikation. Seit 1996 hat Doetz dieses Amt inne; er gilt als „der profilierteste öffentliche Vertreter der deutschen Medienbranche“, sagte Vorstandschef Guillaume de Posch.

Ebenfalls mit Meyer-Burckhardts Einzug in den Vorstand verbunden ist ein Wechsel im Aufsichtsrat. Meyer-Burckhardt wird sein Mandat niederlegen; als Nachfolger wird der Hauptversammlung „Bild“-Geschäftsführer Christian Nienhaus zur Wahl vorgeschlagen.

Die Hauptversammlung von Pro Sieben Sat 1 wird am kommenden Donnerstag in München stattfinden. Wegen der mangelnden Deutschkenntnisse von Aufsichtsratschef Haim Saban und dessen Stellvertreter Adam Chesnoff wird sie von einem anderen Aufsichtsratsmitglied geleitet werden: von Mathias Döpfner, Vorstandschef von Springer.

Mit einem (ehemaligen) Springer-Mann im Vorstand und zwei Springer-Männern im Aufsichtsrat ist der Minderheitsgesellschafter bei der Sendergruppe künftig mehr als gut vertreten – und das hat seinen Grund. Meyer-Burckhardt, der in der Geschäftsleitung der Werbeagentur BBDO war, dann als erfolgreicher Produzent arbeitete und nun Erfahrungen im Buchgeschäft und letztlich auch als Sanierer sammelte, kennt das Mediengeschäft aus den unterschiedlichsten Perspektiven. Die Tatsache, dass er für die Unternehmensentwicklung der Sendergruppe zuständig ist, soll zur Folge haben, dass der Wert der Pro Sieben Sat 1 Media AG auch dank einer intensiveren Zusammenarbeit mit Springer steigt. Die Rede ist von – wie auch immer gearteten – Synergien und Cross Promotion. Allerdings wehren beide Unternehmen Spekulationen ab, dahinter stünde (wie einst bei Leo Kirch) die Idee eines „integrierten Medienkonzerns“, in dem von Springer-Journalisten erwartet wird, dass sie die Programme der Sendergruppe bejubeln. Die Art, wie die beiden voneinander profitieren wollen, deutet sich jedoch an: etwa in der Zusammenarbeit beim Bieten um die Hollinger-Gruppe („Daily Telegraph“) oder in der Vereinbarung, TV-Produktionen für die Boulevardmagazine der Sendergruppe von „Bild“ pauschal einzukaufen.

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