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Medien: Russland: Land der 13 000 Zeitungen

Über 200 russische Verleger, Chefredakteure und Ressortleiter russischer Medien aus 35 Staaten treffen sich heute und morgen in Berlin zu ihrem vierten Weltkongress. Organisiert wird der Kongress von den Berliner Vertretern der Weltassoziation der russischen Presse WARP, der Verlagsgruppe Russkaja Germanija (Russisches Deutschland) und von ItarTass, der staatlichen russischen Presse-Agentur.

Über 200 russische Verleger, Chefredakteure und Ressortleiter russischer Medien aus 35 Staaten treffen sich heute und morgen in Berlin zu ihrem vierten Weltkongress. Organisiert wird der Kongress von den Berliner Vertretern der Weltassoziation der russischen Presse WARP, der Verlagsgruppe Russkaja Germanija (Russisches Deutschland) und von ItarTass, der staatlichen russischen Presse-Agentur.

Russkaja-Germanija-Chefredakteur Boris Feldmann gründete 1996 gemeinsam mit seinem Bruder in Berlin die Zeitung „Russkij Berlin“ (Das russische Berlin). Zielgruppe waren die damals rund 40 000 in Berlin lebenden Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion. Heute sind es rund 120 000, und aus dem alle zwei Wochen erscheinenden 12-seitigen Blättchen ist inzwischen die bis zu 60-seitige Wochenzeitung „Russkaja Germanija“ geworden. Die Zeitung erscheint in vier Regionalausgaben, in Berlin weiter als „Russkij Berlin“. In ganz Deutschland rechnen die Feldmanns mit einer Leserschaft von drei Millionen.

Schier grenzenlos dagegen ist der Medienmarkt in der Russischen Föderation: 146 Millionen Menschen leben in Russland, davon allein in Moskau neun Millionen. Nach Angaben des Presseministeriums haben sie heute 13 000 Zeitungen und Zeitschriften zur Auswahl; 1997 sollen es noch 5500 gewesen sein. Die Auflagen der großen Tageszeitungen aus der Sowjetzeit dagegen sanken um das 20-fache. Nach der Auflösung der UdSSR wurden immer neue nichtstaatliche Blätter herausgegeben. Einige unabhängige und regierungskritische Zeitungen und auch Fernsehsender mussten allerdings in letzter Zeit schließen oder wurden unter die Kontrolle des Apparates von Staatspräsident Wladimir Putin gezwungen, wie der OSZE-Beauftragte für die Freiheit der Medien Freimut Duve, wiederholt beklagt hat. So wurden die Fernsehstationen NTV und TV6 „durch juristische Winkelzüge“ gleichgeschaltet. In seinem letzten Bericht vom Sommer dieses Jahres prangerte Duve zwei Zeitungsschließungen an: Die „Nowaja Gaseta“ (Neue Zeitung) und die „Obschaja Gaseta“ (Allgemeine Zeitung) seien wegen angeblicher finanzieller Unregelmäßigkeiten von Moskauer Gerichten zur Aufgabe gezwungen worden. Weiterhin werden zudem kritische Journalisten vor allem in der russischen Provinz ermordet, nachdem sie über Fälle von staatlicher Korruption oder organisiertem Verbrechen berichtet hatten. In Weißrussland mussten sich regierungskritische Journalisten kürzlich Strafprozessen stellen. -ry

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