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Medien: Sabotage bei der „FR“ – oder nur ein dummer Fehler?

Es dauerte viele Sitzungsstunden, bis eine Ursache für die Peinlichkeit gefunden war. Am Dienstag gab es nicht nur in Berlin keine „Frankfurter Rundschau“.

Es dauerte viele Sitzungsstunden, bis eine Ursache für die Peinlichkeit gefunden war.

Am Dienstag gab es nicht nur in Berlin keine „Frankfurter Rundschau“. Der Verlag hatte am Montagabend die gesamte Deutschlandausgabe einstampfen lassen. Als die Zeitung aus der Druckerei kam, fehlte ausgerechnet die Vorsilbe „UN“. So prangte unter dem Schriftzug „Frankfurter Rundschau“ die Zeile „ABHÄNGIGE TAGESZEITUNG“. Und das zu einem Zeitpunkt, da die „FR“ mit dem permanenten Vorwurf konfrontiert wird, sie sei seit der Übernahme durch die SPD-Medienholding Deutsche Druck- und Verlagsgesellschaft (DDVG) keine redaktionell unabhängige Zeitung mehr.

Erst am Montag hatte „Focus“ über einen Fall berichtet, in dem die DDVG den Chefredakteur des Stadtmagazins „Szene Hamburg“ vertraglich auf Parteilinie eingeschworen haben soll. Ebenfalls am Montag hatte DDVG-Schatzmeisterin Inge WettigDanielmeier in einem Interview zum wiederholten Mal angekündigt, dass die Stellenzahl noch in diesem Jahr von 1100 auf 750 abgebaut würde. Und gab es in der Redaktion nicht schon seit längerem die Versuchung, hinter dem Rücken von Chefredaktion und Verlag den Aufmacher gegen einen Protestartikel auszutauschen? Gewagt hat es dann doch keiner.

Jeder weiß: Wer die SPD-Medienholding an ihrem wundesten Punkt treffen will, muss ihr unterstellen, sie greife in die Inhalte der Zeitung ein. Am Abend erklärte die „FR“: Alles nur ein Versehen – ein Bild von Woody Allen neben der Kopfleiste habe das „UN“ verdrängt. Selbst, wenn keine Absicht dahinter steckte: Für ein Versehen wirkt es sehr gut geplant.

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