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Medien: „Sesamstraße“: Keksverbot für Krümelmonster?

Amerikas Kinder sind zu dick, jemand musste der Jugend ins Gewissen reden. Und wer hat mehr Autorität als das Krümelmonster aus der Sesamstraße?

Amerikas Kinder sind zu dick, jemand musste der Jugend ins Gewissen reden. Und wer hat mehr Autorität als das Krümelmonster aus der Sesamstraße? Seit 2005 isst der blaue Keksenthusiast deswegen im US-Fernsehen weniger Süßkram und mehr Obst und Gemüse, ab dem kommenden Jahr sind diese Folgen auch bei uns zu sehen.

In der Sesamstraßenredaktion beim Norddeutschen Rundfunk (NDR), der die deutsche Version der Kinderserie produziert, ist man nicht unbedingt glücklich über das politisch korrekte Monster. „Ich glaube nicht, dass sich irgendein Kind besser ernährt, weil Krümelmonster Gemüse isst“, sagt Redakteurin Birgit Ponten. Die US-Sendung habe sich insgesamt verändert: „Die amerikanische Sesamstraße ist in den letzten zwei Jahren päpstlicher geworden.“ Mit vielen moralischen Ermahnungen wenden sich die Moderatoren in einer Art Frontalunterricht häufig direkt an die Zuschauer.

Deswegen bemüht sich die deutsche Redaktion, mehr Elemente der Sendung selbst zu produzieren. In diesem Jahr ließ der NDR eigene Puppen von Ernie und Bert herstellen, um die wohl beliebtesten Charaktere der Sendung unabhängig von den US-Vorbildern agieren lassen zu können. Gesunde Ernährung ist allerdings auch Thema in der deutschen Sesamstraße: Der NDR hat sich für eine dreizehnteilige Reihe Fernsehkoch Tim Mälzer in die Sendung geholt, damit er mit Kindern Gerichte wie Kräuterrührei mit Vollkornbrot zubereitet.

Fans des alten Krümelmonsters müssen nicht befürchten, künftig nur noch ein reines Brokkolimonster zu sehen zu bekommen. Im US-Original teilte Krümelmonster den Kindern in einem Lied mit, Kekse seien ein Nahrungsmittel, das man ruhig essen könne – manchmal: „A cookie is a sometimes-food“. Obst und Gemüse werden nur in einigen deutschen Folgen eine Rolle spielen. Und Krümels Tischmanieren bleiben eines Monsters würdig: „Krümelmonster wird Gemüse so essen, wie er sonst auch Telefone, Teller und Möbel isst“, sagt Birgit Ponten, „es wird eben auch mal ein Blumenkohl dabei sein.“

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