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Was war? Monika Wulf-Mathies wird auf Bitten von WDR-Intendant Tom Buhrow prüfen, wie der Sender mit Hinweisen auf sexuelle Belästigung umgegangen ist.

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Sexuelle Belästigung: Wulf-Mathies prüft im WDR für den WDR

Die ehemalige Gewerkschaftschefin Monika Wulf-Mathies prüft auf Bitten des WDR Vorwürfe sexueller Belästigung im Sender

Die frühere Gewerkschaftschefin Monika Wulf-Mathies soll prüfen, wie der Westdeutsche Rundfunk (WDR) mit Hinweisen auf sexuelle Belästigung umgegangen ist. „Sie soll in völliger Unabhängigkeit ihre Untersuchungen durchführen“, sagte WDR-Intendant Tom Buhrow am Donnerstag in Köln. Dafür erhalte sie uneingeschränkten Zugang zu allen Informationen und Gesprächspartnern. „Wir haben nichts zu verbergen.“ Die Ergebnisse sollen nach Abschluss der Untersuchung veröffentlicht werden.
Unterstützt wird Wulf-Mathies von der Bonner Kanzlei Pauly und Partner. „Wir sind nicht der verlängerte Arm des Arbeitgebers“, sagte Wulf-Mathies, die von 1994 bis 1999 EU-Kommissarin für Regionalpolitik war. Als erste Frau wurde die heute 76-Jährige 1982 an die Spitze einer Gewerkschaft, dem ver.di-Vorgänger ÖTV, gewählt. Die „#MeToo“-Debatte habe gezeigt, dass es für Frauen immer noch sehr schwer sei, sich gegen sexuelle Belästigung zu wehren, sagte Wulf-Mathies. Dazu bedürfe es eines Klimas, in dem sich Frauen angstfrei beschweren und auch sicher gehen könnten, dass die Vorwürfe mit äußerster Akribie untersucht würden. Trotzdem bewege man sich auf einem schmalen Grat, weil auch die Persönlichkeitsrechte der Beschuldigten gewahrt werden müssten. Wichtig seien transparente Verfahren und Regelungen sowie die klare Ansage, dass Verstöße sanktioniert würden, sagte Wulf-Mathies. Jedoch bewege man sich auch stets auf einem schmalen Grat, wenn es um die Überprüfung von Belästigungsvorwürfen gehe, denn bei aller Solidarität mit den Opfern müssten auch die Persönlichkeitsrechte des Beschuldigten gewahrt werden. Wulf-Mathies sagte, sie sei vor knapp einer Woche vom WDR kontaktiert worden und werde ehrenamtlich tätig sein.

Buhrow: WDR nicht stärker betroffen als andere Unternehmen

„Es sind Fehler passiert, ganz sicher“, sagte WDR-Intendant Buhrow. „Es tut mir Leid um jeden einzelnen Fall.“ Allerdings glaube er nicht, dass grundsätzliche Defizite vorliegen, indem das Thema sexuelle Belästigung beim WDR ausgeblendet oder nicht ernst genommen worden wäre. Den Sender sieht er nicht stärker von Sexismus betroffen als andere Unternehmen auch.

Dem WDR war vorgeworfen worden, Führungskräfte hätten in den vergangenen Jahren Hinweise auf sexuelle Belästigung durch mehrere Mitarbeiter nicht ausreichend ernst genommen. Mitarbeiter, gegen die Vorwürfe erhoben worden seien, seien nicht arbeitsrechtlich belangt, sondern sogar befördert worden. Das hatte der Sender zurückgewiesen. Laut WDR sind in den vergangenen zehn Jahren beim WDR sieben Fälle sexueller Belästigung aktenkundig geworden Der WDR hatte einen ehemaligen Auslandskorrespondenten nach Vorwürfen wegen sexueller Belästigung bis auf weiteres freigestellt.
Am Mittwoch war ein Brief von 70 WDR-Mitarbeitern an Senderchef Buhrow bekannt geworden, in dem sie sich besorgt über den Umgang mit Vorwürfen der sexuellen Belästigung gezeigt. Die bekannt gewordenen Übergriffe seien das eine, das andere sei die Art, wie der Sender damit umgehe, kritisierten die Beschäftigten in dem Brief, der dem Tagesspiegel vorliegt. (mit dpa/epd)

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