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Pocher

© dpa

Show: Oliver Pocher: Aufstieg? Absturz?

Oliver Pocher will beweisen: Ich kann Late Night auch solo. Harald Schmidt soll nicht eingeladen werden.

Die erstaunliche Laufbahn des 31-jährigen Versicherungskaufmanns Oliver Pocher aus Hannover ist vorerst auf dem Höhepunkt angekommen. Genau genommen auf der Höhe von 4,05 Metern. Von der „wahrscheinlich steilsten Showtreppe der Late-Night-Geschichte“, wie die Sat-1-PR-Abteilung dichtete, steigt Oliver Pocher heute erstmals die 21 Stufen herab, um das Publikum in einem umgebauten Kino in der Kölner Innenstadt zur ersten „Oliver-Pocher-Show“ zu begrüßen. „Auf dieser Treppe kann man auch Karrieren beenden“, witzelte Pocher bei einer Pressekonferenz am Mittwoch. Dass es seine eigene sein und er selbst in seiner neuen Rolle als Solo-Late-Night-Talker ins Stolpern geraten könnte, befürchtet der selbstbewusste Spaßvogel weniger. „Wir halten’s wie die SPD. Wir sind mit 23 Prozent zufrieden.“ Tatsächlich ist Sat 1 von solchen Einschaltquoten am Freitagabend so weit entfernt wie die Sozialdemokraten von der Bundestagsmehrheit.

Es kann nur besser werden für alle Beteiligten, für den Sender ebenso wie für Pocher selbst, der seinen zweijährigen Ausflug zur ARD durchaus verteidigte. „Schmidt & Pocher“ sei definitiv ein Erfolg gewesen, gerade in der jüngeren Zielgruppe, erklärte er. Auch seiner eigenen Karriere habe das öffentlich-rechtliche Gastspiel aufgrund der großen Aufmerksamkeit genutzt. Und von Harald Schmidt habe er gelernt, den Zuschauern eine ganze Woche am späten Abend gekonnt näher zu bringen. Diese Anwandlung von Respekt währte allerdings nicht lange und wurde vom branchenüblichen Spott abgelöst. „Warum sollte ich ihn einladen?“, gab Pocher auf die entsprechende Frage zurück, „ich will mir ja die Quote nicht kaputt machen.“ Klappern gehört zum Handwerk, doch eine Spur Bitterkeit war dabei. „Ich war ja der Untergang des Abendlands. Ich habe die Quote kaputt gemacht und für die Skandale gesorgt. Harald war der Gute“, bilanzierte Pocher seine ARD-Zeit ein wenig selbstmitleidig.

Dabei hat er doch die Rolle des Bösen im Fernsehen einträglich belegt. Pocher ist seit seiner ersten Show bei Viva der Lümmel aus der ersten Bank, der vor Kameras so richtig aufblüht. Er kann schlagfertig und unterhaltsam sein, aber das Pennälerhafte wird er nicht los. Das Kölner Studio, eigentlich ein Filmtheater aus den fünfziger Jahren, wurde von Designer Florian Wieder umgestaltet und erinnert nun eher an die Siebziger, mit viel Gold im Bühnenbild, großen Kugellampen und einem Tisch für den Moderator, in dessen vordere Seite groß das Wort „Tisch“ gesägt wurde. Achtung, Ironie! Im Hintergrund glitzert die unvermeidliche Kölner Großstadt-Kulisse (Dom, Hauptbahnhof) mit überdimensionaler Oliver-Pocher- Show-Reklame. Eine Frauenband sorgt für die Musik, auf einen „Sidekick“ wie einst Manuel Andrack bei Schmidt wird verzichtet. Pocher will sich und den Zuschauern beweisen, dass er es alleine kann.

Dabei erfindet sich der Entertainer, dessen Pocher Entertainment GmbH gemeinsam mit Spiegel TV die vorerst 33 vereinbarten Shows für Sat 1 produziert, nicht gerade neu: Es gibt den obligatorischen Stand-up, zwei prominente Gäste, seine Lieblingsparodien (Podolski, Kahn) sowie Einspielfilme. Zuletzt war Pocher auf dem Oktoberfest unterwegs und sollte für die Rubrik „Pochers Auftrag“ von einer 20 Meter hohen Klippe springen. Zur Mutprobe könnte heute auch Shakiras Auftritt werden, denn Pocher kündigte an, er wolle sich am Tanz des kolumbianischen Popstars beteiligen. Zweiter Gast ist Sat-1-Rückkehrer Johannes B. Kerner. RTL tut ihm den Gefallen, Pochers Bühnenshow am Samstag auszustrahlen. „Dieses Wochenende kommen Sie nicht an mir rum“, sagte Pocher leicht stolpernd.

„Die Oliver-Pocher-Show“, Freitag, Sat 1, 22 Uhr 15; „Oliver Pocher live!“, Samstag, RTL, 22 Uhr 25

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