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Sky Sport News HD: Nie wieder Abpfiff

Der Pay-TV-Sender Sky startet einen Sportnachrichtenkanal rund um die Uhr – mit 19 Stunden Fußball. Immerhin 48 Millionen Dollar lässt sich das Rupert Murdoch kosten.

„Sky Sport News HD sind Sportnachrichten in Echtzeit“, „weil jede Sekunde zählt“. „Es ist wie die Umsetzung eines Traums“ und „bedeutet das Ende der Langeweile“. So klingt Sky Sport News HD.

Ein angestrahlter Moderationstisch, der in der Studiomitte thront, ein Moderatorenpaar, das Richtung Kamera strahlt, im Rücken der beiden Anchor, hinter Glas, die umtriebige Redaktion, Touchscreens an den Wänden, flirrende Schlagzeilen. So sieht Sky Sport News HD aus.

Die Imagefilme, die Sky im Vorfeld des Sendestarts von Sky Sport News HD veröffentlicht hat, zeigen keinen gewöhnlichen Sportsender. Sie zeigen eine Nachrichtenfabrik. Die Grafiken kommen vom US-amerikanischen Zulieferer, der Schnitt ist flott, die Musik treibend. Es ist kein zufälliges Bild, das der Bezahlsender vermitteln will: Hier entsteht Großes – eine Art CNN des Sports. Erste Frage an den Senderchef: „Hat Deutschland auf einen 24-Stunden-Sportsender gewartet?“ Roman Steuer verbessert: „24-Stunden-Sportnachrichtensender“. Das klingt größer.

Vor dem Start scheint es dem Neuling in Deutschlands Fernsehmarkt vor allem um Selbstvergewisserung zu gehen. Was machen wir hier eigentlich? Sportnachrichten also. Im großen Stil. 24 Stunden. Sieben Tage die Woche. Ordentlich Selbstvertrauen kann das Team im Vorfeld gut gebrauchen – das Vorhaben ist schon kühn.

Also: Hat Deutschland auf einen 24-Stunden-Sportnachrichtensender gewartet? „Wir sind davon überzeugt“, sagt Senderchef Steuer. Als verantwortungsvoll wirtschaftendes Unternehmen hätte man im Vorfeld selbstverständlich Studien angestrengt – und die zeigten: Es gibt ein „immer weiter steigendes Interesse an Sport-Bewegtbildern“. Das will Sky Sport News HD bedienen. Rund 200 Mitarbeiter wurden in Unterföhring in den vergangenen Monaten angestellt, ein Teil der Firmenzentrale wurde zum Sendestudio umfunktioniert und 14 Moderatoren stehen in den Startlöchern, um am 1. Dezember das Publikum zu begeistern. Dann ist D-Day.

Auf den Medientagen München, der Nabelschau der Branche, wurden Ende Oktober mit einem großen Tusch die Sendergesichter präsentiert. Neben Chefmoderatorin Kate Abdo, die bis vor kurzem für CNN International aus London berichtete und Sportgrößen wie den Fußballer Clarence Seedorf und die Tennisspielerin Serena Williams vor der Kamera befragte, werden unter anderem Ex-Bayern-3-Moderator Marcus Fahn und die ehemalige N-24-Moderatorin Birgit Nössing die Moderationen im neuen Studiokomplex leisten.

Die Stimmung in Unterföhring ist euphorisch. Jeden Tag wird im Simulationsbetrieb geprobt. Selbst Senderchef Roman Steuer soll bei den täglichen Proben dabei sein, wie aus der Redaktion zu hören ist. Neben ihm begleiten die beiden Redaktionsleiter, Jörg Zwacka (ehemals Sat1-„ran“) und Dominik Böhner (ehemals Sport1) das Team. Die rund 80 Sportredakteure wurden auf drei Sendeeinheiten aufgeteilt, die jeweils sechs Stunden Live-Programm verantworten. Auf dem Papier beginnt Sky Sport News HD um sechs Uhr den Tag mit Sportnachrichten; angereichert mit Studiogästen, Einspielern und Schalten zu den Reportern nach Deutschland und Österreich.

Über den Tag verteilen sich im vorläufigen Programmablauf klassische Nachrichtenblöcke: „Guten Morgen Fans“, der „Mittagsreport“ oder „Der Tag“ – zur Primetime ab 20 Uhr. 80 Prozent des Programms, sagte Steuer kürzlich in einem Interview, werden wohl durch Fußballberichterstattung ausgefüllt – gut 19 Stunden des Tages. Aus der Redaktion hört man, nachdem die Planungen vorangeschritten sind, dass mittlerweile sogar mit mehr Sendezeit für der Deutschen Lieblingssport geplant wird – eine Enttäuschung für die, die sich auf einen ausgewogenen Sportsender gefreut haben.

Fußball ist die sichere Bank. Und die ist nötig. Immerhin könnte Sky Sport News HD, um im Sportjargon zu bleiben, der letzte Aufschlag für den Pay-TV-Sender in Deutschland sein. Auch wenn die jüngsten Zahlen leisen Optimismus wecken: Rot werden sie wohl auch 2011 bleiben. Auf der Hauptversammlung der Aktionäre im April musste sich Sky-Vorstandschef Brian Sullivan anhören, sein Unternehmen gehe „am Stock“. Einer der Anwesenden sprach es aus: „Wir hängen immer noch am Tropf von Rupert Murdoch.“ Für das Experiment 24-Stunden-Sportnachrichten stellt der australische Medienmogul und Sky-Mehrheitseigner nun noch mal 48 Millionen Dollar zur Verfügung. Das Darlehen für drei Jahre Sky Sport News HD.

Geht es nach den Senderverantwortlichen, soll das Programm kein Add-on sein, sondern die Attraktivität des Gesamtprogramms unterstützen. Der Sportsender wird Teil des „Sky Welt“-Pakets sein und allen Abonnenten zur Verfügung stehen, im ersten Monat können sogar Nicht-Kunden reinschauen: Zu Werbezwecken wird der Senderneuling bis zum 31. Dezember frei empfangbar sein, sowohl auf HD als auch auf SD-Geräten.

Wie hoch ist der Druck, ein solches Experiment als Erster auf den Markt zu bringen? „Von Druck möchte ich in dem Zusammenhang nicht sprechen“, sagt Roman Steuer. Natürlich gebe es Ziele, die intern gesteckt wurden – nach außen kommunizieren möchte man die nicht. „Sky Sport News HD ist ein langfristiges Projekt, mit dem das Profil von Sky dauerhaft geschärft werden soll.“ Eine echte Analyse, heißt es, wäre erst nach dem ersten Jahr sinnvoll.

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