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Medien: „So viele Alternativen zu Premiere waren da nicht“

Die Arena-Manager Dejan Jocic und Christoph Bellmer über ihr Bundesliga-Programm und die überraschende Allianz mit dem Erzrivalen

Herr Jocic, es ist Freitagabend. Sie saßen den ganzen Nachmittag mit Ihrem neuen Kooperationspartner, Premiere-Chef Georg Kofler, zusammen. Wenn Sie so weitermachen, wird da noch eine richtige Männerfreundschaft draus?

JOCIC: Ach, die Rivalität war nie so groß, wie sie in den Medien gemacht wurde. Man schätzt und kennt sich.

Der Durchbruch soll sich bei einem gemeinsamen Besuch des WM-Finales in Berlin eingestellt haben.

JOCIC: Das wird jetzt gerne geschrieben, dass ich da zusammen mit Kofler war. Eigentlich saß aber nur jeder von uns irgendwo im Stadion. Aber im Umfeld des Spiels haben sich die entscheidenden Leute zusammengesetzt. Und dann ging alles ganz schnell. Wir haben uns innerhalb von 48 Stunden geeinigt.

Wie genau kam es zur Annäherung? Im Gebiet des größten Kabelnetzbetreibers des Landes, Kabel Deutschland, wird ja jetzt, wie Mitte der Woche bekannt wurde, Ihr Programm von Premiere vermarktet.

JOCIC: Die Frage der Verbreitung unseres Senders über Satellit ist seit langem gesichert. Im Kabel konnten wir uns leider nicht mit der Kabel Deutschland einigen. Dann überlegt man, was es für Alternativen gibt. So viele waren das nicht. Man setzt sich zusammen und redet. Plötzlich fängt man an, etwas aufzuschreiben. Und dann unterschreibt man einen Vertrag.

Anfang der Woche sah das aber noch ganz anders aus. Da machten Meldungen über einen verpatzten Bundesligastart bei Arena die Runde: Ihr Verbreitungsgebiet hatte einen weißen Flecken von 9,6 Millionen Kabelhaushalten – die Kunden von Kabel Deutschland. Wie groß war der Druck, sich zu einigen?

BELLMER: Der selbst gemachte Druck war größer als der von außen. Wir hatten versprochen, allen Fans Fußball zu einem attraktiven Preis anzubieten. Dieses Versprechen haben wir gehalten.

Von wem ging der Impuls zur Zusammenarbeit aus: von Ihnen oder von Premiere?

JOCIC: Das kann man so nicht sagen. Zwei Unternehmen haben sich auf einer geschäftlich sinnvollen Basis geeinigt. Um es klar zu sagen: Der Sieger ist der Fan. Niemand muss mit drei Decodern und mehreren Smartcards herumhantieren. In vielen Fällen reicht jetzt ein Decoder und eine Smartcard.

Im Gebiet von Kabel Deutschland gibt es circa 500 000 Premiere-Fußballkunden. Gehen Sie davon aus, dass die automatisch Arena-Kunden werden?

JOCIC: Ich gehe davon aus, dass die bisherigen Bundesligazuschauer das ArenaProdukt wählen werden, weil das Preisleistungsverhältnis nun deutlich besser ist. Wenn die vorhandene Kundschaft am Ball bleibt, ist das natürlich ein Riesenschritt für Arena.

Es heißt, dass Arena diesen Riesenschritt auch gut gebrauchen kann. Wie viele Abonnenten hat Arena denn?

BELLMER: Zu Zahlen sagen wir nichts, und ich erkläre Ihnen auch, warum. Wir wollen keine Wasserstandsmeldungen abgeben, die fälschlicherweise hochgerechnet werden. Nur so viel: Wir sind mit den bisherigen Buchungen sehr zufrieden und liegen über Plan. In drei Jahren wollen wir so viele Fußballkunden haben wie Premiere heute.

Das wären etwa zwei Millionen. Wann werden Sie den ersten Stand nennen?

JOCIC: Im Laufe des Sommers.

Die Überlegungen von Anfang der Woche, die erste Bundesligakonferenzschaltung im Free-TV bei Sat 1 zu zeigen, wurde Arena auch nicht gerade als Zeichen der Stärke ausgelegt.

BELLMER: Aber nur, weil unzulässige Zusammenhänge hergestellt wurden. Diese Idee hatte nichts mit einem vermeintlich unbefriedigenden Abonnentenstand zu tun. Die Idee hierzu gibt es seit Februar. Das war als reine Promotionaktion geplant, um Appetit auf das Angebot von Arena zu machen.

Sind die Überlegungen trotz Premiere- Partnerschaft immer noch aktuell?

JOCIC: Grundsätzlich schon. Auch wenn ich sagen muss, dass wir es schon schade fanden, dass die Interpretationen so negativ waren. Wir überlegen uns das jetzt gut.

Kurz vor Saisonstart steht fest: Die Bundesliga erreicht Fußball-Deutschland auf komplizierten Wegen: In Hessen, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg kommt Arena direkt zu den Kunden, in den dreizehn übrigen Ländern im Kabel über den Umweg Premiere. Premiere bezahlt für jeden Kunden einen Abschlag an Sie. Dafür vermarktet die Arena-Muttergesellschaft, der Kabelnetzbetreiber Unity Media, Premiere-Pakete in seinem Gebiet. Hört sich stark nach Notlösung an ...

JOCIC: Nein, und kompliziert ist es auch nur auf den ersten Blick. Was man beachten muss: Das Haus Premiere besteht aus zwei Unternehmen: aus dem Sender und aus der Plattform, auf der auch andere Fremdanbieter wie Disney Channel oder 13th Street zu sehen sind. Arena wird nun ein Kanal auf dieser Plattform. Dort kämpft jeder für seine Marktanteile.

Für eine klassische Wettbewerbssituation ist eine so weit reichende Zusammenarbeit trotzdem ungewöhnlich ...

JOCIC: Wir sind das Paket Nummer eins auf Premiere. Die Bundesliga ist das Premium-Pay-TV-Produkt schlechthin.

Dennoch müssen Sie einen Wettbewerber im Spiel halten.

BELLMER: Klar, aber was heißt das? Diese Argumentation unterstellt, dass es für uns ein Gewinn wäre, wenn sich Premiere aus dem Markt verabschieden würde. Dem ist nicht so. Fokussiert auf die nächste Rechtevergabe der DFL in drei Jahren, gäbe es – rein theoretisch gesprochen – auch ohne Premiere ein Wettbieten. Da wird die Deutsche Telekom dabei sein. Bis dahin wird auch Handy-TV eine zentrale Rolle spielen. Mobilfunkanbieter werden mitsteigern. Und wir haben uns bis dahin als feste Größe etabliert.

Welche Laufzeit hat der Vertrag mit Premiere?

JOCIC: Er ist längerfristig angelegt.

Herr Jocic, Sie sind verantwortlich für das Arena-Programm. Was wollen Sie in der Berichterstattung besser machen als ihr Vorgänger Premiere?

JOCIC: Wir werden in Sprache und Bild neue Maßstäbe setzen. Der Fan hat viele Optionen, kann bei Kommentar oder Perspektive wählen.

Geht’s ein bisschen präziser? Gibt es verschiedene Kommentatoren für Südkurvenfans und die Fußballintelligenz?

JOCIC: Lassen Sie sich überraschen.

Was schauen Sie sich von Premiere ab?

JOCIC: Der Konferenzkanal war zum Beispiel eine sehr gute Idee. Den schauen 70 bis 80 Prozent der Zuschauer. Das ist natürlich eine sehr gute Vorlage.

Sie haben mit Albrecht Schmitt-Fleckenstein den ehemaligen Sat-1-Sportchef engagiert. Wird die Arena-Übertragung eine lange Version von „ran“ mit viel Show und Klamauk?

JOCIC: Jede Zeit hat ihre Innovationen. „ran“ hat zu seiner Zeit Maßstäbe im Fernsehen gesetzt, die weit über den Fußball hinausgingen. Jetzt haben wir eine andere Zeit. Wir wollen näher an den Fan ran, ihn in seiner Sprache ansprechen.

Kann man einen Pay-TV-Kanal ausschließlich mit Fußball betreiben. Premiere bietet ein umfangreiches Rahmenprogramm. Mit was wollen Sie zukünftig das Senderprofil schärfen?

BELLMER: Wir konzentrieren uns im ersten Schritt auf Fußball. Im Sportsegment wollen wir auch peu à peu weitere Rechte zukaufen.

Was ist mit Spielfilmen, Serien, Dokumentationen?

JOCIC: Da ist gerade noch nichts spruchreif.

Wird es auch für die Kunden, die Premiere für Arena gewinnt, beim Preis von 14,90 Euro für das Fußballabo bleiben?

JOCIC: Ja, das hat Premiere in dieser Woche bestätigt.

Am 11. August geht die Liga los. Werden Sie es dann schaffen, neben Georg Kofler im Stadion zu sitzen?

BELLMER: Eine schöne Idee.

JOCIC: Stimmt. Aber ich fürchte, wir können nicht. Wir werden alle drei an der Bundesliga-Übertragung arbeiten. Premiere fürs Internet, und wir fürs Fernsehen.

Das Gespräch führte Simon Feldmer.

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