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Medien: Solo-Tanz

Schmales, klares Gesicht, schwarzer Madonnenscheitel, Sphinx-Lächeln. Keine Frage, die andalusische Tänzerin, Choreographin, Filmregisseurin Blanca Li ist eine schöne Frau.

Schmales, klares Gesicht, schwarzer Madonnenscheitel, Sphinx-Lächeln. Keine Frage, die andalusische Tänzerin, Choreographin, Filmregisseurin Blanca Li ist eine schöne Frau. Wie sie da sitzt auf ihrer Lederbank. So still und konzentriert. Vor ihr liegt ein Haufen Fotos aus ihrem Leben, ein Flamencokleid, ein Fächer und ein Paar alte Ballettschuhe. Eine Einstellung des Dokumentarfilms der Reihe „Gero von Boehm begegnet: Blanca Li“ (3Sat, 22 Uhr 25), die kaum ahnen lässt, wie viel Energie und Temperament in der Frau schlummert.

Wer ist Blanca Li, die von der Kritik mit Häme und Spott überschüttete, vom Publikum begeistert gefeierte neue Ballettchefin an der Komischen Oper in Berlin? Ganz die beherrschte Spanierin, gibt sie im Gespräch mit Gero von Boehm nur die biografische Oberfläche preis. Sie plaudert entspannt von frühkindlicher Begeisterung für den Tanz, von ihren Ausbildungswegen und den schnellen Erfolgen, vom Abenteuer New York und Martha Grahams gestrenger Schule, von der Wiederbegegnung mit der arabischen Kultur in Marrakesch und von ihrer Kultkneipe in Madrid, die sie mit ebenso viel Fantasie und Witz betrieb wie die später folgende Dépendance in Paris.

Und was ist mit Berlin? Von Boehm fragt nicht. Er fragt nur nach ihrer Anfang Juni erwarteten zweiten Premiere „Borderline". Von diesem Titel leiht er sich den roten Faden für sein Interview: Grenzüberschreitungen. Wie nah sei sie schon einmal dem Wahnsinn gekommen? Was bedeute ihr Sex? Drogen? Kunst? Kitsch? Blanca Li denkt nicht daran, sich in die Karten schauen zu lassen. Vorsichtig und unbeirrbar freundlich lässt sie den Frager auflaufen. Privatleben? „Sehr privat". Das Nacktfoto von Carl Lagerfeld? „Der Körper ist ein Wunder der Natur“ – und natürlich auch ihr Arbeitsinstrument.

Blanca Li setzt der Neugier entschieden Grenzen, und Gero von Boehm achtet sie. Und da unterscheidet er sich von seinen jungen Kollegen wie Kerner oder Beckmann. Er versucht gar nicht, ihr mit seinen Fragen unter die Haut zu kriechen. Nobel wahrt er die Distanz, aber er schafft es auch nicht, die klassischen Form des Interviews auszureizen und ein echtes Gespräch zu etablieren. Kein Funkeln entsteht, kein Spiel mit Worten und Emotionen, die beiden Menschen im intimen Studio-Licht bleiben einander fremd.

An dieser Frau beißt sich der renommierte Journalist die Zähne aus – für Persönlichkeiten wie Blanca Li taugt wohl das so edle wie sperrige und schön altmodische Genre des geduldigen „Interviews zur Person“ nicht. Wer also ist Blanca Li? Sie lächelt. Und wahrt ihr Geheimnis. Mechthild Zschau

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