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Soziale Netzwerke: Mauerkind.de: Wiedervereint im Internet-Netzwerk

Die Internet-Gemeinschaft Mauerkind.de gilt manchen als OssiVZ. Dabei leben viele Mitglieder längst in den alten Bundesländern.

Es gibt mehr als Facebook. Die Internetnutzer tauschen sich in den verschiedensten Foren über Katzen, Reisen und Autos aus oder schreiben Blogs. Andere kreieren einfach ihr eigenes soziales Netzwerk, so wie die Macher von Mauerkind.de. „Mauerkinder, das sind für uns vor allem junge Menschen aus dem Osten“, sagt Holger Heckmann. Gemeinsam mit Yves Rham rief er das soziale Netzwerk zum 20. Jahrestag des Mauerfalls ins Leben. Das Ziel der Macher: die Mauerkinder wieder zu vereinen. Junge Menschen aus den neuen Bundesländern, die wegen der schlechten Situation am Arbeitsmarkt und geringen Zukunftsperspektiven umziehen müssen, sollen hier alte Bekannte in ihrer neuen Heimat finden.

Weit über die Hälfte der Mitglieder stammt aus den neuen Bundesländern. Vor allem Thüringer und Berliner sind in der Mauerkind-Gemeinschaft zu finden. OssiVZ nennen denn auch manche die Plattform, in Anlehnung an das Studenten-Netzwerk StudiVZ. Vor allem eine Funktion gilt vielen Mitgliedern als echtes Plus: Unter „Fahrgeschäfte“ lassen sich unkompliziert Mitfahrgelegenheiten organisieren und Fahrgemeinschaften bilden. Andere melden sich an, weil sie die Seite einfacher finden als die großen sozialen Netzwerke, weniger anstrengend. So sieht die Website von Mauerkind.de auch aus: ganz simpel gestrickt. Für die Mehrheit der Digital Natives, junge Menschen, die mit dem Internet aufgewachsen sind, wirkt sie wohl nicht gerade einladend. Für ihre Mitglieder scheint sie so gerade richtig zu sein.

Das Konzept der Seite wurde inzwischen durch eine wachsende Zahl von Mitgliedern aus den alten Bundesländern unterwandert. Die Macher reagieren flexibel. „Mit dem Namen Mauerkind sprechen wir natürlich vor allem Menschen aus den neuen Bundesländern an“, sagt Heckmann. „Letztlich sind wir aber doch alle Mauerkinder, jeder lebt hinter seiner eigenen kleinen Mauer.“ Einen Boom wie bei Facebook hat es für Mauerkind bisher nicht gegeben. Zu den 700 Mitgliedern stoßen wöchentlich fünf bis zehn neue. Mit den Zahlen sind die Gründer zufrieden. „Es dauert eben bis sich ein neues soziales Netzwerk durchsetzt“, sagt Heckmann.

Davon, dass die Seite zur Abgrenzung beitragen könnte, will er nichts hören. Er könne Leute nicht verstehen, die immer noch zwischen Menschen aus Ost und West unterscheiden würden, sagt Heckmann.

Der Name Mauerkind sei in dieser Hinsicht auch ironisch gemeint. Abgeschottete Ossi-Gemeinschaften in westlichen Städten seien nicht das Ziel des Netzwerks. „Über alte Freunde kann man viel einfacher Bekanntschaften an seinem neuen Wohnort schließen“, sagt Heckmann. Die Möglichkeit bieten natürlich auch andere soziale Netzwerke. „Wir haben das Rad nicht neu erfunden“, sagt er denn auch. Nur einfacher und familiärer nachproduziert. Janina Guthke

www.mauerkind.de

Janina Guthke

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