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Jagdgesellschaft und Seilschaft. Die verdienten Genossen um Hermann Stein (Rolf Hoppe, Mitte) haben sich zum Ende der DDR manchen Gefallen getan. Foto: ZDF

© Julia von Vietinghoff

Spannung im ZDF: Schlangen und Schurken

Im Spreewaldkrimi treffen eine Sage der Lausitz und unaufgearbeitete DDR-Geschichte aufeinander.

Der Spreewald kennt offenbar fast so viele Legenden wie er Fließe hat. Oder Schlangen, denn im Niedrigwasser der Lausitzer Sümpfe fühlen sich diese Tiere besonders wohl. Viele Giebelspitzen der Spreewaldhäuser werden von zwei gekreuzten Schlangenköpfen geziert. Eine sorbische Sage handelt nun vom Schlangenkönig. Ein diebischer Graf aus der Toskana raubt diesem Schlangenkönig seine wertvolle Krone und baut sich mit dem ergaunerten Reichtum ein Schloss. Schlangen, Schlösser, Schurken sind zugleich die Zutaten, die Drehbuchautor Thomas Kirchner für den neuen Spreewaldkrimi „Eine tödliche Legende“ zusammengerührt hat.

Regisseur Torsten C. Fischer lässt es ruhig angehen. Auf schnelle Aufklärung ist sein Film nicht angelegt. Die beiden Todesfälle, die sich rund um Schloss Lübbenau innerhalb von vier Tagen ereignet haben, scheinen zuerst einmal in keinerlei Zusammenhang zu stehen. Der Tourist im Schlosshotel starb an Herzversagen, Bauunternehmer Stein ist offensichtlich nach einer ausgiebigen Feier ins nahe Wasser gefallen und ertrunken. Kommissar Krüger (Christian Redl) glaubt jedoch nicht an solche Zufälle und ordnet bei der Wasserleiche eine Obduktion an. Ergebnis: Der Bauunternehmer ist nicht ertrunken, ein starkes Gift verkürzte sein Leben. Die Spuren, auf die Krüger bei seinen Ermittlungen stößt, reichen weit zurück in die Vergangenheit. Welche Rolle spielt Ludger Krautberg (Hans-Jochen Wagner), der ehemalige DDR-Flüchtling, der seit Jahren gegen die Steins auf Rückübertragung seines Grundstücks klagt? Und ist Hermann Stein (grandios: Rolf Hoppe), der demenzkranke Vater des toten Unternehmers, tatsächlich immer schon ein so netter und harmloser Mensch gewesen?

Greta Althof (Muriel Baumeister) sucht ebenfalls nach Antworten. Sie will wissen, warum ihr Vater (Rüdiger Vogler) von Bremen in den Spreewald reiste, bevor er im Hotelbett starb. In seinen Sachen findet sich ein rätselhaftes Skizzenbuch. Die Bilder darin lassen darauf schließen, dass seine Verbindungen zu dieser Region ebenfalls weit zurückreichen, bis in die Anfangsjahre der DDR.

Fischer schneidet die verschiedenen Zeitebenen geschickt gegeneinander, so als könne die Tochter beobachten, was ihr Vater bei seiner Erinnerungsreise erlebt hat. Vergangenheit und Gegenwart verwischen im Spreewald, wo sich die Nebel nur langsam auflösen. Selbst die Sagen von längst verlorenen Schlachten der Sorben von vor 1000 Jahren hallen in der Lausitz noch immer nach. Kurt Sagatz

„Spreewaldkrimi – Eine tödliche Legende“, ZDF, 20 Uhr 15

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