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Drei plus einer. Uwe Kockisch (links), Götz George (Zweiter von links) und Rosalie Thomass spielen Polizisten, Jürgen Vogel den ausgebrochenen Polizistenmörder. Foto: ZDF

© dpa

Spannungsfernsehen: Der Kommissar und der Berliner Dreck

Wer ist schuld am „Tod einer Polizistin“? Ein hochbesetzter ZDF-Krimi mit Götz George und Jürgen Vogel sucht die Antwort.

Beim Blick auf den Besetzungszettel darf die Zunge schnalzen: Götz George und Uwe Kockisch, Rosalie Thomass und Jürgen Vogel. Bei den Männern ist die Reaktion klar und bei Rosalie Thomass eine Überraschung? Nicht für den, der „Tod einer Polizistin“ gesehen hat. Das Quartett und keiner weniger macht die Wertigkeit der 90 Minuten aus. Magnus Vattrodt hat das Buch geschrieben. Matti Geschonneck hat inszeniert, herausgekommen ist ein sehr überzeugender Polizeifilm im Faltenwurf eines Berliner Krimis.

Frank Keller (Jürgen Vogel) rüpelt sich mit seiner Anwältin als Geisel den Weg in die Freiheit. Hat er noch was zu verlieren? Der Polizistenmörder soll auch nach 15 Jahren Sicherheitsverwahrung dort verbleiben, sein Antrag auf Aussetzung wurde abgewiesen. Abrechnen, zurückzahlen – „und zwar mit Zinsen“, Keller nimmt auch Bruno Theweleit (Götz George) mit auf die Rechnung an, den pensionierten Hauptkommissar, dessen Aussage für die Verurteilung entscheidend war. Die junge Polizistin Lena Frey (Rosalie Thomass) kommt quer, immerhin deponiert Keller bei ihr die Zweifel, wer wirklich für den Tod der Polizistin verantwortlich war: Nicht er, sein Komplice Samir habe geschossen. Samir ist auf der Flucht, er muss Kellers Rache fürchten. Eine Sonderkommission, der auch Theweleits Ex-Kollege Günther Lehmann (Uwe Kockisch) angehört, fahndet nach den Flüchtigen. Das Katz-undMaus-Spiel geht weiter. Zielperson ist Keller, Zielpunkt der Mord vor 15 Jahren.

Ohne es zu wollen, tritt Lena Frey als Kämpferin für Recht und Gerechtigkeit an gegen Bruno Theweleit, den Lawand-Order-Enthusiasten. Und beide gegen Frank Keller, ein einsamer Wolf wie Theweleit selbst und nur sich selbst Rechenschaft schuldig.

Der Polizeithriller „Tod einer Polizistin“ startet mit hohem Tempo und hält es durch. Regisseur Geschonneck inszeniert dicht und direkt. Er will keine Grübelmonster am Tatort, er zeigt Menschen, die sich – zuvorderst Theweleit – durch einen Überzeugungskern definieren. Wen der für „Dreck“ hält, den geht er hart an. Wen Keller für einen Verräter hält, den richtet er übel zu. Lena Frey gerät dazwischen. Sie stammt nicht aus der Polizistengeneration „Wir Kerle gegen die Kellers dieser Welt“. Frey findet das gestrig, die Männer von gestern, Selbstjustiz schreit sie, Theweleit, den sie als Ausbilder an der Polizeiakademie eigentlich bewundert, droht sie Schutzhaft an. Das stärkste Element im „Tod einer Polizistin“ ist der Perspektivenwechsel, die Verschiebung der Gewissheiten. Die Kampfzone weitet sich aus, sie fasert aus.

Matti Geschonnecks Absicht ist nicht die Figurenpsychologie. Also ist „Tod einer Polizistin“ auf schnellen Fluss und wachsende Spannung hin gearbeitet, es gibt nicht die Deutungsebene drunter und nicht die Metaebene drüber. Die Protagonisten handeln, mehr prototypisch als bedeutungsträgerisch. Nehmt den Theweleit für alle: Dessen Gefühlshaushalt camoufliert Götz George, die Umgebung (die Zuschauer) soll ihn kennen, erkennen soll sie ihn nicht. Die von ihm mit geschaffenen Verhältnisse haben ihn gehärtet, sein Umfeld hat er kontaminiert.

Keller will Theweleit, Theweleit will Keller. Und das hat einen guten Grund. Im U-Bahn-Tunnel bekommen alle Fragen ihre Antwort.

„Tod einer Polizistin“, ZDF, 20 Uhr 15

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