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Medien: Sperrfrist für „Submission I“

„Spiegel-TV“ hat van Goghs islamkritischen Film – darf ihn aber nicht zeigen

Der Verkauf des islamkritischen Kurzfilms „Submission I“ des am 2. November in Amsterdam ermordeten Filmemachers Theo van Gogh ist nach dem Mordanschlag gestoppt. Das teilte eine Sprecherin der Produktionsgesellschaft Column dem Tagesspiegel auf Anfrage mit. Unmittelbar nach dem Mord waren Fragmente des Films an „Spiegel-TV“ (RTL) und das ZDF verkauft worden. Inzwischen ist die Nachfrage nach dem Film, in dem es um die Unterdrückung islamischer Frauen geht, stark gestiegen.

„Der Film wird nun eher provokativ gebraucht, und wir müssen sehr genau überlegen, wie wir damit umgehen, sonst geht der Film am Ziel vorbei. Außerdem haben wir keinen Kontakt zu allen Rechteinhabern“, erklärte die Sprecherin. „Wir wollen nicht provozieren.“ Mit Rechteinhabern meint die Sprecherin auch die niederländische Parlamentsabgeordnete der rechtsliberalen Partei VVD, Ayaan Hirsi Ali, die nach dem Mord an Theo van Gogh wie damals Salman Rushdie nun endgültig untergetaucht ist. Bei der Leiche van Goghs wurde ein Brief an Hirsi Ali gefunden, der einem Todesurteil gleichkommt.

Der Film „Submission I“, der nur elf Minuten dauert, war von Theo van Gogh für die Fernsehsendung „Zomergasten“ („Sommergäste“) der VPRO am 29. August 2004 gedreht worden, eine Drei- Stunden-Sendung rund um die Abgeordnete Hirsi Ali. Die aus Somalia stammende Politikerin wird seit zwei Jahren wegen ihrer islamkritischen Äußerungen bedroht.

Der Film setzt ein mit einer stark verschleierten Frau, die in einem abgedunkelten Raum zu Allah auf Arabisch betet. Es sind nur ihre Augen zu sehen, allerdings ist das Gewand in der Mitte durchsichtig, so dass die Brüste teilweise zu sehen sind. Sie betet zu Allah und sagt: „Während ich hier verletzt und mit gebrochenem Geist liege, höre ich den Richterspruch: Schuldig, ausgesprochen in Euerm Namen.“ Eine Peitsche knallt, in kurzen Schnitten ist der von 100 Peitschenschlägen geschundene Körper zu sehen, die Strafe für Ehebruch, nackte Haut zerfetzte Kleidung und auf der Haut Koranverse. Dann erzählt sie Allah, wie sie zwei Jahre zuvor einen Mann auf dem Markt kennen gelernt habe, den sie geliebt und heimlich getroffen habe. Sie wurde schwanger, aber die Liebenden vertrauten in ihrer Naivität auf Allah.

Sie erzählt Allah in unterwürfigem Ton, wie ihr Vater sie mit 16 Jahren mit einem frommen Mann verheiratet hat. Sie sagt Allah, dass Männer stark seien und Beschützer der Frauen, sie erfahre jede Woche einmal die Stärke ihres Mannes, wenn er ihr mit der Faust ins Gesicht schlage. „Das Leben ist schwer, aber ich unterwerfe mich“, sagt sie. Sie zucke vor jeder Berührung ihres Mannes zurück, aber sie sei gehorsam.

Dazwischen schneidet van Gogh kurze Szenen der geschundenen Frau, die Bilder stehen im krassen Widerspruch zu der ruhigen Art, in der sie, die Betende, Allah ihr Herz ausschüttet. Sie wisse, dass sie gehorchen müsse, sie verschleiere sich und reize niemand. Dann erzählt sie von ihrem Onkel Hakim, der sie immer wieder zu sexuellen Handlungen zwinge und sie immer wieder vergewaltige. Der Vater sage, er dürfe die Ehre seines Bruders nicht besudeln. „Ich habe mich an Euch gewandt, aber Ihr bleibt so stumm wie das Grab, nach dem ich mich sehne“, sagt sie am Ende des Films.

Einen Tag nach der Ausstrahlung des Films waren Drehbuchautorin Ayaan Hirsi Ali und Theo van Gogh auf einer Website von radikalen Muslims bedroht worden. In einem Artikel im „NRC Handelsblad“ hatte sich Hirsi Ali am 3. November zum letzten Mal öffentlich geäußert und es bedauert, dass sie van Gogh zu dem Film bewegt habe. Aber er habe gesagt: „In dem Moment, wo dich diese Überlegungen davon abhalten, deine Meinung zu äußern, gibt es doch keine freie Meinungsäußerung mehr? Das ist Wasser auf die Mühlen der Islamisten.“

Zu sehen ist der Film im Internet als TV-Mitschnitt auf einer werbefinanzierten Website, die Kurzfilme zeigt und von über 20 Millionen Menschen genutzt wird. „Der Film war geplant als Verdeutlichung der Standpunkte von Hirsi Ali. Weitere Folgen waren in Vorbereitung. Wenn wir den Film jetzt zeigen würden, wäre das wie eine Bombe", sagte die Sprecherin der Produktionsgesellschaft. Wann der Film nun im Fernsehen zu sehen sein wird, ist nicht klar. „Wir haben für den nächsten Sonntag noch keine Sendeerlaubnis bekommen“, sagt „Spiegel-TV“-Sprecherin Kerstin Petersen.

Der Film im Internet:

www.ifilm.com

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