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Spiel: Dopingfrei zum Tourmalet

Im Radsport-Manager zur Tour de France 2010 führt der Computerspieler sein Team zum Sieg

Es gewinnen immer die Falschen, diesen Eindruck haben viele Menschen von der Tour de France. Dies gilt umso mehr, wenn am Ende einer Etappe Tom Boonen als Erster durchs Ziel fährt. Nicht, weil der Fahrer aus dem Quick-Step-Team ein ganz übler Doping-Sünder wäre, sondern weil sich Boonen kurz vor der Frankreichrundfahrt am Knie verletzt hat und gar nicht dabei ist. So realistisch das Computerspiel „Le Tour de France – Der offizielle Radsport-Manager“ ansonsten auch ist, gegen solche Schicksalsschläge kann nicht einmal ein Update etwas ausrichten.

Der „Radsport-Manager“, das sind genau genommen zwei Spiele in einem: Als Manager eines Teams muss man auf Talentsuche gehen, Fahrer einkaufen, eine Mannschaft aufstellen. Der Manager kümmert sich um die Sponsoren, die richtige Technik und schickt das Team in Trainingslager. Jenseits dieses Manager-Teils gibt es noch die Radsport-Simulation mit vielen 3D-Rennen. Zur Auswahl stehen neben der Tour de France als Highlight die anderen großen Länderrundfahrten, eine Vielzahl von Klassikern sowie verschiedene Bahnrennen. Sowohl bei den Strecken als auch bei den 65 Teams ist das Spiel nah an der Realität, wenn auch die Namen vieler Fahrer leicht abgewandelt wurden. Aus Cadel Evans wurde Cadel Evins, und Lance Armstrong heißt Lance Neilstrung. Bedauerlicher ist es, dass der „offizielle Radsport-Manager“ zur 2010er Tour die Fahrer nicht mit ihren echten Gesichtern zeigt – bei rund 200 Pedalisten wären die Rechner damit überfordert, sagten Entwickler auf Nachfrage. So stimmt beim Astana-Fahrer Alexander Winokurow zwar das Trikot, aber nicht einmal die blonde Haarfarbe wurde übernommen. Die Namen der eigenen Team-Fahrer werden immerhin eingeblendet.

Dafür sind die grafischen Leistungen des Spiels beeindruckend. Weitläufige Felder, zerklüftete Bergregionen, selbst kleine Details in der Vegetation lassen sich in der Vorbeifahrt erkennen. Während der Kopfsteinpflasterpassagen durch Belgien werden die Fahrer sogar äußerst realistisch durchgeschüttelt, die Detailverliebtheit geht bis zum belgischen Regen. Selbst an den regelmäßigen Griff zur Wasserflasche haben die Programmierer gedacht. Die Kommentare des Sprechers orientieren sich an den Streckengegebenheiten der aktuellen Etappe und enthalten auch sonst kaum mehr Plattitüden als vom Fernseher gewohnt.

Das Verhalten des eigenen Fahrers kann nur in sehr begrenztem Maß beeinflusst werden. Angriff, Gegenangriff, Führungsarbeit übernehmen – damit hat es sich im Wesentlichen. Dabei wäre es wünschenswert, wenn man sein Team schnell zusammenfassen könnte, um zum Beispiel einen Zug aufzubauen. Interessanter als das Spiel gegen den Computer ist ohnehin das Spiel gegen menschliche Gegner. Per Netzwerk oder Internet kann man gegen 20 Mitspieler antreten. Wem das zu langweilig ist, der kann mit dem Streckeneditor eigene Fahrten programmieren, von historischen Etappen bis zur Trainingsrunde vor der Haustür. Kurt Sagatz

„Le Tour de France 2010 – Der offizielle Radsport-Manager“ (Koch Media), rund 40 Euro, für Windows-PC ab XP und mindestens 2,2 Gigahertz. Es gibt eine Version für Playstation Portable.

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