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Medien: Spiel mir das Lied vom Mord

Rufus Beck, Harry Potters Stimme, ist zurück im Fernsehen: als singender Kommissar

Der Polizist Ringo Rolle, gespielt von Rufus Beck, ermittelt eher unorthodox: in Verkleidungen. In der ersten Staffel von „Inspektor Rolle“ nahm er die Identität eines Zuhälters, Junkies und Versicherungsagenten an. An diesem Mittwoch ist er kaum wiederzuerkennen: blonde Perücke, falsche Zähne und ein eng anliegender weißer Glitzeranzug. Aus Ringo Rolle wird der Schlagerstar Ray Love.

Was bleibt ihm anderes übrig – Rolle ist zufällig mit seiner Tochter live dabei, als der deutsche Schlagerstar Ray Love bei der Vorentscheidung zum Grand Prix tot zusammenbricht. Der Inspektor geht gleich auf die Suche nach dem Mörder. Was folgt, ist eine witzig-absurde Geschichte, die Rufus Beck liegt, denn er hat ein Faible für komische Rollen. Selbst vor Klamauk scheut er sich nicht. Sogar einen schnulzigen Schlagersong trägt Rufus Beck als Ray Love vor.

Rufus Beck ist also mal wieder im Fernsehen zu sehen: in zwei neuen Folgen „Inspektor Rolle“. Vor kurzem spielte er im Kinderkinofilm „Wilde Kerle“ einen Fußballtrainer. Fast allgegenwärtig war aber in letzter Zeit vor allem seine Stimme: Rufus Beck ist die Hörbuch-Stimme von Harry Potter. 46 Jahre alt ist er und spricht einen Zauberschüler, einen Jugendlichen. Und es klappt. Am 19. Februar ist das fünfte Hörbuch „Harry Potter und der Orden des Phönix“ erschienen. Nur einmal liest er sich Joanne K. Rowlings Buch durch, bevor er es im Studio aufnimmt. 1021 Seiten in elf Tagen. „Ich lese aus dem Bauch raus, das ist wie Free Jazz“, sagt Beck. Bis zu hundert Seiten schafft er an einem Tag. Danach brauche er viel Schlaf.

„Es gibt Leute, die sehen mich als Vorleseonkel der Nation. Ich habe aber nicht nur Kindergeschichten gelesen, sondern auch ,Glamorama’ von Bret Easton Ellis.“ Ebenso Franz Kafka und John Irving. Allein 170 Stunden Rufus Beck erlebt der Hörbuch-Konsument, wenn er sich die Potter-CDs und Irving-Werke anhört. Wie wäre es, wenn er so oft im Fernsehen auftauchen würde? „Das wäre wahnsinnig, dann müsste ich aus Deutschland auswandern. Die Leute würden sagen: nicht der schon wieder.“ Dann denkt Beck kurz nach, lacht. „Ich fände das toll“, korrigiert er sich. „Dann würde ich Deutschland okkupieren.“ Stattdessen okkupiert er die Bühne. Sei es mit seinen Lesungen oder als Magier in „Tabaluga und das verschenkte Glück“. Bereits 1994 spielte er bei Peter Maffays Musikmärchen mit, nun hat er am neuen Tabaluga-Buch mitgeschrieben und Regie geführt. Im Oktober 2003 startete die Deutschland-Tournee, die nun ab März weitergeführt wird. Familienunterhaltung sei so ein Abend, sagt der dreifache Vater, der mit seiner Familie in München lebt. Rock’n’Roll, bunt, actionreich – ein Spektakel. Und natürlich kann sich Rufus Beck hier wieder verkleiden. Große Arenen mit bis zu 8000 Zuschauern füllen sie mit der Tabaluga-Show.

„Die Bude muss voll sein“, das war schon zu Theaterzeiten seine Devise. Am Theater hat seine Karriere begonnen. In Heidelberg, seiner Heimatstadt, stand er 1979 das erste Mal auf der Bühne. Es folgten Engagements an großen Häusern in Frankfurt und Köln, am Bayerischen Staatsschauspiel in München. Anfang der 90er Jahre kamen die ersten Fernseh- und Kinorollen hinzu. 1994 hat ihn eine komische Figur berühmt gemacht. Er spielte Waltraud in der Kinokomödie „Der bewegte Mann“. „Ich habe es gerne, wenn die Leute lachen. Außerdem hat jede Figur etwas Komisches“, sagt er.

Vielseitig, ein Multitalent, so wird Rufus Beck immer wieder beschrieben. Festgelegt zu werden, das wäre schlimm. Alle Schauspieler sehen das so. Beck sagt im Interview zur Sicherheit noch mal explizit: „Ich bin schwer festzulegen.“

Dennoch gibt es auch Verbindendes: „In allen Sachen, die ich mache, bin ich ein Geschichtenerzähler.“ Rufus Beck kann sich „Inspektor Rolle“ noch an vielen Schauplätzen bei der Undercover-Recherche vorstellen. „Ringo im Kloster, in einer polnischen Spargelfabrik, im Asylantenheim oder noch besser: im Zoo als Pavian-Experte“, sagt er. Und seine Kollegen sind genauso untypische Polizisten wie er: Orkan Orsey (Aykut Kayacik), der einzige echte Berliner im Team, Karsten Schmitt (Thorsten Feller), der junge Kollege mit Vorliebe für schwarze Anzüge, und Kriminaldirektorin Elisabeth von Stein (Eleonore Weisgerber), die Eminem-Fan ist und nebenbei Krimibücher schreibt.

Am Mittwoch nächster Woche, in der Folge „Tod eines Models“, verschlägt es den Berliner Kommissar zunächst in die Welt der Models und Magersüchtigen. Dort gibt Beck einen französischen Fotografen – mit angeklebtem Schnurrbart, versteht sich.

„Inspektor Rolle“, am Mittwoch, den 25. Februar, 21 Uhr 15, Sat 1.

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