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Medien: „Sportschau bleibt vor 20 Uhr“

ARD-Programmdirektor Struve nimmt den Kirch-Deal mit der Liga gelassen

Herr Struve, die Deutsche Fußball Liga lässt sich von Leo Kirch vermarkten. Was sind aus Sicht des ARD-Programmdirektors die wackeligen Punkte bei diesem Deal?

Die von Kirch angestrebte Vermarktungssumme ist ein hochgestecktes Ziel. Ich bin gespannt, welche Strategien sich Leo Kirch zurechtgelegt hat.

Kann Kirch die garantierten 500 Millionen Euro pro Saison erlösen, wenn die „Sportschau“ weiterhin um 18 Uhr 30 läuft?

Herr Kirch wird sich sicherlich etwas dabei gedacht haben, wenn er die Vermarktung der Bundesliga-Rechte für diese Summe übernimmt. Ob er dabei mit der Weiterexistenz der „Sportschau“ rechnet oder nicht, können wir leider nicht sagen. Das müssten Sie Herrn Kirch wohl selbst fragen. Wir gehen aber derzeit davon aus, dass die „Sportschau“ auch ab 2009 weiterhin deutlich vor 20 Uhr zu sehen sein wird.

In welchem Zeitkorridor darf sich denn eine zuschauerattraktive „Sportschau“ bewegen – nur vor 20 Uhr oder doch auch nach 20 Uhr?

Eine „Sportschau“ nach 20 Uhr können wir uns zum jetzigen Zeitpunkt nicht vorstellen. Und übrigens – auch die Fußball-Fans sind in dieser Hinsicht auf unserer Seite: Wie DLF-Geschäftsführer Christian Seifert selbst betont hat, will die Mehrheit die Bundesliga weiterhin vor 20 Uhr im Free-TV sehen.

Das mögen die Fans sagen und denken. Warum aber braucht die Bundesliga die „Sportschau“?

Nur die „Sportschau“ bietet die Möglichkeit, zuverlässig die breite Masse an sich zu binden, und ist damit eine attraktive Plattform für die Fußball-Bundesliga: Sie ist reichweitenstark, besitzt stabile Zuschauerzahlen und befindet sich auf einem Sendeplatz, der seit Jahren gelernt und darüber hinaus sehr jugendfreundlich ist.

Noch hat der Liga-Verband nicht über den Modus eines Spieltages und die Anstoßzeiten von der Saison 2009/2010 entschieden. Erwarten Sie Veränderungen?

Wir werden die Ausschreibung abwarten.

Es werden neue Mitspieler erwartet im Rechte-Deal, darunter Anbieter von IP-TV oder Handy-TV. Sind das ernsthafte Konkurrenten oder nachgeordnete Rechteverwerter?

Auch dies kann man im Moment noch gar nicht bewerten. Wir glauben jedoch, dass die „Sportschau“ eine sehr wichtige Kommunikationsplattform für die DFL, die Vereine und ihre Sponsoren ist und bleiben wird.

Die Premiere-Aktie ist gerade in den Keller gesaust, weil der Pay-TV-Sender um die exklusiven Liverechte fürchten muss. Gäbe es eine ARD-Aktie – wie stände es um deren Kurs?

Eine ARD-Aktie wäre nicht so starken Schwankungen unterworfen, da für den Erfolg der ARD viel mehr Faktoren eine Rolle spielen als nur die Bundesliga-Rechte. Also ein verlässlicher Wert, der in keinem Portfolio fehlen dürfte.

Nötigt Ihnen das Comeback des Leo Kirch Respekt ab?

Sein Engagement ist zumindest mutig.

Wie Leo Kirch leben und arbeiten Sie in München. Also werden Sie es von einer zufälligen Begegnung her wissen: Welche Bank in Deutschland bürgt für den Ex-Pleitier Leo Kirch?

Interessante Frage. Ich freue mich darauf, die Antwort von Leo Kirch demnächst im Tagesspiegel nachlesen zu können.

Das Interview führte Joachim Huber.

Günter Struve

ist Programmdirektor des Ersten Deutschen Fernsehens und ARD-Sportkoordinator.

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