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Medien: Springer auf Auslandsexpedition Warum sich das Verlagshaus für den „Daily Telegraph“ interessiert

Angefangen hat es mit August A. Fischer, besser bekannt als Gus Fischer, der frühere Vorstandsvorsitzende des Axel Springer Verlags.

Angefangen hat es mit August A. Fischer, besser bekannt als Gus Fischer, der frühere Vorstandsvorsitzende des Axel Springer Verlags. Der Schweizer, der in London lebte und zuvor Manager bei Rupert Murdoch war, hatte das Ziel, das deutsche Verlagshaus zu einem internationalen Medienunternehmen mit 30 Prozent Auslandsanteil umzubauen. Gelungen ist es nicht, und daran schuld war nicht zuletzt ein Deal, den er kurz nach Amtsantritt einfädelte, der dann aber grandios geplatzt ist: die geplante Akquisition der britischen Mirror-Gruppe. Von einem Kaufpreis in Höhe von 1,2 Milliarden Pfund beziehungsweise 1,7 Milliarden Euro war damals die Rede. Fischer blitzte mit dem Vorhaben beim Aufsichtsrat ab, insbesondere bei Verlegerwitwe Friede Springer. Das war im Sommer 1998. Dreieinhalb Jahre später war Fischer weg, zuletzt hatte er übrigens ein Jahresgehalt von mehr als elf Millionen Euro – heute teilen sich fünf Springer-Vorstände 17,27 Millionen Euro.

Wie seit Ende des vergangenen Jahres bekannt ist, interessiert sich Springer nun wieder für ein britisches Verlagsunternehmen: die Hollinger-Gruppe mit dem „Daily Telegraph“, dem „Spectator“, der „Jerusalem Post“ und weiteren Titeln. Die nunmehr zweite Runde in dem Bieterverfahren endet am 10. Mai. Von einer Offerte in Höhe von bis zu einer Milliarde Euro ist die Rede. Und das „Handelsblatt“ schreibt, dass Vertreter der Springer-Konzernführung am Donnerstag dem Management in London die Übernahmepläne vorgestellt hätten. Springer lehnt jeden Kommentar zu diesen „Marktspekulationen“ ab. Am Mittwoch sagte Vorstandschef Mathias Döpfner allerdings, aus Gründen der Eitelkeit Trophäen zu überzogenen Preisen zu erwerben, dürfe bei solchen Investitionen keine Rolle spielen. Doch selbstverständlich wäre der „Daily Telegraph“ für den bislang nicht als „global player“ wahr- oder gar ernst genommenen Verlag eine spektakuläre Trophäe.

Springer-Sprecherin Edda Fels sagte am Freitag, das Verlagshaus prüfe regelmäßig, seine Aktivitäten sinnvoll zu ergänzen und auszubauen. Und vielleicht geht es tatsächlich für die Verlagsführung vor allem darum, Erfahrung auf dem internationalen Verhandlungsparkett zu sammeln und die Gelegenheit zu nutzen, die Bücher eines Unternehmens wie der Hollinger-Gruppe zu studieren. Allein die Tatsache, dass es Springer zugetraut wird, diese auflagenstarken, konservativen und EU-feindlichen wie proamerikanischen Blätter zu kaufen, bringt eine öffentliche Aufmerksamkeit, die durch Springers Verweis darauf, sich wegen Verschwiegenheitsverpflichtungen nicht zu äußern, noch größer wird.

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