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Medien: Spur der Steine

„Der Aufstand“ – Doku-Drama über den 17. Juni 1953

„Jeder Bauarbeiter ein Friedenskämpfer“, „Die Sowjetunion ist Deutschlands bester Freund“, „Alle Kraft für den Aufbau des Sozialismus“ – wer in diesen Tagen durch Berlin- Friedrichshain geht, reibt sich vor diesen Plakaten verwundert die Augen und fühlt sich zurückversetzt in die 50er Jahre. Grund sind die umfangreichen Dreharbeiten für das ZDF-Dokudrama „Der Aufstand“, das die Ereignisse vom 17. Juni 1953 aufarbeiten will.

Eine Kraftanstrengung, ganz im Trend der erfolgreichen Doku-Dramen „Todesspiel“ oder „Deutschlandspiel“. Mit einer Mischung aus Spielszenen, Schilderungen von Zeitzeugen und Archivmaterial will Regisseur Hans-Christoph Blumenberg auch jüngeren Zuschauern ein möglichst authentisches Bild vom 17. Juni 1953 vermitteln; „von einem der wenigen Tage der deutschen Geschichte, auf die wir stolz sein können“, wie Guido Knopp, Leiter der ZDF-Redaktion Zeitgeschichte, am Set hinzufügt.

Dort wähnt man sich in einer anderen Welt, überall Plakate mit SED-Sprüchen und Konterfeis von Ulbricht und Stalin. Bei den Dreharbeiten konzentriert man sich auf die „entscheidenden Schauplätze“ in Berlin: der ehemalige sowjetische Militärflugplatz in Karlshorst, das jetzige Bundesfinanzministerium, die Kabelwerke an der Oberspree oder die Gegend rund um die Frankfurter Allee, ehemals Stalinallee, die zur Baustelle „Block 40“ umgebaut wurde. Deren Belegschaft wandte sich am 15. Juni 1953 gegen die Erhöhung der Arbeitsnormen – Ausgangspunkt für die blutigen Ereignisse und fliegenden Steine zwei Tage später. 150 Zeitzeugen hat Blumenberg für die Rekonstruktion dieser Stunden interviewt. Wie ambitioniert das zwei Millionen Euro teure Projekt ist, zeigt die Darstellerliste: Jürgen Vogel, Jan Josef Liefers, Uwe Bohm, Herbert Knaup, Florian Martens, Stefanie Stappenbeck, dazu an die tausend Komparsen. Kaum ein Fernsehfilm wird so hochkarätig und aufwendig besetzt.

Viel Neues dürfte allerdings nicht zu erfahren sein, keine Legendenbildung, keine Verschwörungstheorien, keine Belege dafür, dass Sowjetsoldaten standrechtlich erschossen wurden. „Dafür haben wir keinen Beweis gefunden“, sagt Hans-Christoph Blumenberg. „Der Aufstand“ verfolgt andere Motive. Die Archivszenen sind weitestgehend bekannt. Wichtig ist dem Produzenten Ulrich Lenze „der Blick hinter die Kulissen, die Frage: Wie sah es bei den Arbeiterfamilien aus?“ So soll aus rund 70 Minuten Spielszenen und 35 Minuten Archivmaterial am 17. Juni 2003 ein ähnliches Fernsehereignis werden wie das „Todesspiel“. Pikanterweise plant auch die ARD zwei TV-Filme zu diesem Gedenktag. Der Trend zum Doku-Drama geht indes weiter. Guido Knopp kündigte Serien zur Geschichte der SS, zu Stalin und zum 20. Juli 1944 an. Markus Ehrenberg

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