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Städteporträt: Istanbul, Stadt im Aufbruch

Arte führt eine Woche lang durch die türkische Metropole.

Der Bosporus, natürlich: In jedem Film über Istanbul spielt die Meerenge eine Hauptrolle. Am Wasser liegt die Schauseite der türkischen Metropole, hier stehen die prachtvollen Sommervillen der osmanischen Granden, hier pendeln die 13 Millionen Einwohner zwischen Asien und Europa hin und her. Kaum eine Großstadt der Welt ist derzeit so faszinierend wie Istanbul, kaum eine verändert sich derart schnell. Binnen fünf Jahrzehnten hat sich die Einwohnerzahl verzehnfacht. Und anders als New York, das mit dem Rest der USA nur wenig zu tun hat, stellt Istanbul in den Augen seiner Bewohner tatsächlich einen Spiegel der Türkei dar, einen nationalen Melting Pot, in dem sich die mannigfaltigen Traditionen, Kulturen und Ethnien des Landes mischen.

Dieser Stadt ist nicht mit einem einzigen Film beizukommen. Darum hat Arte jetzt 17 Stunden Sendematerial zusammengetragen und widmet Istanbul von Sonntag an gleich eine ganze Themenwoche. Zum Dank haben die Stadtväter das Projekt sogar ins offizielle Kulturhauptstadt-Programm aufgenommen. Die Tatsache, dass sich die türkische Metropole 2010 den Ehrentitel der Europäischen Union mit dem Ruhrgebiet und dem ungarischen Pecs teilt, findet in den westlichen Medien allerdings kaum ein Echo. Und auch bei Arte sind die stolzen Moscheen und anderen Kulturdenkmäler der Jahrtausende alten Stadt zwar oft im Bild präsent, die Macher der Filme aber interessieren sich viel mehr für das Leben der normalen Leute vor Ort. Gleich zum Start lernt man am Sonntag in einer Folge der Serie „Zu Tisch in …“ einen Silberschmied und seine vielköpfige Familie kennen, die am Stadtrand noch ganz in dörflicher Idylle leben. Albert Knechtel und Tugrul Artunkal stellen in ihrer fünfteiligen Serie „Bosporus“, die ab Montag gezeigt wird, beispielsweise eine erfolgreiche Innenarchitektin vor, die nicht nur Luxushotels am Bosporus designt, sondern auch als erste Frau überhaupt den Gebetsraum einer Moschee ausstatten durfte. Rührend ist die Geschichte eines anatolischen Bäckerlehrlings, der davon träumt, Baklava-König von Istanbul zum werden („Mustafas süße Träume“, 1. Oktober).

Alteingesessene sind natürlich auch hier der Meinung, dass früher alles besser war, in diesem Fall kosmopolitisch und nicht nur amerikanisiert-international wie heute. „Istanbul war ein Märchen“ (27 .9., 22 Uhr 40) spürt diesen goldenen Zeiten nach, während „Planet Galata“ anschließend eine Brücke in den Fokus nimmt, die in einem Geschoss unter der Fahrbahn Cafés und Läden beherbergt, gewissermaßen die Moloch-Variante des Ponte Vecchio in Florenz. Der Medienkünstler Florian Thalhofer hat aus seinen Beobachtungen an der Galata-Brücke zudem einen Film für die Arte-Website gemacht, die bis hin zum interaktiven Stadtplan alles bietet, was man nach dieser Themenwoche vielleicht noch über Istanbul wissen möchte. Frederik Hanssen

„Zu Tisch ... in Istanbul“, Arte, Sonntag, 18 Uhr 30

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