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Medien: Stark mit Stil

Eine Fernsehdame: Annette von Aretin gestorben

Was für ein Name: Marie Adelheid Kunigunde Felicitas Elisabeth, Freiin von Aretin. Und was für eine Dame: Die gebürtige Bambergerin hatte Stil, als Persönlichkeit hinter der Fernsehkamera und auf dem Bildschirm. Von 1954 an kündigte sie als erste Fernsehansagerin des Bayerischen Rundfunks von München aus Sendungen im deutschen Fernsehen an. Und dann als Beruferaterin in Robert Lembkes Sendung „Was bin ich?“: 34 Jahre lang half sie, das Schweinderl mit Fünf-Mark-Stücken zu füllen, wenn sie, trotz feinsinniger Fragen, den gesuchten Beruf des Gastes nicht herausfinden konnte (oder nicht wollte).

Annette von Aretin selbst hatte nicht nur einen, sondern mehrere Berufe. Die gelernte Fotografin war Fernsehansagerin, seit 1947 arbeitete sie für den Hörfunk des Bayerischen Rundfunks, im Hauptberuf leitete sie das Besetzungsbüro des Senders und kümmerte sich dabei um die Auswahl der Schauspieler für Fernsehspiele, die in München produziert wurden. „Für mich war immer wichtig: Für was ist jemand befähigt?“, sagte sie. Gustl Bayrhammer, eine ihrer Entdeckungen, war für sie für ganz vieles befähigt – nicht zuletzt als Imitator von Franz Josef Strauß. Eine zweite Karriere machte die mit einer „Goldenen Kamera“ ausgezeichnete Adelige und Mutter eines Sohnes und einer Tochter als Autorin. Sie publizierte einen Bildband zum 200jährigen Bestehen des Englischen Garten in München, schrieb ihre Lebenserinnerungen und zuletzt das Buch „Liebes Enkelkind“.

Mit ihrer früh begonnenen Karriere hat Annette von Aretin den Frauen aufgezeigt, dass ein eigenständiges Leben in Gesellschaft und Beruf schwierig und zugleich möglich war. Sie hatte eben Stil, sie wirkte stark, sie war einnehmend sympathisch und sie war so frei, ihre Meinung frei zu äußern: 80 Prozent des heutigen Fernsehens seien „Schrott“.

Am 1. März starb Annette von Aretin, eine große Dame des deutschen Fernsehens, mit 85 Jahren in München. jbh

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