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Das Hotel Neptun in Rostock-Warnemünde

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Update

Stasi-Affäre: Stasi-Affäre beim Journalistenverband Berlin-Brandenburg

„Das hätte ich nicht feige unterschlagen dürfen": Ein langjähriges Mitglied des JVBB hatte sich in den 1970ern und 80ern bei der Stasi verpflichtet.

Aufregung um eine Stasi-Affäre beim Deutschen Journalisten-Verband. Ein ehrenamtliches Mitglied im Aufnahmeausschuss vom Journalistenverband Berlin-Brandenburg (JVBB) hat sich von 1974 als inoffizielle Mitarbeiterin bei der Stasi verpflichtet.

Eine IM „Helene“ habe, so berichtet die "Bild" sogar, im Hotel Neptun in Rostock-Warnemünde gearbeitet und bis 1985 unter anderem über den schwedischen Botschafter in der DDR und über Reporter vom „Stern“ an die Stasi berichtet. Gegenüber dem Boulevardblatt sagte IM „Helene“: „Ja, es stimmt. Ich habe mich damals bei der Stasi verpflichtet. Aber ich habe niemanden geschadet.“ JVBB-Vorsitzender Alexander Fritsch bestätigte dem Tagesspiegel, dass IM „Helene“ den JVBB am Mittwoch informiert und ihr Ehrenamt und ihre Mitgliedschaft niedergelegt habe.

In einer Stellungnahme, die der JVBB verbreitete, äußert Fritsch Respekt für den Schritt: „Die Kollegin hat ehrenamtlich im Aufnahmeausschuss des JVBB mitgearbeitet und war dort professionell und menschlich anerkannt“. Der Rückzug aus dem Verband sei konsequent und ehrenwert. Schriftlich hatte sich IM „Helene“ beim JVBB-Vorstand gemeldet und eine „kurzzeitige Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Staatssicherheit“ eingeräumt: „Das hätte ich nicht feige unterschlagen dürfen. Ich entschuldige mich von Herzen dafür bei Euch. Es tut mir leid, wenn ich durch mein Verhalten dem Verband geschadet habe“, wird sie vom JVBB zitiert.

Stellt sich die Frage, ob nicht auch ein Berufsverband wie der Journalistenverband besser daran getan hätte, seine Mitarbeiter auf eine etwaige Stasi-Mitarbeit abzuklopfen, wie das beispielsweise beim RBB, entstanden aus der Fusion von ORB und SFB, der Fall war. "Der JVBB, um ganz korrekt zu sein, seine Vorgängerorganisationen VBJ und Brandenburger Journalistenverband, die dann später fusionierten, wurde im Jahr 2004 gegründet", sagte Fritsch dem Tagesspiegel. "Damals haben Berufsorganisationen üblicherweise keine Stasi-Überprüfungen durchgeführt, und so haben wir das dann auch gehandhabt."

Jochen Staadt, Projektleiter des Forschungsverbundes SED-Staat an der FU Berlin, weist demgegenüber darauf hin, dass gerade Medien, wo es ja um öffentliche Aufklärung geht, in der Hinsicht Stasi-Verstrickung/Stasi-Verdacht ein sehr sensibler Bereich sind. „Ein Berufsverband kann schlecht eine Stasi-Überprüfung machen. Aber man sollte sich der Geschichte stellen, beispielsweise, indem man junge Leute daran setzt, die Vorgeschichte des eigenen Verbandes aufzuklären.“

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