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Medien: Stefan, hol doch mal den Wagen

Raabs Humor war immer schlecht, jetzt sind es auch seine Quoten

Vielleicht gleicht man sich einfach mal dem Niveau an und beginnt mit einer Publikumsbeschimpfung. Also: Die Menschen, die sich im Studio eine Aufzeichnung von „TV total“ anschauen, haben alle einen an der Waffel, und man sieht es ihnen an. In der Sendung von Dienstagabend sagte Moderator Stefan Raab, dass sein Publikum traditionell aus Pärchen bestehen würde – ein Kameraschwenk lieferte den erschütternden Beweis für diese These, da saßen tatsächlich so genannte „junge Paare“, die sich gegenseitig wohl nichts mehr zu bieten haben und denen man den unbedingten Willen ansah, „sich mal so richtig schön amüsieren zu lassen“. Seltsamerweise schienen die meisten volljährig zu sein.

Nun ja, jeder hat das Publikum, das er verdient, und wir bleiben noch kurz auf Augenhöhe und behaupten jetzt einfach einmal, dass Stefan Raab – wie sein Publikum – ganz unglaublich schlecht angezogen ist und dass er viel Mühe hat, einen grammatikalisch sauberen Satz auswendig aufzusagen. In diesem Zusammenhang wollen wir auch nicht vergessen, dass Raab der Beweis der alten These ist, dass furchtbare Menschen auch meistens furchtbar aussehen.

So. Sollte man jetzt, aus Gründen der Fairness, die Sendung vom Dienstagabend so besprechen, wie man andere Sendung bespricht? Nämlich mit kritischem, aber doch mildem Blick? Ausgewogen? Nö, wieso sollte man? Dann müsste man sich ja nur die unnötige Mühe machen, all die handwerklichen Fehler im Ablauf aufzuschreiben. Oder dem schlecht vorbereiteten Moderator Hinweise zum Bessermachen geben. Oder das Konstrukt aus Langeweile und schlechten Witzen entwirren. Man sollte es nicht tun, denn es kann nur noch darum gehen, dass Stefan Raab aufhört und zwar sofort.

Stefan Raab ist seit seinen Anfängen als Moderator beim Musikfernsehen Viva ein Ehrenbürger der Spaßgesellschaft. Sein Stilmittel: Er amüsiert sich und seine Zuschauer auf Kosten von Menschen, die niemand kennt. Eigentlich. Denn das Konzept seiner Sendung „TV Total“ war einmal, Fernsehausschnitte mit Unbekannten, doch diese Unbekannten haben sich in den letzten Jahren gewehrt, zu Recht gewehrt. So musste Raab einmal 5000 Euro an einen Mann zahlen, den er in seiner Show als „schwule Sau“ bezeichnet hatte, weil der Mann in der Fernsehsendung „Familienduell“ den Satz gesagt hat: „Ich bin der Thorsten, und wir schütteln euch kräftig durch.“ Raab zahlte auch der damals 17-jährigen Lisa Loch, der er wegen ihres Namens eine Karriere im Pornogeschäft voraussagte. Aktuell hat er eine Klage am Hals, weil er eine Mutter mit Schultüte im Arm zeigte und sie als „perfekt getarnte Drogendealerin“ bezeichnete.

Raab, der sein Abitur auf einem Jesuitengymnasium machte und fünf Semester Jura studierte, änderte diese Art der „Unterhaltung“ – in den letzten Monaten machte er sich vorwiegend über Prominente lustig. Seine jüngsten Opfer sind Ralf und Cora Schumacher. Manager Willi Weber droht Raab mit einer Millionenklage, falls er nicht aufhört, sich über den Formel-1-Fahrer und seine Frau lustig zu machen. Warum die Häme? Weil sich Ralf Schumacher an einer Tochterfirma des Beate-Uhse-Konzerns beteiligen wollte. Deshalb verkauft Raab seit einer Woche über seine Internetseite T-Shirts, auf denen steht „Porno Ralle“ oder wahlweise „Hard Cora“. Am Montag las Raab in seiner Sendung aus dem Weber-Brief vor. Wahrscheinlich halten Raabs Fans, von denen es tatsächlich noch welche geben soll, dies für einen heroischen Akt – Raab gefällt sich in der Rolle des Unerschrockenen.

Dabei spielt Raab tatsächlich eine ganz andere Rolle: die des Resteverwerters. Weil Raab sogar für einen Fernsehunterhalter erschreckend wenig Talent hat – keine Ausstrahlung, keine Wärme, keine sprachliche Brillanz, keine eigenen Ideen, keine echte Spontaneität – muss er auf das, was andere vorlegen, zurückgreifen. Raab, dem die Selbstironie und damit die höchste Kunst des Humors, gänzlich fehlt, greift auf andere zurück, seit er vor über zehn Jahren beim Fernsehen anfing. Aus ihm selbst kommt nichts und kam nie etwas und das reicht nicht, jedenfalls nicht mehr. Die Quoten beweisen das.

Wahrscheinlich macht er trotzdem weiter, auch dieser Text wird nichts bringen. Wir hätten vielleicht doch auf Augenhöhe bleiben sollen, aber dann hätte er uns bestimmt verklagt. Stefan Raab versteht nämlich keinen Spaß.

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