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Medien: Stoiber gegen ARD und ZDF

Weniger Werbung bei den Öffentlich-Rechtlichen gefordert

Der Streit der Fernsehsender um die Anteile am Werbekuchen spitzt sich angesichts der anhaltenden Konjunkturflaute deutlich zu. In Zeiten, in denen viele Unternehmen kaum noch Werbung schalten und der deutsche TV-Werbemarkt im ersten Halbjahr um 7,2 Prozent geschrumpft ist, geraten die öffentlich-rechtlichen Sender zunehmend unter Beschuss. „Während ARD und ZDF im Gebührenhimmel sitzen, sind bei den Privatsendern Arbeitsplätze in Gefahr“, kritisierte der Präsident des privaten Rundfunkverbandes (VPRT), Jürgen Doetz, am Mittwoch bei der Eröffnung der „Medientage München“.

Der Präsident der bayerischen Landeszentrale für neue Medien, Wolf-Dieter Ring, sprach von einer „immer stärker werdenden Schieflage“ bei den Werbeeinnahmen. Während die öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF sieben Milliarden Euro an Gebühren nur als Zubrot kassierten, bliebe den Privatsendern nichts anderes übrig, als sich ausschließlich über ihre rund 4,6 Milliarden Euro Werbeeinnahmen zu finanzieren. Da größere Reformen bei den ARD-Sendern und dem ZDF aus finanziellen und politischen Gründen schwer durchzusetzen seien, schlug Ring vor, bei den Radiosendern anzufangen. „Allein wenn man die Rundfunk-Gebühren nur um 25 Cent monatlich erhöhen würde, könnte man den völligen Wegfall von Werbeeinnahmen ausgleichen“, rechnete Ring vor. Ring zufolge gibt es bei den Radiosendern extrem hohe Ungleichgewichte. So darf der Bayerische Rundfunk 128 Minuten Werbung pro Tag senden; beim NDR ist es weniger als die Hälfte.

Schützenhilfe bekamen die Medienwächter auch aus der Politik. Der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber mahnte die öffentlich-rechtlichen Sender, sich weniger auf die Werbung und dafür mehr auf ein qualitativ hochwertiges Programm zu fokussieren. „Die Zuschauer haben wenig Verständnis dafür, für ihre Gebühren bei den Öffentlich-Rechtlichen das Gleiche wie bei den Privaten zu sehen“, sagte er. Stoiber sprach sich klar dafür aus, dass bei ARD und ZDF weniger Werbung gezeigt werden soll. „Wenn es so weitergeht wie bisher, sind die privaten Sender in ihrer Existenz bedroht und das duale System ist in Gefahr“, sagte er.

ARD und ZDF wiesen die Forderungen nach einer Einschränkung der Werbung entschieden zurück. „Es sollte auf jeden Fall bei einer Mischfinanzierung bleiben“, sagte der ARD-Vorsitzende Fritz Pleitgen. Die Werbeeinnahmen gäben den Öffentlich-Rechtlichen den nötigen Bewegungsspielraum beim Erwerb teurer Sportrechte. Auch ZDF-Intendant Markus Schächter bekräftigte, die Mischfinanzierung müsse beibehalten werden. Er gab zu, dass das ZDF vom Aufbau eines zweiten Senders träumt. „Sonst können wir mit der Entwicklung im digitalen Zeitalter nicht mithalten“, sagte der Intendant. Seit vergangenem Freitag würden verschiedene Optionen genauer geprüft. Bis zum Jahr 2006, wenn in Deutschland die Fußball-Weltmeisterschaft stattfindet, will Schächter in dieser Frage „einen entscheidenden Schritt vorankommen“.

Kritik gab es auch an den Online-Aktivitäten der Öffentlich-Rechtlichen. „Sie verkaufen zwar keine Bratpfannen mehr, aber ob all ihre Online-Werbe-Aktivitäten programmbezogen sind, erscheint mir sehr fraglich“, sagte Verleger Hubert Burda und sprach damit den WDR an, der mit Bezug auf eine Kochsendung von Alfred Biolek Kochgeräte über das Internet verkauft hatte. Pleitgen versicherte, dass die ARD mittlerweile im Internet sehr stark auf den Programmbezug achte und keine reine Online-Werbung mehr mache. „Ich garantiere, dass wir auch in Zukunft nicht in den elektronischen Handel im Netz einsteigen wollen“, sagte Pleitgen.

Nicole Adolph

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