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Medien: Studie: Bei Privaten spielt Politik eine immer geringere Rolle

Das Fernsehen wird immer mehr zu einer Familienangelegenheit. Die Sender, die zu einem Konzern gehören, setzen verstärkt auf Arbeitsteilung – nicht immer zum Vorteil des Publikums.

Das Fernsehen wird immer mehr zu einer Familienangelegenheit. Die Sender, die zu einem Konzern gehören, setzen verstärkt auf Arbeitsteilung – nicht immer zum Vorteil des Publikums. Von einer „dramatischen Gefährdung“ der redaktionellen Vielfalt in der ProSiebenSat.1Gruppe sprach der Potsdamer Medienforscher Hans-Jürgen Weiß gestern in Düsseldorf, weil sich die Nachrichtensendungen der einzelnen Programme immer stärker angleichen würden. Zugrunde liegt dieser Erkenntnis allerdings eine noch vor der „Newsoffensive“ von Sat 1 im vergangenen Herbst liegende Stichprobe. Da der Nachrichtenkanal N 24 als „Urquelle“ genutzt werde, bestehe nur noch die Hälfte der Sat-1-News aus Eigenleistungen. 70 Prozent der bei Sat 1 ausgestrahlten Nachrichten seien auch bei Kabel 1 und Pro7 zu sehen.

Weiß und sein Kollege Joachim Trebbe aus Fribourg/Schweiz analysieren im Auftrag der Landesmedienanstalten seit 1998 kontinuierlich die acht wichtigsten Vollprogramme. Neben ARD und ZDF sind das RTL, RTL 2, Vox, Sat 1, Pro 7 und Kabel 1. Alle zwei Jahre werden die Auswertungen veröffentlicht. „Die Studie zeigt: Wir müssen den Blick für die Programmfamilien schärfen“, sagte Hans-Jürgen Weiß. So verzichten Kabel 1 und Vox in ihren wenigen Informationssendungen fast vollständig auf politisch-kontroverse Themen. Da zu den Senderfamilien auch Nachrichtenkanäle (N 24, n-tv) gehören, „mag das noch hinnehmbar sein“, erklärte Wolfgang Thaenert, Vorsitzender der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM). Doch dann müssten in den Hauptprogrammen Sat 1 und RTL mehr Informationen geboten werden. Bei Vollprogrammen sollen laut Rundfunkstaatsvertrag Information, Bildung und Beratung ein „wesentlicher Teil des Gesamtprogramms“ sein.

Wie alle zwei Jahre wurde deshalb auch gestern wieder vor einer Verflachung der Programme gewarnt. Thaenert machte „einen erheblichen Trend zur Unterhaltung“ aus. Hans-Jürgen Weiß erklärte, in journalistischen Formaten würden immer mehr unterhaltsame Inhalte transportiert. Vor allem RTL (23 Prozent des Gesamtprogramms) und Sat 1 (20 Prozent) setzen auf „Human Touch“- Themen, auf Meldungen über Stars und Kriminalität. Alltag ist Trumpf. Man „kann von einem generellen Trend weg von der Unterhaltungspublizistik hin zur Sach- und Lebensweltpublizistik sprechen“, heißt es in der Studie. Reportagen über Hausbau, die Polizei-Arbeit oder Autohandel seien im Kommen. tgr

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