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Suchmaschinen: "Wir lieben und bewundern Deutschland"

In Russland ist sie Marktführer, weltweit hat die Suchmaschine Yandex gerade Bing überholt. Ilya Segalovich, technischer Direktor bei Yandex, erklärt, wohin Yandex als nächstes expandieren will.

Herr Segalovich, es gibt Gerüchte, dass Yandex seine Suchmaschine nach Europa bringen will. Allerdings liegt der Marktanteil von Google hier bei 95 Prozent. Ist da überhaupt Platz für einen neuen Anbieter?

Wir dachten immer, wenn es auf einem Markt nur einen Anbieter gibt, dann sehnen sich die Nutzer irgendwann geradezu nach Konkurrenz. Mit dieser Hoffnung sind wir vor eineinhalb Jahren in den türkischen Markt gestartet.

Wie läuft es in der Türkei?
Nicht ganz so gut, wie wir es uns vorgestellt hatten. Wir liegen jetzt bei rund zwei Prozent Marktanteil. Wir hoffen, irgendwann zehn oder 15 Prozent zu schaffen. Wir konnten schon einige Kooperationen abschließen. Außerdem versuchen wir Produkte ins türkische Internet zu bringen, die Google nicht anbietet. Unsere Stauschau-App ist in Istanbul schon sehr beliebt.

Und von der Türkei aus kommt Yandex dann nach Deutschland?
Wir lieben und bewundern Deutschland, aber wir haben auch Respekt vor diesem großen Markt. Wir können nicht einfach losziehen, wir müssen das geschickt angehen. Deshalb suchen wir nach Partnern. Auch weil wir überzeugt sind, dass wir den Nutzern qualitativ etwas zu bieten haben.

Yandex hat in Russland 60 Prozent Marktanteil, Google 26 Prozent. Wie dicht ist Ihnen der Konkurrent auf den Fersen?
Seit sechs Jahren sind unsere Marktanteile mehr oder weniger stabil. Durch einen Deal mit Firefox konnte Google in Russland mehrere Prozentpunkte zulegen. Abgesehen davon ist Google im Laufe der Jahre auch besser geworden. Für Yandex heißt das: Wir müssen wettbewerbsfähig bleiben, ständig neue linguistische Technologien entwickeln wie die Suche nach Synonymen,nach Übersetzungen oder nach semantischen Verknüpfungen.

Suchmaschinen sind oft eng mit Browsern verknüpft, besonders auf mobilen Geräten ist das bedeutend. Wird das für Yandex zum Problem?

Auf dem mobilen Markt in Russland sind wir immer noch größer als Google. Wir versuchen einerseits über unsere Yandex-Apps mit unseren Diensten präsent zu sein. Andererseits schließen wir auch Vereinbarungen ab. Microsoft hat zugestimmt, Yandex für Windows 8 und Windows 7 zuzulassen. Nokia ebenfalls, zumindest auf manchen Geräten. Apple beziehungsweise iOS ist dagegen eine sehr geschlossene Welt.

Wir haben es mit immer mehr geschlossenen Systemen im Netz zu tun. Fluch oder Segen?
Diese sogenannten Gated Communities haben eine gute und eine schlechte Seite. Die gute Seite ist, dass der Kunde ein perfekt aufeinander abgestimmtes Produkt bekommt. Das Schlechte daran ist, dass der Nutzer nichts verändern darf. Er kann keine anderen Kartendienste benutzen, keine alternative Suchmaschine.

Braucht er die denn unbedingt?
Keine Suchmaschine kann alle Webseiten der Welt erfassen. Es kann also passieren, dass der Nutzer bei einer Suchmaschine nicht findet, was er sucht. Bei Yandex gibt es deshalb am Ende jeder Ergebnisseite einen direkten Link zu anderen Suchmaschinen. Das machen wir schon immer. Rund ein Prozent unserer Nutzer lässt sich auch die Ergebnisse anderer Suchmaschinen anzeigen. Und wir finden das absolut in Ordnung.

Ilya Segalovich technischer Direktor beim russischen Such-Marktführer Yandex. Die 1997 gegründete Suchmaschine, die ähnlich wie Google Dutzende anderer Dienste betreibt, ist mit 60 Prozent Marktanteil bei Internetsuchen Marktführer in Russland. 4,8 Milliarden Suchanfragen gingen laut des Marktforschungsunternehmens ComScore im Dezember 2012 bei Yandex ein. Damit hat Yandex im weltweiten Vergleich erstmals Microsoft mit seiner Suchmaschine Bing hinter sich gelassen.

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