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Türkisch für Fortgeschrittene: Josefine Preuß (links) spielt die Halbschwester von Kommissarin Eva Saalfeld (Simone Thomalla). Foto: MDR

© MDR/Saxonia Media/Junghans

"Tatort"-Jahresauftakt: Familien-Krimi mit Simone Thomalla und Josefine Preuß

Das neue Jahr ist gerade einen Tag alt, da läuft in der ARD bereits der erste "Tatort" des Jahres: Simone Thomalla prallt darin als Eva Saalfeld auf den Knacki-Vater und die türkische Halbschwester.

Große Gefühle und lautstarke Auseinandersetzungen bestimmen den ersten „Tatort“ des Fernsehjahres 2014. In den ARD-Sonntagskrimis aus Leipzig spielt das Private grundsätzlich eine mehr oder minder große Rolle. Eva Saalfeld (Simone Thomalla) arbeitet seit Jahren an der Seite von Exmann Andreas Keppler (Martin Wuttke). Anders als die Ehe sind sie als Ermittlerteam gleichermaßen harmonisch wie erfolgreich. In dieser „Tatort“-Folge mit dem Titel „Türkischer Honig“ wird Eva Saalfeld jedoch mit einem Kapitel aus ihrer familiären Vergangenheit konfrontiert, das die sonst so beherrschte Hauptkommissarin in größte Selbstzweifel stürzt. Ihr Vater, der zu DDR-Zeiten im Stasi-Auftrag einen Menschen ermordete, ist danach in Zypern untergetaucht und hat mit einer Türkin ein neues Leben begonnen. Und unter falschem Namen eine Tochter bekommen. Doch als Julia Bahrig (Josefine Preuß) sich bei ihrer Schwester, der Kommissarin, meldet und ein Treffen mit ihr vereinbart, wird sie vor den Augen von Eva Saalfeld entführt.

Die Besetzung von Josefine Preuß als Saalfelds Halbschwester ist in doppelter Hinsicht bemerkenswert. Die Schauspielerin ist am Sonntag und Montag im Zweiteiler „Die Pilgerin“ zu sehen, wo sie für das ZDF das Fernsehfilmjahr eröffnet. Bekannt geworden ist die 27-Jährige jedoch durch die ARD-Serie und den nachgeschobenen Kinofilm „Türkisch für Anfänger“. Zusammen mit ihrem Bruder Nils fand sich ihre Lena in dieser Komödie plötzlich in einer deutsch-türkischen Patchworkfamilie wieder, mit ihren neuen Geschwistern Cem und Yagmur.

Im Leipziger „Tatort“ betreibt Josefine Preuß als Julia mit ihrem Freund Leon (Marek Harloff) nun den Süßwarenladen „Türkischer Honig“. Weil aber das Geschäft noch nicht richtig floriert, arbeitet sie zudem als Aushilfe im Café ihres Onkels Hamid (Tayfun Bademsoy). Kurz nach Julias Entführung, wird zudem dessen Nachbar Abdul Günes, der türkische Pate des Viertels, ermordet. Zwischen dessen Sohn Ersoy (Denis Moschitto) und Julia herrscht eine unausgesprochene Spannung.

Im Mittelpunkt des von Regisseurin Christine Hartmann inszenierten Films (Buch: Andreas Pflüger) steht jedoch nicht der Kriminalfall, besonders nachdem es Julia gelingt, den Entführern zu entwischen. In „Türkischer Honig“ werden viel weiter gehende Fragen angesprochen. Nicht zuletzt geht es darum, wie weit für Eva Saalfeld der Beruf der Kommissarin reicht. Vor zehn Jahren hat sie ihren Vater, den gedungenen Stasi-Mörder, verhaftet. Als er vor vielen Jahren nach Nordzypern floh, war sie noch ein junges Mädchen und litt schwer daran, ihren Vater verloren zu haben. Indem sie ihn Jahre später ins Gefängnis brachte, hat sie zugleich dafür gesorgt, dass ihre Halbschwester – von der sie nichts wusste – nun ebenfalls ihren Vater verlor. Es sind nicht nur kulturelle Unterschiede, die in den Wortgefechten zwischen Eva Saalfeld und ihrer türkisch-deutschen Halbschwester aufeinanderprallen. Für die Kommissarin stellt sich die Frage, wie weit ihr beruflicher Anspruch geht, nun noch auf andere Weise. Denn nicht nur ihr Kollege Keppler zweifelt daran, dass sie im Entführungsfall Julia Bahrig und in den Ermittlungen zum Mord an Abdul Günes noch jene professionelle Distanz wahren kann, die der Beruf erfordert. Kurt Sagatz

„Tatort: Türkischer Honig“, Mittwoch, ARD, 20 Uhr 15

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