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Griechisch-orthodoxe Mönche feiern die Auferstehung Christi mit dem Wunder des heiligen Feuers.

© 3sat

Themenwoche auf 3sat: Was mit Wundern

Die Filme der 3sat-Themenwoche „Woran glaubst Du?“ überzeugen durch eine offene, unvoreingenommene Haltung. Und schöne Aha-Effekte.

Die Frage klingt harmlos: „Woran glaubst Du?“ Hinter persönlichen Glaubensbekenntnissen verbirgt sich jedoch ein Kosmos an politischen und gesellschaftlichen Themen. Der Sender 3sat legt ab Sonntag eine Themenwoche mit über 20 Dokumentationen, Spielfilmen und Gesprächssendungen auf, die „die vielen Gesichter von Glauben, Spiritualität und Religion“ zeigen soll. Die Auswahl beruht zwar mehrheitlich auf der Zweitverwertung öffentlich-rechtlicher Produktionen, aber der offene, unvoreingenommene Blick in einigen Filmen ist in dieser gereizten Zeit allemal willkommen.

Mit „Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen“ (Sonntag, 21 Uhr 45), einem israelischen Film aus dem Jahr 2009, beginnt die Themen-Woche standesgemäß in der Grabeskirche in Jerusalem. Sechs Konfessionen teilen sich diesen heiligen Ort. Hajo Schomerus erzählt davon, wie sie ihre Religion ausüben, wie sie zusammenleben und ihre jeweiligen Rechte verteidigen. Das hat auch seine komischen Momente. Der Dokumentarfilm „Hüllen“ (Dienstag, 23 Uhr 55) von Maria Müller aus dem Jahr 2011 wiederum handelt von drei Muslima und ihrer persönlichen Auseinandersetzung mit der Frage: Kopftuch tragen – ja oder nein?

Um das Verhältnis zum Islam und andere aktuelle Themen dürfte es am Montag (23 Uhr 10) in dem 45-minütigen Interview von Peter Voß mit Kardinal Reinhard Marx, dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, gehen. Vielleicht fragt Voß dann auch nach dem Missbrauch-Skandal – einem der Themen, die in dieser Medien-Woche eher gemieden werden.

Nicht fehlen darf dagegen die Gesprächsrunde mit Gert Scobel („Scobel – Glaubenssache“, Donnerstag, 21 Uhr). Darüber hinaus kann 3sat aufgrund eines bescheidenen Etats nur mit zwei Eigenproduktionen aufwarten: „Glaube A – Z“ (Montag, 20 Uhr 15) überrascht noch am meisten mit der höflichen Begrüßung („Herzlich willkommen zu diesem Film“). Der anschließende Ritt durchs Alphabet – eine Mischung aus Erklär-Schnipseln, Bildergeschichten und kurzen Porträts – ist häufig unbefriedigend. Und worauf man besser ganz verzichtet hätte: die Propaganda-Videos des Islamischen Staats (IS).

Die Katholische Kirche wiederum hat 69 „Wunder“ anerkannt

In der sehr sehenswerten Wissenschafts-Dokumentation „Wunder – das Unerklärliche erklären“ (Donnerstag, 20 Uhr 15) kann man den Chirurgen Rolf Theiß kennenlernen, der zur medizinischen Expertenkommission von Lourdes gehört. Die hat 7500 von bisher 30 000 gemeldeten Spontanheilungen untersucht und 2500 als „unerklärlich“ eingestuft. Die Katholische Kirche wiederum hat 69 als „Wunder“ anerkannt. „Die Kirche ist eigentlich sehr skeptisch gegenüber Wundern“, sagt Bestseller-Autor Manfred Lütz. Noch skeptischere Skeptiker werden ihre Freude an Luigi Garlaschelli haben, einem Chemiker aus Padua, der das „Blutwunder von Neapel“ und Wundmale an Händen und Füßen mit naturwissenschaftlichen Experimenten nachvollzieht. Das mögen zwar keine endgültigen Gegenbeweise sein, aber einen schönen Aha-Effekt hat das schon.

Die Bilder von einer in Tränen aufgelösten Menschenmenge in Myanmar, die an die Heilsversprechen des evangelikalen Predigers Mattheus van der Steen glauben, sind noch weitaus verstörender als die Lichterprozession von Lourdes. Der niederländische Dokumentarfilm „Der Prediger und ich“ (Montag, 21 Uhr) wird erstmals im deutschen Fernsehen gezeigt. Das Besondere: Autor Victor Vroegindeweij ist einerseits befreundet mit dem jungen, charismatischen van der Steen und erhofft sich von ihm angeblich auch Heilung von den eigenen Depressionen, andererseits glaubt er nicht an Gott. Die Nähe zwischen dem Autor und dem Seelenfänger wirkt befremdlich, immerhin stellt Vroegindeweij kritische Fragen. Die bittere Pointe: Van der Steens Frau erkrankt an Krebs.

Dass der vermeintliche Wunderheiler dann doch auf schulmedizinische Hilfe zurückgreift, wird souverän und ohne Anflug von Häme erzählt.

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