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Vom Fußball-Profi zum TV-Moderator: Thomas Helmer hat für Arminia Bielefeld, Borussia Dortmund und Bayern München gespielt.

© imago/Geisser

Thomas Helmer als neuer "Doppelpass"-Chef: "Besser authentisch als neutral"

Der Ex-Profifußballer Thomas Helmer über seine neue Moderatorenrolle beim Sport-1-Talk „Doppelpass“, die Fernsehscheu von Pep Guardiola und Wettbewerb im Fußball-TV. Ein Interview.

Herr Helmer, von diesem Sonntag an sind Sie der neue hauptamtliche Moderator des Fußball-Talks „Doppelpass“ bei Sport 1, nachdem Sie zuvor als Experte die Sendung unterstützt oder Jörg Wontorra mitunter vertreten haben. Kann sich der Sender nun die Experten sparen?
Auf gar keinen Fall. Ich bin für meine Experten Thomas Strunz und Thomas Berthold sehr dankbar, weil beide nah dran sind an der Bundesliga. Auf meine Experten kann ich mich verlassen.
Jörg Wontorra hat damit kokettiert, dass er keine Ahnung habe müsse, weil dies die Aufgabe der Experten sei. Werden Sie diese Haltung nun übernehmen?
Das wäre nach meiner Fußballerlaufbahn natürlich etwas unpassend, wenn ich das sagen würde.
Wie sehen Sie Ihre Rolle?
Wie es das Wort Moderator schon in sich trägt: in dem ich die Gesprächsrunde führe und meinen Gästen zuhöre. Die Gäste sind in jedem Fall wichtiger als ich, sie stehen im Mittelpunkt.
Dann stellt sich die Frage: Warum gibt es zwei neue Ko-Moderatoren? Was ist die Aufgabe von Jochen Stutzky und Hartwig Thöne?
Sie übernehmen die Funktion, die Oliver Schwesinger früher hatte. Sie werden während der Sendung das Internet verfolgen und unsere Social-Media-Aktivitäten vorantreiben. Zudem werden sie Gespräche mit dem Publikum im Hilton Airport Hotel führen. Einer von beiden wird immer mit an Bord sein.

Was hat Sie eigentlich zum Wechsel aus dem Profifußball zum Fernsehen bewogen?
Wie viele andere bin ich einfach gefragt worden, ob ich Experte sein wollte. Das ist ja mit einer Interviewsituation vergleichbar, wenn man als Spieler vom Feld kommt. Ich habe nach meiner Laufbahn als Profi anfangs auch gar nicht gewusst, was ich machen sollte, außer dass ich kein Trainer werden wollte, obwohl man den Trainerschein damals als verdienter Nationalspieler in sechs Wochen machen konnte und mir Berti Vogts das dringend geraten hatte.
Trainer war also nicht Ihr Ding, aber Fernsehen schon.
Das hat sich auch erst entwickelt. Irgendwann habe ich meinem damaligen Chef die Frage gestellt: Muss ich nun ewig diese dämlichen Fragen beantworten oder kann ich sie auch mal selbst stellen? So bin ich auf die andere Seite gekommen.

Ist Neutralität für einen TV-Experten und Moderator Pflicht?
In gewissem Maße sicher. Aber da ich selbst Spieler war und wenn ich dann sehe, wie sich ein anderer Spieler verletzt oder eine Riesenchance vergibt, dann leide ich schon mit. Authentisch zu bleiben ist aber viel wichtiger.
Drei Vereine waren in Ihrer Profikarriere besonders wichtig: Arminia Bielefeld, Borussia Dortmund und Bayern München. Für wen schlägt ihr Herz besonders?
Das ist relativ ausgeglichen, auch wenn die Kontakte vielleicht in die eine oder andere Richtung etwas ausgeprägter sind. So wie zu Norbert Dickel, dem Stadionsprecher von Dortmund, der Patenonkel meines Sohnes ist. Aber das ist eine andere Ebene, auf der es nicht nur um Fußball geht. Ansonsten bin ich eher für die Kleinen und Schwächeren und leide darum am meisten mit Arminia.
Der „Doppelpass“ ist ja auch eine Art Stammtisch, an dem einige Äußerungen schon zu größerem Ärger führen können.
Das passiert immer, na klar. Mitunter ist es aber auch so, dass einige Gäste lieber nicht kommen wollen, wenn es gerade nicht so gut läuft. Als Spieler habe ich damals jedoch gelernt, dass ich mich gerade dann stellen muss, wenn ich einen Bock gebaut habe.
Wurde aktuell Pep Guardiola als Gast angefragt?
Ich hatte das schon einmal angesprochen, aber Guardiola macht das grundsätzlich nicht. Er hat das schon in Spanien nicht getan. Bisher hat es keiner geschafft, ihn zu überreden. Aber das heißt nicht, dass wir es nicht weiter versuchen werden.
In der ersten Begegnung der neuen Bundesliga-Saison tritt am kommenden Freitag der Deutsche Meister Bayern München auf den „Relegationsmeister“ HSV. Ist diese Begegnung ein dankbarer Themenlieferant?
Gerade am Anfang sind alle Spiele interessant. Am Samstag gibt es zudem das Borussen-Duell Dortmund gegen Gladbach. Ich verspüre eine große Vorfreude, dass es wieder losgeht.

Welche Themen umtreiben Sie derzeit besonders? Worüber wollen Sie am Sonntag sonst noch mit Christoph Daum und Mirko Slomka und dem CDU-Politiker Wolfgang Bosbach besprechen?
Aktualität ist immer dabei, logisch. Beim Pokalwochenende gibt es sicherlich die eine oder andere Überraschung. Aber sicher werden wir auch über Mario Götze und Pep Guardiola reden. Wenn ich Mirko Slomka dabei habe, dann kann der das aus Trainersicht sicherlich gut beleuchten. Oder auch Christoph Daum.

Die englischen Clubs erhalten aus der Vermarktung der Medienrechte künftig 3,5 Milliarden Euro jährlich: Wird das eine positive Auswirkungen auf den englischen Fußball haben?
Ich sehe eher die Gefahr, dass viele mittelmäßige Spieler nach England gehen werden, weil dort die Gehälter höher sind. Wenn man sieht, dass der Tabellenletzte in der Premier League mehr bekommt als die Bayern, kann man sich das vorstellen und muss befürchten, dass die eine oder andere Liga leergekauft wird.
Und was kommt auf das deutsche Fernsehen zu?
Die Auswirkungen zeichnen sich ja schon bei den neuen Lizenzausschreibungen ab. Es wird ja schon überlegt, wann noch gespielt werden kann, auch am Montag. Ich denke, das wird kommen. Gut wäre aus meiner Sicht, wenn wir ein bisschen mehr Wettbewerb im Pay-TV-Bereich hätten.
Schon jetzt ist es so, dass die beiden deutschen Sportfernsehsender die Bundesliga quasi nur von der Seitenlinie aus beobachten können. Ärgert Sie das als Sport-1-Experte und nun Moderator nicht unsäglich?
Das macht unsere Arbeit natürlich nicht leichter. Jetzt ist Sport 1 immerhin bei der Europa League live dabei und hoffentlich qualifiziert sich Dortmund neben Schalke und Augsburg als dritte Mannschaft. Die Europa League ist für Sport 1 ein Riesenschritt.

Das Interview führte Kurt Sagatz.

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