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„Das Neue“.

© Repro: Tsp

TOPF VOLL Gold: Wackelkandidaten

Angela Merkels "Zusammenbruch" - und wer ihr jetzt noch helfen kann: "Das Neue" hat eine weitere haltlose Regenbogentheorie entwickelt.

Als Angela Merkel Ende Juli bei den Festspielen in Bayreuth auf den Boden krachte, war Bild.de am schnellsten: „Schock in Bayreuth“ und „Kollaps!“, meldete das Portal. Und die Medienmaschine legte los: „Focus Online“ hechelte der „Breaking News“ hinterher, genauso „Spiegel Online“, selbst die Agentur AFP schickte die Nachricht über den Ticker.

Nachher stellte sich raus: Nicht Angela Merkel ist in der Kaffeepause von „Tristan und Isolde“ zusammengebrochen, sondern ihr Stuhl. Deswegen sollte man misstrauischer sein als sowieso schon, wenn ein Regenbogenblatt wie „Das Neue“ aktuell titelt: „Angela Merkel – Zusammenbruch! Weil sie eiskalt betrogen wurde“. Ohnmacht wegen eines Ehekrachs mit Joachim Sauer, weil der Chemieprofessor womöglich ein neues Forschungsprojekt mit einer jüngeren Kollegin angeht? Mitnichten. „Das Neue“ hat einen Politbetrug ausgemacht: „Wie ein Keulenschlag ereilte Angela Merkel vor wenigen Tagen die Nachricht im Kanzleramt.“

Es geht um die Doktorarbeit von Ursula von der Leyen und die Vorwürfe, die Verteidigungsministerin habe bei ihrer Dissertation unerlaubt abgeschrieben. „Die ,Kronprinzessin‘ der Kanzlerin eine eiskalte Betrügerin? Zu viel für die sonst so krisenresistente Regierungschefin, angeblich hat sie deswegen sogar einen Zusammenbruch in einem Restaurant erlitten und musste überstürzt nach Hause.“

Angeblich könnten ihr nur noch zwei Vertraute helfen: „Neben Ehemann Joachim Sauer ist das vor allem ihr guter Freund François Hollande“. Hollande, der französische Sozialist, als Merkels Retter, weil eine konservative deutsche Politikerin möglicherweise plagiiert hat. Diese Regenbogentheorie ist mindestens so wackelig wie die Stühle in Bayreuth.

Moritz Tschermak

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