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Da hinten ist die Konkurrenz. Jauch erreicht am Sonntag 4,66 Millionen Zuschauer.Foto: dpa

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TV-Bilanz: „Günther Jauch“ gewinnt Zuschauer dazu, die anderen Talkshows verlieren

Mit durchschnittlich 4,66 Millionen Zuschauer liegt der Sonntagstalk weit vor der Konkurrenz. "Menschen bei Maischberger" büßt am meisten Publikum ein.

Am Sonntag hat er sich verabschiedet. Günther Jauch ging mit seiner Talkshow in die Sommerpause. Vielleicht mit stolzgeschwellter Brust, wenigstens mit einem Gefühl der Zufriedenheit? Nicht ausgeschlossen, denn „Günther Jauch“ ist das einzige Format, das im Gegensatz zu den übrigen Polittalks seine Zuschauerquoten steigern konnte. Vergleicht man die Zahlen für die ersten Halbjahre 2012 und 2013, dann legte die Talkshow am Sonntagabend im Ersten von durchschnittlich 4,54 Millionen auf 4,66 Millionen Zuschauer zu. Der Marktanteil wuchs im Vergleichszeitraum von 15,2 auf 16,3 Prozent. Natürlich, Jauch hat mit Sonntag um 21 Uhr 45 den eindeutig besten Sendeplatz, dem der vorauslaufende „Tatort“ mit häufig zehn Millionen Zuschauer ein gewaltiges Publikum anbietet. Aber die Aussage, dass viele Zuschauer einfach zu träge sind, sich nach dem „Tatort“ vom Ersten zu verabschieden, greift zu kurz: RTL-„Millionär“ Günther Jauch ist auch als ARD-Talker eine Macht, Kritikers Liebling muss er ja nicht mehr werden.

Dahinter tut sich eine größer gewordene Lücke auf, und – viel bemerkenswerter noch – eine allgemeine Schwäche. Weder „Hart aber fair“, „Menschen bei Maischberger“, „Anne Will“ noch das ZDF-Format „Maybrit Illner“ können im ersten Halbjahr 2013 halten, was sie im ersten Halbjahr 2012 an Publikum für sich gewinnen konnten. Den größten Verlust meldet „Menschen bei Maischberger“, der Zuspruch für den Dienstagstalk ist von 1,94 Millionen auf 1,62 Millionen gefallen (der Marktanteil sank von 12,4 auf 10,6 Prozent). „Maybrit Illner“, donnerstags im ZDF, hat im Schnitt 22 000 Zuschauer verloren, von 2,64 ging es auf 2,42 Millionen runter, der Marktanteil verringerte sich von 12,2 auf 11,7 Prozent.

Abwärtsbewegung auch bei „Hart aber fair“: Frank Plasbergs Talk verfolgten in diesem Halbjahr 3,05 Millionen, im Halbjahr 2012 waren es noch 3,23 Millionen (MA: 10,1 Prozent/9,9 Prozent). Relativ stabil stellt sich die Situation bei „Anne Will“ dar, die Talkshow am Mittwoch kam 2012 auf durchschnittlich 1,65 Millionen Zuschauer, aktuell sind es 1,52 Millionen; der Marktanteil „ermäßigte“ sich von 10,6 auf 10,3 Prozent.

Wie eine merkwürdige Ironie muss es da vorkommen, dass Reinhold Beckmann, der das Ende seines Talks für Ende 2014 angekündigt hat, als Einziger neben Jauch seinen Marktanteil heben konnte – von 7,0 auf 7,3 Prozent. Zugleich gab der Zuschauerschnitt von 1,04 Millionen auf glatt eine Million nach.

Der steigende Erfolg von Jauch und der nachlassende Erfolg seiner Konkurrenten könnte auch damit zu tun haben, dass am Sonntag das Attribut „Politische Talkshow“ ernster genommen wird. Nach einer Auswertung der Zeitschrift „Today“ hatte „Günther Jauch“ im ersten Halbjahr 2013 die meisten Politiker zu Gast – mit 50 Prozent der Eingeladenen. „Maybrit Illner“ kommt auf eine Quote von 30 Prozent, bei „Anne Will“ und „Hart aber fair“ wird ein Viertel der Gäste aus der Politik rekrutiert, bei „Beckmann“ gerade mal zehn Prozent. In der Gesamtheit hält dieses Klientel 30 Prozent der Plätze besetzt.

Laut der Strichliste von „TV Today“ war der Grünen-Spitzenkandidat Jürgen Trittin mit sechs Auftritten Stammgast Nummer eins, gefolgt von Thomas Oppermann (SPD), Renate Künast (Bündnisgrüne) sowie den FDP-Spitzen Wolfgang Kubicki und Christian Lindner (je fünf Auftritte).

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