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Anne Will und Günther Jauch.

© ddp/dpa

TV-Coup: Günther Jauch: Der Fernsehkönig

Im zweiten Anlauf hat es geklappt: Günther Jauch wird Polittalker im Ersten auf dem Sendeplatz von Anne Will, bleibt aber zugleich bei RTL.

Günther Jauch will sich noch einmal beweisen. Ab Herbst 2011 wird der Journalist und Talkmaster eine politische Gesprächssendung am Sonntagabend nach dem „Tatort“ im Ersten moderieren. NDR und WDR haben Jauch für einen Drei-Jahres-Vertrag mit der ARD gewinnen können, teilte das Erste am Donnerstag mit. Der künftige ARD-Talker verdrängt „Anne Will“ vom angestammten Sonntagsplatz um 21 Uhr 45. Für die erfolgreichste Polittalkerin im deutschen Fernsehen will die ARD einen neuen Sendeplatz finden. „Schön, dass es im zweiten Anlauf geklappt hat. Jetzt freue ich mich auf meine Sendung am Sonntagabend im Ersten“, ließ sich Jauch vom Ersten zitieren. Ein erster Versuch der ARD, den beim Publikum beliebtesten Fernsehschaffenden von RTL wegzulotsen, war Anfang 2007 gescheitert.

Das Erste kann den 53-Jährigen freilich nicht exklusiv engagieren. Zwar läuft seine Moderation mit „Stern TV“ im Laufe des Jahres 2011 aus, doch sein größter Erfolg beim Privatsender, die Quizshow „Wer wird Millionär?“ wird fortgesetzt, meldete RTL. Auch dazu lässt sich Jauch zitieren: „Seit mehr als zwei Jahrzehnten arbeite ich gut und vertrauensvoll mit RTL zusammen. Diese erfolgreiche Kooperation werden wir fortsetzen. ‚Wer wird Millionär?’ geht weiter, solange der Sender und ich Freude daran haben und die Zuschauer es sehen wollen.“ Darüber hinaus würden der Sender und Jauch an neuen Showkonzepten arbeiten. Jauch ist mit seiner Produktionsfirma „i & u“ (Information und Unterhaltung) für private wie öffentlich-rechtliche Sender tätig und wird seinen ARD-Polittalk mit der eigenen Firma und sicherlich in Berlin produzieren.

RTL-Geschäftsführerin Anke Schäferkordt sagte, ihr Sender arbeite seit nunmehr 20 Jahren erfolgreich mit Günther Jauch zusammen. „Wir sind natürlich nicht glücklich über seine Entscheidung in Sachen ,Stern TV‘, freuen uns jedoch sehr auf die Fortsetzung unserer bewährten Zusammenarbeit im Showbereich.“ „Stern TV“ bleibt im RTL-Programm und und wird weiterhin von „i & u“ produziert. Wer die Sendung nach Jauch moderiert, steht noch nicht fest.

Im weiten ARD-Rund herrschte nach dem Scoop größte Zufriedenheit. Peter Boudgoust, SWR-Intendant und ARD- Vorsitzender, platzte fast vor Stolz: „Wir bieten dem Großmeister der journalistischen Unterhaltung ein Programmumfeld, das seinen Fähigkeiten entspricht. Und den Gebührenzahler kostet seine Verpflichtung keinen Cent mehr. Dazu die Vereinheitlichung der ,Tagesthemen‘-Anfangszeiten: ein perfekter Coup.“

„Die Besten ins Erste“, unter dieser Überschrift ließ sich NDR-Chef Lutz Marmor vernehmen, der mit Blick auf das missglückte Engagement betonte, „es lohnt sich, Geduld und einen langen Atem zu haben“. WDR-Intendantin Monika Piel hält es etwas nüchterner: Die journalistischen Wurzeln von Günther Jauch würden in der ARD liegen.

Für ARD-Programmdirektor Volker Herres ist es ausgemachte Sache, dass „wir mit Deutschlands wohl beliebtestem Moderator das Informationsprofil des Ersten weiter stärken werden“. Mit dem Start von Günther Jauch soll auch das Sendeschema des Ersten modifiziert werden. Die „Tagesthemen“ sollen dann von Montag bis Donnerstag einheitlich um 22 Uhr 15 laufen. An diesen Wochentagen sollen auf der Spätabendleiste Gesprächssendungen ausgestrahlt werden. Von der ARD nicht formuliert, aber auf der Hand liegend: Die Aktion „Holt den Jauch“ produziert zwei Verlierer in der ARD – Anne Will und Frank Plasberg. Wenn „Beckmann“ am Montag und „Menschen bei Maischberger“ am Dienstag um 22 Uhr 45 nach den „Tagesthemen“ laufen, dann muss Plasberg mit „Hart aber fair“ am Mittwoch von jetzt 21 Uhr 45 hinter das Nachrichtenjournal rücken. Für „Anne Will“ ist der Donnerstag vorgesehen. Das würde eine Kampfprogrammierung gegen „Maybrit Illner“ im ZDF bedeuten, die am Donnerstag um 22 Uhr 15 nach dem „Heute-journal“ ihren Polittalk startet.

Die Verabredung mit Günther Jauch steht unter dem Vorbehalt, dass die damit zu befassenden Gremien der ARD dieser Vereinbarung zustimmen. Daran ist übrigens das Engagement 2007 verunglückt.

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