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Noch zu Lebzeiten von

© dpa

TV-Doku über Nelson Mandela: Vergebung und Versöhnung

„Madiba“: Arte zeigt eine beeindruckende Doku über das Vermächtnis von Nelson Mandela.

„Tata Madiba“ nennen viele Südafrikaner Nelson Mandela, den hochverehrten ersten schwarzen Präsidenten ihres Landes. Tata bedeutet Vater, Madiba ist der Name des Xhosa-Clans, dem er entstammt. Diese ehrfurchtsvoll-zärtliche Anrede benutzt auch der südafrikanische Regisseur Khalo Matabane in seinem Film „Madiba – Das Vermächtnis des Nelson Mandela“, wenn er sich mit seinen Fragen an den hochverehrten Mann wendet. Arte zeigt die ungewöhnliche Dokumentation am Mittwoch um 21 Uhr 45.

Der Film ist eine Auseinandersetzung mit Nelson Mandela und gleichzeitig der Versuch einer Bestandsaufnahme der Lage in Südafrika – fast zwanzig Jahre nach dem Ende der Apartheid. Matabane begann die Arbeiten zu diesem Film noch zu Lebzeiten des Friedensnobelpreisträgers, der am 5. Dezember 2013 im Alter von 95 Jahren starb.

Als Matabane 1974 in einem Dorf in Limpopo im Norden Südafrikas geboren wurde, war der Freiheitskämpfer schon über zehn Jahre lang inhaftiert. Seine Großmutter erzählte dem kleinen Khalo heimlich von dem tapferen Mann, der für die Freiheit der Schwarzen kämpfe, und mahnte dabei das Kind, den Namen Mandela nie öffentlich auszusprechen. Für den Jungen wurde der Mann, von dem er noch nicht einmal ein Foto gesehen hatte, zum „Superman“, einem Riesen, der alles rächen würde.

In einem Brief an „Tata Madiba“ formuliert der Regisseur Fragen an Mandela und berichtet von seinen persönlichen Erfahrungen. Wie eine Rahmenhandlung durchzieht dieses sehr persönliche Schreiben die Doku. Aus den zum Teil widersprüchlichen Statements zahlreicher nationaler und internationaler Intellektueller, Politiker und Bürger entsteht ein Bild des Mannes, das weit entfernt ist von Heldenverehrung und Mythologisierung.

War Vergebung und Versöhnung der richtige Weg?

Wie viele seiner Generation ist Khalo Matabane enttäuscht über die Entwicklung seines Landes, das geprägt ist von Gewalt und großer sozialer Ungerechtigkeit. Nachdem Mandela 1990 das Gefängnis verlassen hatte, setzte er sich konsequent für Vergebung und Versöhnung ein. Heute fragen sich viele, ob Vergebung und Versöhnung ihrem Land wirklich mehr Gerechtigkeit gebracht haben.

Matabane entzaubert den verklärten Helden seiner Kindheit und würdigt gleichzeitig dessen Leistung. Nüchtern blickt der Film auf die Zerrissenheit und die Probleme Südafrikas. Dem Regisseur gelingt es, dies nicht nur in Worten, sondern auch in Bildern zu vermitteln. Die Zuschauer erleben den schwer fassbaren Widerspruch zwischen der Weite der grandiosen, paradiesischen Landschaften und der Enge der riesigen, armseligen Townships, in denen noch immer die meisten der schwarzen Südafrikaner leben. Monika Herrmann-Schiel, KNA

„Madiba – Das Vermächtnis des Nelson Mandela“, Arte, Mittwoch, 21 Uhr 45

Monika Herrmann-Schiel[KNA]

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