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Maischberger und Kerner

© dpa

TV-Duell: Das Maischberger-Kerner-Debakel

Eine mediale Parallelpanne - lieferten sich Dienstagabend Sandra Maischberger (ARD) und Johannes B. Kerner (ZDF). Maischberger hatte die falschen Gäste, bei Kerner erschienen sie erst gar nicht.

Menschen bei Maischberger, ARD. Johannes B. Kerner, ZDF. Es geht vielleicht nicht dem Ende zu, mit Sicherheit aber bergab, denn sonst hätte man in den vergangenen Tagen ja nicht so oft folgende Wörter gehört: Debakel, Katastrophe, Desaster, Krise. Tatsächlich passt das ja auf fast alles: Bayern, Finanzen, Hertha BSC. Zum Glück haben wir das Fernsehen, das uns tröstet, aufklärt, informiert. Oder?

So wie am Dienstagabend, als zeitgleich Sandra Maischberger in der ARD und Johannes B. Kerner im ZDF ihre Talkshows hatten. Doch das Desaster scheint die Redaktionen bereits erreicht zu haben, bis Montag war das Thema der Maischberger-Sendung „Kapitalismus am Ende? Wer führt uns aus der Krise?“; eingeladen waren die Politikerbrüder Bernhard und Hans-Jochen Vogel, der CSU-Mann Peter Gauweiler und der Talkshow-Mann Hans-Olaf Henkel, doch am Dienstag hieß die Sendung dann „Volksparteien am Ende?“. Praktischerweise musste man aber keine neuen Gäste holen, die Eingeladenen konnten auch dazu was sagen. Auch bei Kerner lief es im Vorfeld nicht rund: Bayerns CSU-Ministerpräsident Günther Beckstein war eingeladen, wollte dann aber doch nicht, deshalb musste Markus Söder aus Nürnberg zugeschaltet werden, der ist immerhin bayerischer Europaminister und entwickelte sich in den vergangenen Tagen zum Lothar Matthäus der Politik. Beide Franken reden viel, gerne über sich, inhaltlich ist es eher mau. Aber das passte zur Art und Weise beider Talkshows, die nicht wussten, was eigentlich das Thema zu sein hat: die CSU, der Kapitalmarkt – und wieso hat Kerner Helmut Lotti ausgeladen?

War war die rettende Fernbedienung zum Umschalten?

Eingeladen war aber Anja Kohl, die ist in der ARD eine so genannte Börsenexpertin, ihre Aussagen bewegen sich hart an der Grenze zu „Der dickste Bauer hat die dümmsten Kartoffeln“, deshalb dachte man zeitweise, man hätte aus versehen zu „Switch Reloaded“ geschaltet, das lief parallel bei ProSieben. Als es dann aber viel um „den kleinen Mann“ ging, war klar, dass man beim Kerner-Original war. In der ARD ging es traditionell um „den alten Mann“, mit dem redet Maischberger am liebsten, allerdings zerstörte Hans-Jochen Vogel vor zwei Wochen im Alleingang bei „Anne Will“ die Talkrunde um den Baader-Meinhof-Film; wie es eine Altersgrenze für Politiker geben sollte, sollte es vielleicht eine Altersgrenze für Talkshow-Gäste geben, es ist ja sowieso schon kompliziert genug, Maischberger sprach Gauweiler mit „Herr Seehofer“ an.

Es war dann auch alles ein ziemliches Kuddemuddel. Bei Kerner duften Lisa Fitz und ein anderer Kabarettist noch schnell auswendig Gelerntes aufsagen, auf das sich der „kleine Mann“ freut, bei Maischberger war man in der Zwischenzeit in Österreich und in Brandenburg, da wurde auch gewählt. Und am Ende, bei Kerner, saß dann plötzlich ein Mann, der als Test-Dieb arbeitet. Sachen gibt’s.

Kurz nach Mitternacht, als alle Katastrophen zumindest medial an ihrem Ende waren, da hätte man sich gewünscht, auf der Fernbedienung einen Sender zu finden, in dem kluge, leise Menschen darüber sprechen, ob das Fernsehen in einer großen Krise steckt, ob es einen totalen Zusammenbruch der Quote braucht, um ganz generell neu anzufangen. Kamen überall nur Wiederholungen.

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