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TV-Geschäft: In neuer Freundschaft

Die Nachrichtenagentur ddp will offenbar ins TV-Geschäft einsteigen. Ex-N24-Chef Ulrich Ende soll den Berliner Nachrichtensender für den Deutschen Depeschendienst kaufen.

Manfred Vorderwülbecke und Peter Löw verstehen sich darauf, Nachrichten zu machen. Das darf man erwarten, schließlich sind beide seit gut einem Jahr Eigentümer der Nachrichtenagentur ddp und haben dem Deutschen Depeschendienst Ende 2009 noch die deutsche Tochter von AP hinzugefügt. Nun machen Vorderwülbecke und Löw mit einer weiteren News auf sich aufmerksam, denn ddp will zusätzlich ins TV-Geschäft einsteigen. Dafür wurde in München die ddp TV AG gegründet, bestätigte Unternehmenssprecher Wolfgang Zehrt am Montag einen entsprechenden Bericht der „Financial Times Deutschland“.

Die ddp TV AG „beschäftigt sich ausdrücklich generell mit allen Möglichkeiten von Bewegtbild-Angeboten“, sagte Zehrt dem Tagesspiegel. Dabei dürften einige Möglichkeiten von besonderer Bedeutung sein. Denn um die Erschließung neuer Geschäftsfelder kümmert sich insbesondere Ulrich Ende als Vorstand der neuen Aktiengesellschaft. Ende kennt sich mit Fernsehen bestens aus, dies gilt speziell für den Nachrichtensender N24, den er von 1999 an leitete und nach der Fusion von ProSieben und Sat 1 in den Nachrichtenbereich der Sendergruppe integrierte, bevor er 2002 aus dem Unternehmen ausschied. „Die Trennung erfolgt in beiderseitigem Einvernehmen auf Grund unterschiedlicher Auffassungen über die weitere Zusammenarbeit“, hieß es seinerzeit in der offiziellen Mitteilung der ProSieben Sat 1 Media AG: „Wir trennen uns in aller Freundschaft.“

Nun ist bei dieser Trennung die spätere Wiedervereinigung offenbar nicht ausgeschlossen. „N24 wäre unter Umständen eine von zahlreichen Möglichkeiten für die ddp TV AG, auf diesem Gebiet unternehmerisch aktiv zu werden“, sagte Zehrt am Montag weiter, ohne Details zu nennen. Derzeit gehe es „mehrheitlich um Sondierungs- und Research-Aufgaben“. Harte Fakten zum neuen ddp-Unternehmen könnten nicht geliefert werden.

Ein Grund dafür ist, dass derzeit nicht einmal sicher ist, ob N24 überhaupt verkauft wird oder in umstrukturierter Form in der Gruppe bleibt. Offiziell äußert sich derzeit niemand zum Stand der Verhandlungen oder der weiteren Zukunft von N24. „Wir sprechen nicht über dieses Thema“, sagte Konzernsprecher Julian Geist und verwies darauf, dass im Verlauf des ersten Halbjahrs entschieden wird.

Neben den ddp-Eignern, Rupert Murdochs und einer Management-Buy-Out- Lösung wird seit einiger Zeit auch der Russe Dimitrij Lesnewski als Interessent für N24 genannt. Lesnewski betreibt in Deutschland den Sender Das Vierte, der, mit großen Plänen gestartet, inzwischen als Nischensender sein Dasein fristet. Für den Kauf von N24 hat sich Lesnewski dem „Spiegel“ zufolge die Unterstützung von Jürgen Doetz gesichert. Der langjährige Vorstand des N24-Mutterkonzerns ProSieben Sat 1 soll potenzielle Vorbehalte gegen den russischen Investor abbauen. Danach könne sich Doetz als Aufsichtsrat um die publizistische Qualität von N24 kümmern. Er fände die Aufgabe durchaus reizvoll, hatte Doetz das Angebot bestätigt. Dass er ProSiebenSat 1 in medienrechtlichen Fragen berät, stellt für den Präsidenten des Privatsenderverbandes VPRT kein Problem dar, da er nichts mit dem Verkaufsprozess von N24 zu tun gehabt habe. So macht jeder seine eigenen Nachrichten. Kurt Sagatz

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