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Homer und Bart Simpson machen sich darüber lustig, dass ihr Erfinder Matt Groening einen Stern auf dem „Walk of Fame“ in Hollywood bekommt.

© AFP

TV-Jubiläum: Der Ami geht nicht heim

Gelb regiert die Welt: „Die Simpsons“ feiern ihre 500. Folge im US-Fernsehen. Ein Detail der Sendung ist schon bekannt: Wikileaks-Gründer Julian Assange wird einen Gastauftritt haben.

Neutralgelb, Primärgelb, Prozessgelb, Zitronengelb, welches Gelb hätten’s denn gern? Für Fernsehzuschauer gibt es nur diese Antwort: Simpsons! Die fünfköpfige Familie besteht aus den Eltern Homer und Marge sowie den Kindern Lisa, Maggie, Bart. Als „Die Simpsons“ sind sie größere Stars als zahlreiche nicht gezeichnete Kollegen. Und wie es so geht bei gehypten Promis: Mehrfach war die Familie vom Zerbrechen bedroht, mehrfach wurde die US-Zeichentrickserie totgesagt. Alles nur Unkerei, „Die Simpsons“ sammeln Rekord auf Rekord: die längste Zeichentrickserie in der Geschichte des Fernsehens, in Dutzenden Ländern gezeigt, mehr als 20 „Emmys“, also TV-Oscars gesammelt, Bart Simpson schaffte es auf die „Time“-Liste der 100 einflussreichsten Persönlichkeiten, er und seine ganze gelbe Familie haben zusammen einen Stern auf dem „Walk of Fame“. An diesem Sonntag zeigt der US-Sender Fox die 500. Folge (in Deutschland laufen die „Simpsons“ bei Pro7).

Die Serie ist klug, sie ist bissig bis zynisch und in ihrem Kern derart mit der US-Alltagskultur verwoben, dass sie als fortdauernder, langlebiger Kommentar zum „American Way of Life“ taugt. Diese permanente Aktualisierung zeigt sich, wer von den Kabalen und Hieben erwischt werden kann: Fitness-Gurus, religiöse Spinner, Liberale („hassen Familien“, weiß Homer), Rechtsaußen-Kommentatoren von Fox, Konsumverrückte, radikalisierte Feministinnen etc. pp. Sie alle passen in die Allerweltsstadt Springfield, das Panoptikum mit hohem Wiedererkennungsfaktor gehört zur Familie des Akw-Mitarbeiters Homer Simpson. Für Amerika-Fans ist die Serie ein Muss, für Amerika-Kritiker nicht minder.

Sicher, die Quoten sind nach 23 Staffeln leicht in die Knie gegangen. Von den einst 8,7 Millionen Zuschauern hat die Serie ein Fünftel verloren. Mancher Kritiker sagt, dass die Zeit der „Simpsons“ vorbei sei. Es gebe es viel bissigere Serien, wie etwa „Family Guy“. Noch aber lockt der Stachel. In vielen muslimischen Ländern und auch in Russland gibt es immer wieder Versuche, die „Simpsons“ zu verbieten.

Die 24. und 25. Staffel sind bereits bestellt

Schließlich verderbe es die Jugend, wenn homosexuelle Charaktere da als gleichberechtigte Mitspieler auftauchen oder Diktatoren verulkt werden. Die größte Krise entstand jedoch im Innern des „Simpsons“-Kosmos, als über Gagen gestritten wurde. Die Hauptsprecher, von denen man höchstens Hank Azaria noch als Nebenfigur aus Realfilmen kennt, bekamen bis vor kurzem 400.000 Dollar (fast 300.000 Euro) für jede 23-Minuten-Folge. Damit waren die sechs die bestbezahlten Schauspieler, die nie jemand sieht. Nach einer Kürzung der Gagen um fast ein Drittel wurden noch die 24. und die 25. Staffel bestellt.

Angefangen haben die bizarr-kantigen Figuren als Lückenfüller in der „Tracey Ullman Show“. Die Comedy-Sendung wurde 1990 abgesetzt, aber ein Jahr vorher hatten sich die „Simpsons“ selbstständig gemacht – und das sofort mit Erfolg. Dem jungen Sender Fox verhalfen sie zum Aufstieg, den Erfinder Matt Groening machten sie erst bekannt und dann reich. Der hatte sich, inklusive der Namen, an seiner eigenen Familie orientiert und daraus einen ganzen Mikrokosmos geschaffen. „Die Simpsons“, sagt Groening, „sind eine unterhaltsamere Version meiner selbst.“

Deutsche tauchen auch auf im „Simpsons“-Land. Ein paar „Germans“ werden in einer Halloween-Folge von einem menschenfressenden Homer verschlungen: „Was haben wir Deutschen denn getan, dass wir so etwas verdienen?“, klagt ein Lederhosenträger. Kurzes Nachdenken. „Ach ja, stimmt ja!“ Zum Trost: Die Folge „Burns Verkaufen der Kraftwerk“ ist ein reiner Werbefilm für Deutschland. Vor einem Jahr war ein Deutscher ein integrer Pharma-Unternehmer. Die Stimme lieh der Filmemacher Werner Herzog, den man nicht in einer US-Trickserie erwarten würde. Aber Stars reißen sich darum, einmal zwischen der gelben Familie aufzutauchen. Als Groening vor ein paar Tagen seinen Stern auf dem „Walk of Fame“ in Hollywood bekam, zählte er ein paar auf: „James Brown, Johnny Cash, George Harrison, Bob Hope, Michael Jackson, Jack Lemmon, Tito Puente und Elizabeth Taylor – und das sind nur die Toten!“

Über den Inhalt der Jubiläumsfolge wird kräftig spekuliert. Ein Auftritt von „Wikileaks“-Kopf Julian Assange ist schon bekannt. Und ordentlich viel Duff-Bier wird durch die Kehlen fließen. Da wird Homer, sonst breiig im Kopf, mit glasklarer Parole vorneweg sein: „Auf den Alkohol! Ursache und Lösung all unserer Probleme!“ (mit dpa)

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