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Medien: TV-Karrieren: Eintagsfliegen

Margarethe Schreinemakers schaffte immerhin drei Ausgaben des RTL 2-Desasters "Big Diet". Damit ist die Moderatorin, die nach langer Abstinenz-Zeit ihr Comeback versucht hatte, selbst im Elend nicht einzigartig.

Margarethe Schreinemakers schaffte immerhin drei Ausgaben des RTL 2-Desasters "Big Diet". Damit ist die Moderatorin, die nach langer Abstinenz-Zeit ihr Comeback versucht hatte, selbst im Elend nicht einzigartig. Frank Elstners Rekord konnte sie nicht brechen: Das Live-Suchspiel "Elstner und die Detektive" (ZDF, 1992) wurde bereits nach einer Folge abgesetzt. Auch die wirre Show-Mixtur "Flieg mit Air-T-L" (RTL, 1994) des "Wetten, dass ..."-Erfinders stürzte schon nach drei Runden ab.

Margarethe Schreinemakers darf für sich auch nicht in Anspruch nehmen, das kürzeste Comeback der deutschen Fernsehgeschichte zelebriert zu haben: Dieser Superlativ gebührt Ilja Richter, elf Jahre beim ZDF Moderator von "Disco" (133 Ausgaben). Zehn Jahre nach dem letzten "Licht aus, Spot an!", im Jahr 1992, setzte der schlaksige Ex-Teeniestar bei RTL einen Neuanfang. Aber der Entertainer aus Berlin flog gleich nach der Premiere seiner Frühstücks-Show "Treff am Alex" aus dem Morgenprogramm.

Und es gibt noch viele weitere. Die deutsche TV-Branche glänzt durch weitaus kürzere Karrieren: Claudia Schiffer interviewte Michael Schumacher und Melanie Griffith, streifte mit Dennis Hopper durch Berlin. Ihre Begegnungen mit anderen Celebrities sollten die Quoten und Marktanteile von RTL 2 erheblich steigern. Aber das weltberühmte Model, Gastgeberein der Promi-Reihe "Close up", verabschiedete sich gleich nach dem Einstand (am 5. Dezember 1995) auf Nimmerwiedersehen vom Bildschirm.

Auch für Karsten Speck und seine Mitstreiterin Isabell Varell entpuppte sich das erste als das letzte Mal: Ihre "Beach Party" (8. April 1993, ARD) aus dem Aqualand in Köln wurde sofort versenkt. Der WDR wollte Spielchen wie diese seinem Publikum nicht länger zumuten: Drei männliche Badegäste treten gegeneinander an, um die "weiße Frau" aus den Händen von King Kong zu befreien. Zwei Paare "gurgeln" die Melodie der Eurovisions-Fanfare.

Im Haifischbecken namens Fernsehen ertrank auch Gold-Nixe Franziska van Almsick. Sat 1 hatte 1995 die kesse Schwimmerin für 2,5 Millionen Mark, die sie dann behalten durfte, als Talkmasterin engagiert. Die Sportlerin aus Berlin empfing Uschi Glas und Harald Juhnke. Womit ihre Sendereihe "Franzi: Ein Tag mit ..." schon nach zwei Plaudereien ausgelaufen war.

Ebenfalls nach zwei Sendungen abgesetzt: Jochen Bendel mit der Satire "Vitamin B" (1995, RTL 2). Oder Britta von Lojewski mit der großen Sonnabend-Show "Junges Glück" (1997, Sat 1). Oder Karoline Reinhardt, die ab 13. August 1992 mit "Deutschland lacht" gute Laune und Frohsinn verbreiten wollte. Das ZDF ließ sie drei Folgen lang mit ihren "Witzen am laufenden Band" gewähren. Dann verbannte sie der Sender vom Lerchenberg - vier fertiggestellte Blödel-Shows landeten im Gift-Schrank. Für die Textbeiträge dieses Mega-Flops war übrigens Jürgen Fliege verantwortlich, heute Talkmaster bei der ARD.

Wetterprophet Jörg Kachelmann sollte Hans-Joachim Kulenkampffs TV-Klassiker "Einer wird gewinnen" (1998, ARD) zu neuem Ruhm erwecken. Schluss nach drei Anläufen. Durch diesen Kachelmann-Ausspruch ist die "EWG"-Neuauflage zumindest in die Sammlung der originellsten TV-Zitate eingegangen: "Jeder Kandidat hat einen Ständer."

Thomas Koschwitz, der Doppel-Flopper von Sat 1, empfängt heute bei N 24 seine Gäste zur Plauderrunde. Aber vielleicht erinnert sich ja noch jemand an sein gescheitertes "Hamster TV", die "oberaffengeile Tiershow", die ganze sechs Versuche bekam. "Jetzt sind Sie dran" (1996) kam auf zwölf Folgen.

Irren ist Fernsehen. Pop-Sängerin Blümchen sollte 1998 mit der "Mini Playback Show" groß auf der Mattscheibe erblühen. Ihretwegen jagte RTL die bewährte Gastgeberin Marijke Amado davon. Sie sei über 40 Jahre alt und somit dem jungen Publikum nicht mehr zuzumuten, Blümchen hingegen sollte die Parade singender Kids aufpeppen, Millionen junger Bildschirm-Konsumenten dazugewinnen. Aber mit ihr rasselten die Quoten der Kinder, die Stars imitieren, um fünf Prozent nach unten.

Die TV-Bosse lassen sich von Jugend, Aussehen und angeblicher Popularität blenden. Geradezu unglaublich, wen sie in Deutschland schon alles mit einer eigenen Sendung betraut haben. Zum Beispiel Lolita Morena, einstige Schönheits-Königin und Ex-Ehefrau von Fußball-Idol Lothar Matthäus. Die Sendung hieß "Babys Bester" (ARD). Die Windel-Show verschwand im Juni 1993 nach acht Ausgaben. Fünf fertige Folgen wanderten auf den TV-Müll.

Sängerin Nena entgleiste bei der ARD mit "Metro - das schnelle Magazin". Ihre Alltagsgeschichten am Nachmittag, montags bis donnerstags, kamen 1995 beim Publikum nicht an. "99 Luftballons" ersetzen nicht das Tele-Handwerk. Nein, noch nicht einmal Nacktfotos, Party-Glamour und ein berühmter Freund gewährleisten eine längerfristige Beschäftigung vor der Kamera. Das bewies eindrucksvoll Nadja Ab Del Farrag, genannt "Naddel", frühere Gefährtin und Haushälterin von "Modern Talking"-Mann Dieter Bohlen. "peep!" hieß die Sendung auf RTL 2, auch sie gibt es nicht mehr.

Gustav Jandek

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