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Ochsenknecht

© ZDF

TV-Komödie: Friesisch derb

Lars Becker hat seine Lotto-Burleske "Schade um das schöne Geld" im Auftrag des ZDF am Meer angesiedelt. Ein Ostfriesen-Spaß mit Uwe Ochsenknecht.

Der Friese und sein spezifischer Witz sind bedächtige Gesellen. „Mit Stress im Bus ist Schluss“ hat sich der sympathische Junggeselle Bruno Karras (Christian Ulmen) geschworen. Unverbrüchlich zieht er zwischen Westermarsch und Mittelmarsch seine Runden, stets in der Hoffnung, „Busfahrer des Jahres“ zu werden. Jeden Morgen legt er einen Extrastopp ein, um seine Jugendfreundin und heimliche Flamme Mirabel Blinker (Heike Makatsch) in die Fischfabrik zu fahren. Mirabel wurde von Bademeister und Surflegende Menno Düül (Marc Hosemann) geschwängert, bevor dieser zu einer Surfmeisterschaft an den Atlantik aufbrach. „Dem Meer darf man nie trauen“, fasst Menno seine Berufsphilosophie zusammen, eine Art Axiom von Greetsiel. Hier nämlich, dicht am Watt und mit maritimem Lokalkolorit, hat Lars Becker mit seiner Begabung für neue deutsche Komödien im Auftrag des ZDF seinen jüngsten Streich angesiedelt: die Lotto-Burleske „Schade um das schöne Geld“.

„Wenn ein Film gut ist, ist er gut, egal wo er spielt“, meint Uwe Ochsenknecht stoisch. Neben Heike Makatsch und Cosma Shiva Hagen – in der örtlichen Fischfabrik mit ihren weißen Hauben hübsch anzusehen – ist er der männliche Star dieses hochkarätig besetzten Genrefilms à la Becker. Mit ihm hat Ochsenknecht, der auch als friesischer Unternehmer Klaas Jonkers seinen Mannheimer Sound pflegt, mehrfach zusammengearbeitet, etwa 2003 in dem Anarcho-Krimi „Nachtschicht – Amok!“ oder in „Der beste Lehrer der Welt“. „Was er gut und gerne macht“, sagt der Schauspieler über seinen Regisseur, „ist schnell in die Extreme zu gehen, in der Wahl der Themen, Drehorte und der Rollen. Da ist er einer der wenigen.“ Das bewies Becker bereits 1998 mit seiner ersten ostfriesischen Komödie „Das Gelbe vom Ei“, auch damals mit Heike Makatsch und Catrin Striebeck. Sie agiert jetzt in einer Glanzrolle als Jonkers’ frustrierte Ehefrau Adele. Ihr Mann versucht, sie durch Gurkenmasken und den Kauf des Schlechtwettertiefs „Adele“ ruhigzustellen – vergeblich natürlich.

In einem weiteren Lars-Becker-Film fürs ZDF wird Uwe Ochsenknecht als Mafia-Anwalt zu sehen sein, der geborene Komödiant („Männer“, „Männerpension“, „Schtonk!“) diesmal ganz finster. „Das ist dann wie ein Klassentreffen", sagt er. „Man kennt sich, man mag sich, und kann dann auch gut miteinander arbeiten. Das macht Spaß.“ Der ist „Schade um das schöne Geld“ durchweg anzumerken, selbst wenn der Regisseur Becker schlauer erscheint als der Drehbuchautor Becker. Zu unglaubwürdig sind die schlichten Täuschungsmanöver, mit denen Busfahrer Bruno seiner Mirabel zu Gerechtigkeit verhelfen will. Denn der alleinstehenden Schwangeren wird nicht nur von Klaas Jonkers gekündigt, sondern sie hat auch noch das Pech, zu früh aus der Lotto-Tippgemeinschaft ausgestiegen zu sein. Die Clique rund um den Schreibwarenhändler Arie Tammen (Gustav Peter Wöhler) eint die unterschiedlichsten Charaktere, bis sie der Gewinn des 25-Millionen-Jackpots heillos spaltet. Da auch Bademeister Menno wie Mirabel vom Geldsegen ausgeschlossen ist, verbündet er sich mit deren Kollegin Gloria (Cosma Shiva Hagen). Sie hat ein heimliches Verhältnis mit Schlitzohr Klaas Jonkers.

Nicht die einzige Gefahr für Jonkers. Erpressbar macht ihn zudem, dass er seine Fabrikabfälle von Mirabels Brüdern, zwei findigen Tagedieben, auf hoher See verklappen lässt. Mirabel und Bruno schmieden einen Plan, der auf die Geldgier der Tippgemeinschaft setzt, und plötzlich erfasst das Investment-Fieber das friedliche Greetsiel. „Früher haben die noch geglaubt, Ostfriesland ist ein Scherzartikel“, heißt es, nun sind der Finanzplatz Zürich und die Nigeria-Connection im Spiel. Diese fast prophetisch aktuellen Züge wiegen die allzu flachen Volten von Lars Beckers liebevoll gemachter Flachlandsaga beinahe wieder auf.

„Schade um das schöne Geld“, ZDF, 20 Uhr 15

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