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TV-Krimi: Der böse Storch

Der Kinderhandel führt die TV-Kommissarin Bella Block nach Russland.

Ganz grundsätzlich ist das Gute an der Krimireihe „Bella Block“, dass man Hannelore Hoger überall hinstellen kann und sie immer bei sich bleibt, in allem authentisch wirkt. Und besonders gut ist das für die heutige Folge „Weiße Nächte“. Hier schickt die Drehbuchautorin Katrin Bühlig die Kommissarin nach Russland, Land ihrer Vorfahren, stammt Bella laut der Romanvorlage Doris Gerckes doch aus der Linie des russischen Schriftstellers Alexander Block.

Zunächst fängt „Weiße Nächte“ unter der Regie von Christian von Castelberg allerdings wie gewohnt in Hamburg an; dort sterben in dichter Folge drei junge illegal eingeschleuste Russinnen, alle kurz nachdem sie ein Kind zur Welt gebracht haben. Als sich herausstellt, dass eines der Babys eine seltene Bluterkrankung hat, unter der auch das angeblich leibliche Kind der Deutschen Andrea Baumann (Friederike Wagner) leidet, kommt Bella der Hebamme Irene Häusler (Gabriela Maria Schmeide) und ihrem Assistenten Jan Martensen (Devid Striesow) rasch auf die Spur, und dann geht es schon nach Russland: Bella findet auf ihrem Anrufbeantworter einen Hilferuf Häuslers, die nach St. Petersburg gefahren ist, um bei ihrem Freund Frank Burska (Thomas Sarbacher) zu sein, und fliegt mit ihrem Lebensgefährten Simon Abendroth (Rudolf Kowalski) hinterher.

Den hatte Bella 2001 kennengelernt, als sie in „Schuld und Sühne“ das erste Mal ins Ausland geschickt wurde. Damals nach Irland, und nun also Russland. Dabei bestätigt sich, dass Bella Block einfach nach Hamburg gehört, dass diese Stadt an der Alster ihr ureigenes Terrain ist. So ist „Weiße Nächte“ denn auch eine diffizil-ambivalente Sache: Zum einen werden hier zwei Handlungsstränge parallel verfolgt – der um das kriminelle, in Kinderhandel verwickelte Paar und jener um die sich geradezu manisch-existenziell nach einem Baby sehnende Andrea Baumann. Zum anderen, und das wiegt schwerer, teilt sich der Film zwischen Hamburg und St. Petersburg auf. Während die erste Hälfte in der Hamburger Heimat organischer und in sich stimmiger wirkt, erscheinen manche Szenen in der zweiten fast bemüht und konstruiert, etwa, als sich Simon Abendroth zusammen mit einem russischen Freund und Literaturprofessor auf die Jagd nach dem gesuchten Burska begibt, quer durch die Straßen und U-Bahn-Gänge der alten Metropole.

Doch schafft es der Film, selbst im fremden Setting die Glaubwürdigkeit nicht zu verlieren, Hannelore Hoger sei Dank: Besonders ergreifend ist sie in der Szene auf dem Land, außerhalb der Stadtgrenzen St. Petersburgs, als sie der Mutter eines der verstorbenen Mädchen mitteilen muss, dass die geliebte und vermisste Tochter tot ist. Da halten sich diese beiden so ungleichen Frauen plötzlich, ruhen einander kurz in den Armen, in einem unbeschreibbaren Einverständnis trotz allen Schmerzes. Thilo Wydra

„Bella Block“, ZDF, 20 Uhr 15

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