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TV-Moderator Günther Jauch

© dpa/Karlheinz Schindler

TV-Kritik "Günther Jauch" zur Flüchtlingskrise: Etwas zu hoch gegriffen

Guter Wille allein reicht nicht, wenn Lösungen fehlen. Bei Günther Jauch gab es zur Flüchtlingskrise nur Händeringen auf hohem Niveau.

Wer sich aufmacht, den Gang der Planten zu erklären, und sich bei der ersten Ortsumfahrung verfährt, ist in einer eher tristen Lage. Wer wie Günther Jauch bei seinem TV-Talk die Absicht formuliert, zur Flüchtlingskrise so fundamentale Fragen zu beantworten wie "Wer trägt die Hauptverantwortung für die dramatische Situation auf dem Balkan?", "Wie kann eine Lösung aussehen - Abschottung oder unbegrenzte Aufnahme?" , der muss entweder Merkel, Juncker, Erdogan und Putin nebst Assad einladen, oder seine PR-Truppe entlassen.

Das war einfach zu hoch gegriffen, und wenn alle guten Willens, aber ohne echten Lösungsansatz sind unter Politikern und Journalisten, dann nennt man das eben auch: Händeringen auf hohem Niveau.

Bekanntes bringt nicht weiter

Elmar Brok, CDU, seit mehr als drei Jahrzehnten in der Europapolitik engagiert, Peter Gauweiler, CSU-Mann mit mehr Verstand als sein Parteichef ( Lieber Herr Gauweiler, ich hoffe, das ist jetzt nicht schlecht für ihr Standing?!), Melissa Fleming als Sprecherin des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR, Hans-Ulrich Jörges vom "Stern" und der Schweizer Publizist Frank A. Meyer, das war eigentlich keine schlechte Mischung für die Debatte, wenn man mal von der falschen Vorgabe absieht: Das Thema war nicht lösbar, aber es war gut, dass man darüber gesprochen hat.

Jörges kam direkt aus einem Flüchtlingslager in Slowenien und schilderte die unhaltbaren Zustände dort, das ging ihm an die Nieren, man spürte es, aber es brachte niemand weiter, denn dass die Situation der Flüchtlinge auf der Balkanroute katastrophal ist - jeder weiß es, alle Medien berichten darüber, Ulrike Scheffer vom Tagesspiegel hat es gerade geschrieben.

Die Sprecherin der Welt-Flüchtlingsorganisation und Elmar Brok trafen wohl den Nagel auf den Kopf, als sie feststellten, dass sich die EU-Staaten seit mehr als einem Jahrzehnt um eine einheitliche Asylpolitik drücken. Die UNHCR-Sprecherin reibt es den nun plötzlich von Sorgen umgetriebenen Europäern ins Fell: In der Türkei leben zwei Millionen Flüchtlinge, im Libanon eine Million, in Jordanien 600.000, und das Weltflüchtlingshilfswerk muss seine Hilfe an die Lager dort permanent kürzen, weil die reichen Europäer ihre versprochenen Beiträge nicht überweisen.

Kleine Anmerkung zum Thema: Die Staaten, die am wenigsten zur Erhaltung der Flüchtlingslager und zur Ernährung der Millionen armer Menschen dort beitragen, die Staaten, die im Ölgeld schwimmen, die in der gleichen islamischen Staatsreligion leben wie die Flüchtlinge, die eigentlich unmittelbare Nachbarn der Krisenregion selbst problemlos Flüchtlinge aufnehmen könnten, die dies aber alles nicht tun - wann wird das endlich einmal in einer Fernsehsendung thematisiert? Jauch hat ja noch eine Sendung im Gasometer, Ende November - wie wär's denn?

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