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TV-Kritik: „Weltrekoooooord!“: Und hinterher ein Jägersteak

Ein Lob auf die Doppel-Kommentatoren bei der Leichtathletik-WM - und auf Richard Ford.

Über Unterhaltungswert und Hybris der Sportreporter im Fernsehen ist an dieser Stelle schon viel gesagt worden. Manchmal geht deren Tun mächtig auf die Nerven, manchmal auch an die Ehre. Manchmal wünscht man sich, die Poschmanns, Kerners, Beckmanns & Co. würden sich an Frank Bascombe zu erinnern, jenen Sportreporter aus Richard Fords großartigem, gleichnamigen Roman, der die einfachen Dinge liebte: ein Jägersteak, ein Salatbuffet und eine Fernsehübertragung. Deutsche Sportreporter wollen gerne mal mehr. In der Hitze des Gefechts vergreifen sie sich im Ton, so wie jüngst im ZDF-„Sportstudio“ beim „Topspiel der Woche“. Da wurde im Bericht über den Hype um Lukas Podolski sinngemäß die Behauptung aufgestellt, der gemeine Kölner sei ziemlich schnell zufriedenzustellen … Diese Eigenschaft wird dem gemeinen Berliner auch nachgesagt, solche Bemerkungen haben sich die Kommentatoren bei den mehrstündigen Übertragungen der Leichtathletik-WM jedoch bislang verkniffen. Warum auch, es gibt genug auf dem Platz zu sehen. So viele Wettbewerbe parallel. Und wenn nicht, muss den allzeit entspannten ARD-Reportern Wilfried Hark und Ralf Scholt halt mal ein schönes Histörchen einfallen. Wie das über einen afrikanischen 10 000-Meter-Läufer, der bei seiner Hochzeit 2500 Gäste gehabt haben soll. 2500 Hochzeitsgäste! „Da könne sich Boris Becker eine Scheibe von abschneiden“, sagte Scholt. He, solche Geschichten sind einfach gut, umso wichtiger an einem Tag, an dem es aus deutscher Sicht medaillenmäßig nicht ganz so läuft und die Hindernisläufe im Fernsehen vor sich hinplätschern. „Du, weißt du schon?“ „Kannst du dich daran erinnern?“ Oder: „Kennst du den?“ So hangeln sich ja auch die lustigen Kollegen von Eurosport durch die lieben, langen Übertragungstage. Und hinterher ein Jägersteak. Markus Ehrenberg

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