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TV-Parodie: Ein Mann, zwölf Gesichter

Max Giermann parodiert in „Granaten wie wir“ Promis wie Beckmann, Bohlen oder Balder. Dass er das kann, hat er in "Switch reloaded" oft genug bewiesen.

Shows moderieren, ohne überhaupt anwesend zu sein: Das können Stefan Raab, Dieter Bohlen, Reinhold Beckmann, Hugo Egon Balder, Oliver Geißen, Kai Pflaume und sechs andere Fernsehprominente. Zwölf Folgen hat die neue Pro-7-Show „Granaten wie wir“, zwölf verschiedene Moderatoren – und zwölf Masken, hinter denen sich immer nur eine Person verbirgt: Max Giermann, 33, Schauspieler, Clown, Parodist. Mit einem Dutzend seiner „Switch Reloaded“-Figuren im Gepäck startet er seine Solokarriere im Fernsehen. Doch diesmal müssen seine überzeichneten Kopien nicht nur für kurze Sketche reichen, sondern eine ganze Sendung tragen. „Das geht über den Spaß an der Parodie hinaus. Man muss den Spannungsbogen halten und genug Gags raushauen. Das ist wirklich Multitasking“, sagt Giermann, dem man die Spuren der Arbeit ansieht: Eine Mütze verbirgt den kahl rasierten vorderen Teil des Schädels, denn in jeder Runde trägt Giermann eine andere Perücke, die am Kopf befestigt werden muss.

Verblüffend, wie Giermanns Aussehen sowohl einem Uli Hoeneß, einem Karl Lagerfeld als auch einem Johann Lafer angepasst werden kann. Aber die perfekte Maske ist nur die äußere Voraussetzung für eine gelungene Parodie. Giermann erschließt sich seine Figuren über die Stimme, hört erst einmal zu, kopiert die Sprechweise. Dann erst folgen Mimik und Bewegungen. „Bei einigen Figuren ist es sehr schwierig, etwas Typisches zu finden“, sagt Giermann. Bei Kai Pflaume etwa sei die Ausdrucksweise weitgehend starr. „Die Maske bewegt sich kaum.“

Schmeichelhaft ist es nicht unbedingt, von Giermann parodiert zu werden. Das darf man als prominente Fernsehfigur natürlich nicht zeigen, sonst würde man als humorlos gelten. Ehrensache, dass Stefan Raab seinen Parodisten in die „TV Total“-Show einlud. War ja auch PR für den Haussender Pro 7, der mit den „Simpsons“, der US-Sitcom „Two and a Half Men“ sowie anschließend „Granaten wie wir“ am Dienstagabend aus dem Quotenkeller klettern will.

Den Anfang macht heute Giermann als Fernsehkoch Johann Lafer. Der „rote Faden“ der ersten Folge lautet: Lafer, sonst ein eher hüftsteifer Zeitgenosse, lernt tanzen. Als Studiogast der in Hürth aufgezeichneten Show gibt Detlef D. Soost den Trainer. Am Ende verblüfft der Moderator als neues Ensemblemitglied der Backstreet Boys. Giermann gibt beim Tanz mit der in die Jahre gekommenen Boygroup eine Kostprobe seines Bewegungstalents, das auch bei den zahlreichen Einspielfilmchen aufblitzt.

Abgesehen von den üblichen Comedyzutaten hat die Showidee den besonderen Reiz, dass jede Folge dank der Giermann-Parodien auch ein unterschiedliches Tempo hat. Das drückt allerdings bisweilen auf den Spaßfaktor: Während Uli Hoeneß sofort auf 180 ist, bewegt sich „Titan“ Oliver Kahn eher in Zeitlupe. Giermanns Raab-Parodie ist dagegen mittlerweile ein Klassiker, der mit der hübschen Sketchreihe „Was wäre, wenn Stefan Raab Jesus wäre?“ zusätzlich gewürdigt wird. Raab am Kreuz, das muss man gesehen haben.

Der gebürtige Freiburger, der als Clown Max Million arbeitete, an der Berliner Ernst-Busch-Hochschule für Schauspielkunst ausgebildet wurde, in verschiedenen Theatern auftrat und in Aalen sogar mehrfach Regie führte, will nicht sein „Leben lang Leute nachmachen“. Doch die Parodie sei eine alte Form des Theaters, eine ganz reizvolle Disziplin, erklärt Max Giermann. Eine Weile dürfe das noch so weitergehen, gerne auch mit einer zweiten Staffel von „Granaten wie wir“. Dann könne man vielleicht noch mutiger werden. Giermann denkt an Parodien von Barack Obama oder von Papst Benedikt XVI. Thomas Gehringer

„Granaten wie wir“, Pro 7, 22 Uhr 15

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