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Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz diskutiert mit Anne Will.

© Wolfgang Borrs/NDR/dpa

Update

TV-Talk "Anne Will" zu G20: Bildausfall und ein zerknirschter Olaf Scholz

Wer hat die Gefahrenlage bei G20 falsch eingeschätzt? Das fragte Anne Will ihre Gäste. Hamburgs Bürgermeister wies Rücktrittsforderungen zurück.

Von Barbara Nolte

Die Älteren unter Ihnen werden sich erinnern: die Bildstörung. Früher reichte ein einfaches Unwetter dafür aus, heute muss man von weitaus Schlimmerem ausgehen. Sollte etwa gewieften Hackern im Kleinen geglückt sein, was militante Gipfel-Gegner im Großen nicht schafften: den Ablauf einer Talkrunde zu stören, denn um nichts anderes handelt es sich ja auch beim G20? Während also gestern um 22 Uhr im ersten Programm zehn Minuten lang nur sedierende Musikschleifen zu hören waren, malte man sich aus, wie im Fernsehstudio helle Aufregung herrschte. Anne Will hatte extra ihre Sommerpause unterbrochen, um ihre Gipfel-Sonderausgabe mit dem Titel „G20-Bilanz: War es das wert?“ zu moderieren, und jetzt war sie abgewürgt worden.

Doch als die Störung behoben war, stellte sich heraus, dass Will und ihre Gäste in der Zwischenzeit einfach weiterdiskutiert hatten; auch das erinnerte an den G20-Gipfel, bei dem sich die Teilnehmer von dem, was sonst noch geschah, nicht stören ließen. In einer Gesprächspause sagte Anne Will in ihrer abgeklärten Art, dass die vollständige Sendung demnächst auf der Homepage zu sehen sei. Dann schwenkte die Kamera erneut auf den Hamburger Bürgermeister Olaf Scholz, der zerknirscht wirkte.

„Wer hat die Gefahrenlage falsch eingeschätzt?“

Zum Einstieg der Sendung hatte ihm ein Polizist, der in der Krawallnacht im Einsatz war, bereits zugesetzt: „Der Schutz der Gipfelteilnehmer hatte erste Priorität, die Bürger der Stadt zu schützen, hatte Priorität zwei", meinte der. Anne Will griff die Vorlage auf:  „Wer hat die Gefahrenlage falsch eingeschätzt?“ – „Sie haben den Kontrollverlust bewusst zugelassen!“, sagte sie an anderer Stelle. Und als Scholz erzählte, wie er als Hamburger Bürgermeister mit 15 Regierungschefs zusammensaß, merkte sie auf. „Sie sprechen in der Vergangenheit!“, schloss sie in Detektivmanier. „Heißt das, sie denken über Rücktritt nach?“ Die Moderatorin gab sich gewohnt streng. Ein kurzer Lacher huschte ihr nur übers Gesicht, als sie einmal eine eigene Frage für gut formuliert hielt: nämlich ob das Schlussdokument des Gipfels nun „das Papier wert oder nur ein zu geduldiges Papier wert“ sei.

Wie der Titel bereits andeutete, wurden den 3,55 Millionen Zuschauern letztlich Krawallschäden gegen Gipfelergebnisse aufgerechnet, jedenfalls unterschwellig. Das war wenig ergiebig. Egal, ob man G20-Gipfel für sinnvoll hält oder nicht. Weder die Frage, ob es Krawalle gibt, noch der organisatorische Aufwand sollte ausschlaggebend dafür sein, ob sie weiterhin stattfinden. Olaf Scholz sagte noch, dass er nicht über Rücktritt nachdenke. Und die ARD sagte, dass die Bildstörung durch einen Leitungsschaden verursacht worden sei.

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