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Medien: „TV total entscheidet die Wahl“

Raab ruft die Jugend vor den Fernseher – und die Politiker kommen ins Studio

Mit Ihrer Sendung „TV total Bundestagswahl“ wollen Sie junge Menschen motivieren, am Sonntag zur Wahl zu gehen. Seit wann so staatsbürgerlich, Herr Raab?

So staatsbürgerlich habe ich immer gedacht. Ich bin ein großer Freund der Demokratie und mache nichts lieber als Abstimmungen. „TV total“ hat vor jeder Wahl massiv zum Wahlgang aufgerufen, speziell die jungen Zuschauer. Denken Sie nur an unsere „ErstwählerChecks“.

Wer hilft Ihnen bei der Motivation? Politiker vielleicht?

Wir haben Toppolitprominenz, die kann sich mit jeder „Elefantenrunde“ messen. Es kommen zum Beispiel Franz Müntefering, Christian Wulff, Guido Westerwelle und Jürgen Trittin. Daran zeigt sich, dass die Politik weiß, wie eng das Rennen ist. 10000 Stimmen können die Wahl entscheiden. Aber: Bei mir werden die Politiker nicht gegeneinander antreten, sondern einzeln auf die Bühne kommen. Jeder muss zwei, drei Fragen, die wir von unseren Zuschauern per E-Mail anfordern, beantworten.

Klingt nach großer Übersichtlichkeit.

Genau, wir wollen das große Durcheinander wie am Montag bei der „Elefantenrunde“ vermeiden. Das war doch fürchterlich.

Kein TV-Duell bei Stefan Raab?

Bei uns kann es nicht darum gehen, dass die Politiker zum hundertsten Mal ihre Standpunkte abliefern. Wir haben ein anderes Ziel: Nichtwähler an die Urne zu bringen. Ich glaube, die Wahl wird bei „TV total“ entschieden. Jetzt steht es patt, nach unserer Sendung wird es nicht patt stehen. Wir haben zwischen zwei und vier Millionen Zuschauer, von denen 50 Prozent entweder sich noch nicht entschieden haben, zur Wahl zu gehen, oder unentschieden sind, wem sie ihre Stimme geben wollen.

Ihre persönliche Wahlempfehlung?

Da schweige ich.

Haben die Parteien alle Werbeblöcke während Ihrer Sendung aufgekauft?

Nein, die zahlen zu schlecht. Wir hatten bessere Angebote.

Was kann der Zuschauer gewinnen – außer Erkenntnis?

Der Zuschauer kann einen spannenden Abend haben, weil ich glaube, dass sich das Ergebnis vom Sonntag von unserem Ergebnis nicht wesentlich unterscheiden wird.

Sie sagen, Politik sei manchmal lustig. Was amüsiert Sie an Politik?

Politik ist halt an vielen Stellen lustig, wenn Phrasen gedroschen werden. Wir werden zeigen, wie lustig Politik dann sein kann. Und Frau Merkel ist in der medialen Darstellung nicht ganz so ein Künstler wie Herr Schröder – was sie nicht disqualifiziert. Wenn sie versucht, auf den Putz zu hauen, und sich am Ende einer Rede vorgenommen hat, eine emotionale Bombe platzen zu lassen, und sich in genau diesem Moment verhaspelt, dann ist das natürlich lustig.

„Die TV total Bundestagswahl“ wird verbunden mit der größten und kurzfristigsten Wahlumfrage. Ihre Prognose?

Wir haben in den letzten Wochen immer unser Studiopublikum befragt. In der Zeit vor dem Kanzlerduell war das Publikum in einer knappen Mehrheit für Schwarz-Gelb, danach hat sich das Blatt gewendet. Das heißt, unser Publikum ist durch mediale Attacken leicht zu wenden. Bei „TV total Bundestagswahl“ wird es eng für eine schwarz-gelbe Koalition.

„Titanic“ tritt als „Die Partei“ an. Da müssen Sie kontern, mit der „Wok-Partei“.

Schon Ihr Unterton macht mir deutlich, dass Sie unsere „Wok-WM“ nicht ernst genommen haben. Ich nehme die „Wok-WM“ sehr ernst. Was soll denn eine „Wok-Partei“? Das ist doch Quatsch. Wenn ich mich politisch engagieren würde, dann aber ganz und gar. Aber schreiben Sie jetzt bloß nicht: Raab will in die Politik.

Nö. Wir schreiben: Raab nimmt die Politik ernst.

Das Wort „ernst“ höre ich gar nicht so gerne, ich finde nur, wenn man etwas anpackt, dann sollte man es richtig, aber nicht immer ernst machen. Politik kann man auch spaßig richtig machen.

Das bringt uns auch schon in die Nähe der Abschlussfrage: ihr schönstes Wahlkampf-Erlebnis?

Tja, mir gefallen ja emotionale Momente wie der schon beschriebene Merkel-Versuch ganz gut. Das war schön, weil es auch nicht wehtut.

Treibt „TV total Bundestagswahl“ die Wahlbeteiligung um ein, zwei Prozent nach oben?

Wenn durch unsere Sendung nur hundert Leute mehr zur Wahl gehen, dann ist das ein 1:0 für die Demokratie.

Und Stefan Raab? Tritt der morgen die Wahlkabine ein?

Nein, meine Stimme ist dank Briefwahl schon weg. Mich muss in meiner eigenen Sendung keiner mehr überzeugen.

Das Interview führte Joachim Huber.

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