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Medien: "Tweenies": Wenn die Teletubbies wachsen

Vier quirlige, bunte Eier legt der Kinderkanal (KIKA) seinen zweitjüngsten Zuschauern ins Osternest und rückt damit eine neue Zuschauergruppe ins Programm: Die Drei- bis Fünfjährigen, die den "Teletubbies" entwachsenen und für die "Sesamstraße" noch zu jungen Zuschauer. Das sind die dazwischen, auf englisch "in between", also "Tweenies".

Vier quirlige, bunte Eier legt der Kinderkanal (KIKA) seinen zweitjüngsten Zuschauern ins Osternest und rückt damit eine neue Zuschauergruppe ins Programm: Die Drei- bis Fünfjährigen, die den "Teletubbies" entwachsenen und für die "Sesamstraße" noch zu jungen Zuschauer. Das sind die dazwischen, auf englisch "in between", also "Tweenies".

So heißt auch die neue BBC-Kinderserie und deren vier Protagonisten, die zwar verpuppt, aber ziemlich agil mit ihren breitmauligen Eierköpfen über den Bildschirm toben. Und jetzt wissen es bald alle: Trotz "Teletubbies" ist es möglich, sprechen zu lernen. Die Nachfolger "Tweenies" sind nämlich in der Lage, mit allen 26 Buchstaben des Alphabets umzugehen: Gleich in der ersten Folge bastelt sich Tweeniemädchen Fizz ein Triangel. Wessen Sprachgefühl beim Hören revoltiert, kann sich per Duden belehren lassen: "Der Triangel" kann auch "das Triangel" heißen, nur nicht "die Triangel", wie es in deutschen Kindergärten über Generationen verkauft wurde.

Kein degeneriertes "A-oh", sondern ein quietschvergnügtes "Los, kommt spielen" lädt die Drei- bis Fünfjährigen ab Ostermontag um 9 Uhr 30 und um 12 Uhr 45 in eine bunte Spielwelt ein. In 28 Ländern weltweit quasseln, tanzen, singen und basteln die "Tweenies" bereits. Sie streiten und vertragen sich, träumen und zicken manchmal auch herum, wie es im Kindergarten üblich ist. Jede Folge hat einen Themenschwerpunkt. Über Spinnen zum Beispiel kann man ein Lied singen, sie in der Natur suchen, sie in einem Realfilm anschauen, man kann eine Spinne auch aus Papier basteln oder zu viert ausprobieren, wie es sich als Spinne mit acht Beinen lebt. Damit die Tweenie-Fantasie keine Grenze kennt, werden Techniken vermischt, um etwa den Kampf zwischen dem echten Tweenie Milo und dem computeranimierten, aber ziemlich gefährlichen Zeichentrickdrachen sichtbar zu machen. Die Schauspieler tragen übergroße, verschiedenfarbige Köpfe spazieren. Die haben ein hochmodernes Steuerungssystem, um damit verschiedene Gesichtsausdrücke herstellen zu können. Zwanzig Motoren pro Kopf haben externe Puppenspieler jeweils zu bedienen, die gleichzeitig eng mit den Schauspielern zusammen arbeiten. Die wiederum müssen nur noch mit übergroßen Schuhen an den Füßen herumlaufen und tanzen und mit Schaumlatex aufgefüllten Handschuhen malen und basteln, weil tollpatschige Kinderhände die Dinge eben anders begreifen. Wie wach geküsste, supermobile Muppets-Figuren tummeln sich die Tweenies durch die 20-minütigen Folgen.

Vorstellbar, dass sie in den Zeiten dazwischen in Spielzeugregalen sitzen und dort nicht etwa auf den Feenkuss warten, sondern auf grapschende Kinderhände und deren kaufkräftige Eltern. In Großbritannien, wo die Serie schon seit 1999 läuft, haben die Tweenies-Puppen 20 Prozent des Plüschtiermarktes vereinnahmt. 40 Lizenznehmer haben bereits über 150 Produktlinien im Tweenie-Outfit entwickelt. Und sie kommen auch nach Deutschland, die mit Tweenies bedruckten Zahnbecher, T-Shirts, die CDs mit den Tweenies-Liedern, die Videos mit den Tweenies-Filmen, die CD-ROMs mit den Tweenies-Spielen, sogar Kostüme, um gleich ein ganzer Tweenie zu sein. In der Spielzeugabteilung einer Karstadt-Filiale war man allerdings noch völlig unberührt vom anstehenden Tweenies-Fieber. Auf die neue Kinderserie erst hingewiesen, murmelte der Spielzeugverkäufer lediglich: "Dann beginnt also bald wieder die Vergewaltigung der Kinder."

KIKA-Programmgeschäftsführer Franz Beck steht zur Vermarktung von Kindersendungen: "Merchandising ist ein wichtiges Marketinginstrument. Es unterstützt die Refinanzierung von Kinderprogrammen." Doch hebt er hervor, dass für den KIKA das Merchandising nicht im Vordergrund stehe, sondern allein die Programm-Qualität zähle.

Für die sprachliche Qualität beim Eindeutschen der 260 geplanten Folgen wurde das Studio Hamburg, das auch für die Synchronisation von "Sesamstraße" und "Teletubbies" verantwortlich ist, beauftragt. Die Arbeit der deutschen Sychronsprecher scheint bei den britischen Auftraggebern schon mal gut anzukommen. Karl Wooley, Vertreter der Tell-Tale Productions, lobte in der Pressekonferenz, dass die deutsche Umsetzung fast besser wäre als das britische Original. Demnächst können Kinder die deutschen Tweenie-Stimmen auch aus den Bäuchen von Einschlaf-Kuschel-Tweenies hören. Die werden dann per Knopfdruck echte deutsche Märchen erzählen. Und es ist ja nicht zwingend, in eineinhalb Minuten einzuschlafen.

Barbara Fenner

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