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Hat sich nicht verbiegen lassen: Trainerlegende Udo Lattek.

© dpa

Udo Lattek und Franz Beckenbauer: Im TV-Doppelpack

Udo Lattek und Franz Beckenbauer: Zwei TV-Dokumentationen versuchen, unseren Sporthelden nahe zu kommen.

„Nach außen spiele ich den Knallharten, das sind Schutzschilder, ich will keinen an mich ranlassen“, sagt Udo Lattek gleich zu Beginn. Keine leichte Vorgabe für Autor und Regisseur Aljoscha Pause, dessen Porträt „Udo Lattek eine Zeitreise“ – anlässlich des 20-jährigen Jubiläums des Fußballstammtischs „Doppelpass“ – am Sonntagmittag auf Sport 1 läuft. Trainerlegende Lattek war bis kurz vor seinem Tod im Januar diesen Jahres fester Bestandteil dieser launigen Talksendung. Niemanden wirklich an sich ranlassen, wie soll da in einem TV-Porträt Nähe, Hintergründiges, Überraschendes entstehen – eine Frage, vor die sich auch Thomas Schadt („Der Rücktritt“) in seinem Film über einen anderen Fußballhelden gestellt sieht: „Fußball – Ein Leben: Franz Beckenbauer“. Dieses Porträt zum 70. Geburtstag Beckenbauers am 11. September läuft am Sonntagabend gleich nach dem „Tatort“.

Vorab: Beide Filme sind nett anzuschauen, nicht nur für Fußballinteressierte, verzichten aber fast komplett auf kritische Fragen. Grimme-Preisträger Aljoscha Pause („Tom meets Zizou“) ist vor zehn Jahren mit Lattek die Stationen seiner Trainerkarriere abgegangen und hat das Ganze jetzt neu bearbeitet: München, Mönchengladbach, Barcelona, Köln. Zig Meisterschaften. Vogts, Beckenbauer, Hoeneß, Rummenigge, Köppel, sie alle haben dem bekannten Bild des Weltstars und Lebemanns Lattek relativ wenig hinzuzufügen.

"Hätte ich das gewusst", sagt Latteks Ehefrau Hilde

Am Interessantesten noch die Einlassungen von Frau Hilde, die wegen Latteks Trainerwanderungen in Europa 13-mal umziehen musste. Hätte sie das vorher gewusst, hätte sie den Udo eher nicht geheiratet. Ihr Mann staunt. Am Ende des Films liest Lattek aus dem „Zauberberg“, und das hätte man dann vielleicht doch nicht vermutet. Privat erlebte der erfolgreichste deutsche Vereinstrainer zahlreiche Schicksalsschläge, unter anderem den Tod seines Sohnes Dirk mit 15, die ihn zu einem sehr nachdenklichen und sensiblen Menschen gemacht hatten.

Wie es Franz Beckenbauer mit Thomas Mann hält, geht aus Thomas Schadts Porträt nicht hervor. Der Film führt das Sportidol, wie bei Lattek, an zentrale Orte seiner Karriere als Spieler, Trainer, Funktionär und Fußballexperte, dazu Beckenbauer-Anekdoten von Günter Netzer und Gerhard Schröder. Schutzschilder muss Beckenbauer dabei gar nicht erst aufbieten. Zu diversen WM-Vergaben wie die für Katar (die UN hatte die Arbeitsbedingungen für die Wanderarbeiter als unmenschlich bezeichnet, Beckenbauer sagte dazu, er habe dort keine Sklaven in Ketten gesehen) kaum eine kritische Nachfrage.
„Udo Lattek – Eine Zeitreise“, Sonntag, Sport 1, 13 Uhr.

„Fußball – Ein Leben: Franz Beckenbauer“, ARD, ebenfalls Sonntag, 21 Uhr 45.

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