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Fernbedienung adé: Das Smartphone wird bei Internet-TV-Anbietern wie Waipu.tv, Zattoo und Magine zur Schaltzentrale. Kostenlos sind solche Dienste jedoch nicht.

© Waipu

Umstellung auf DVB-T2: Wischen statt Zappen

Fernsehen über das Internet könnte vom DVB-T2-Umstieg besonders profitieren. Waipu, Zattoo und Magine werben mit Rabatten und mehrmonatigen Schnupperphasen.

Bei Waipu.tv ist der Name Programm. Das japanische Wort Waipu bedeutet Wischen und klingt fast wie das englische Verb wipe. Und die Endung .tv erinnert ganz direkt an Fernsehen. Waipu.tv ist ein recht junges Unternehmen aus Deutschland. Es bietet Fernsehen über das Internet an. Das Smartphone ersetzt die Fernbedienung, geschaut wird aber weiterhin zumeist am großen Fernseher. Bei Waipu.tv wird aus dem Zappen ein Wischen, denn mit einer Fingerbewegung zur Seite wird auf dem Smartphone so lange hin- und hergewischt, bis man das passende Programm gefunden hat. Das wiederum wird dann mit einer Wischbewegung nach oben auf den großen Fernseher geschickt.

Waipu.tv will wie deren Konkurrenten von Zattoo, Magine und TV-Spielfilm die Gunst der Stunde nutzen. Rund 3,5 Millionen deutsche Haushalte beziehen noch bis zum 29. März ihr TV-Programm über DVB-T. Das T steht für terrestrisch, zu erkennen daran, dass der Fernseher mit einer Antenne verbunden ist. Wer via Kabel oder Satellit fernsieht, ist von der Umstellung nicht betroffen. Nach dem 29. März haben die alten DVB-T-Empfänger nur noch Schrottwert. Entweder man rüstet auf den Nachfolgestandard DVB-T2 auf oder wechselt zu einer Empfangstechnik wie Kabel, Satellit oder eben Fernsehen über das Internet.

Mit dem Wechsel zu DVB-T2 geht zugleich das Ende der Free-TV-Ära beim Antennenfernsehen einher. Zwar wird für die öffentlich-rechtlichen Sender nichts extra verlangt – jedenfalls nicht neben der allgemeinen Rundfunkgebühr. Doch für die Privatsender, die im neuen Antennenfernsehen nur noch in HD übertragen werden, muss künftig pro Jahr 69 Euro je Empfänger gezahlt werden.

Schnelles Internet und Castings-Sticks erforderlich

Umsonst sind allerdings auch die Internet-TV-Anbieter nicht – zumal alle Angebote eine schnelle Internet-Verbindung voraussetzen. Um das TV-Programm auf den Fernseher zu übertragen, wird zudem ein sogenannter Casting-Stick für den HDMI-Eingang benötigt. Sticks wie Chromecast von Google oder der Fire-TV-Stick von Amazon kosten um die 40 Euro und somit in etwa genauso so viel wie preiswerte DVB-T2-Dekoder. Für einige aktuelle Smart-TV-Geräte werden die Apps der TV-Anbieter aber auch direkt bereit gestellt, so dass dann kein Streamingstick benötigt wird.

Aktuell versuchen sich die Anbieter von TV-Zugängen via Internet mit Aktionspreisen und mehrmonatigen Schnupperangeboten zu übertrumpfen. Danach aber werden die Zuschauer auch dort zur Kasse gebeten, wenn sie öffentlich-rechtliche und private Sender zugleich in HD-Qualität sehen wollen. Das Einstiegsangebot mit 60 Sendern in Standardauflösung kostet bei Waipu.tv rund fünf Euro, für die Premiumvariante werden monatlich rund 15 Euro fällig. Der Monatspreis bei Zattoo beträgt rund zehn Euro, Magine verlangt rund sieben Euro. Und auch die Zeitschrift „TV Spielfilm“ bietet für zehn Euro monatlich einen vergleichbaren Dienst.

Der Preisvergleich allein ist jedoch nur bedingt aussagekräftig. Magine bietet nicht nur einen sehr niedrigen Preis, bei diesem Anbieter kann mit einem Abo auf zwei TV-Geräten gleichzeitig via Internet ferngesehen werden. Zattoo wiederum hat dem Fernsehangebot eine rund 1000 Sendungen umfassende On-Demand-Videobibliothek hinzugefügt. Waipu.tv wiederum bietet seinen Kunden einen Online-Speicher an, der in der Basisversion zehn Stunden Aufnahmelänge und im „Perfect“-Angebot 50 Stunden umfasst. In dieser Woche wird der Speicher um eine Serien-Aufnahmefunktion erweitert, mit der man regelmäßig ausgestrahlte Sendungen mit einem einzigen Kommando aufnehmen lassen kann. Die Funktion lässt sich über die App auch von unterwegs starten.

Bis zu vier Streams gleichzeitig

In der Komfortvariante von Waiput.tv können zudem zwei Nutzer mit einem Abo gleichzeitig auf ihrem Smartphone im Programm stöbern – inklusive mitlaufendem Stream, während auf dem großen Fernseher bereits ein Programm wiedergegeben wird. Können sich die beiden nicht auf ein gemeinsames Programm einigen, wird das Wunschprogramm eben getrennt auf zwei Fernsehern angesehen. Insgesamt stehen vier zeitgleiche Streams zur Verfügung.

Dass dies technisch möglich ist, hat mit der Historie der hinter Waipu.tv stehenden Firma zu tun. Seit 30 Jahren verlegt Exaring Leitungsrohre in der Erde mit einem Gerät, das wie ein gigantischer Pflug arbeitet. Zu jedem Rohr, das von Exaring verlegt wurde, wurde eine Glasfaserverbindung dazugepackt. Über die Jahre entstand so ein insgesamt 12 000 Kilometer großer Ring, der Exabytes an Daten übertragen kann. Für den Waipu.tv-Nutzer hat dies den Vorteil, dass schneller zwischen den TV-Programmen gewechselt – oder in diesem Fall gewischt – werden kann.

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