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Medien: Und immer wieder Heiner Müller

Wäre Heiner Müller nicht vor zehn Jahren vom Krebs gefressen worden, hätte er uns noch immer die Welt erklärt. Zur Mitternacht im Privatfernsehen, von Alexander Kluge listig befragt.

Wäre Heiner Müller nicht vor zehn Jahren vom Krebs gefressen worden, hätte er uns noch immer die Welt erklärt. Zur Mitternacht im Privatfernsehen, von Alexander Kluge listig befragt. Apokalyptische Paradoxien bei Zigarre und Whisky. „Wie aus Reimund Heiner wurde“ heißt ein schönes Porträt aus berufenem Munde. Autor Wolfgang Müller ist ein Bruder des verstorbenen Dichters. Mit dem Mikrofon hat er die gemeinsamen Herkunftsorte tief in der sächsischen Provinz besucht. Wie der Heiner – zweiter Vorname Reimund – damals so war. Wer Müller liebt, kann sich hier mit wärmenden Anekdoten eindecken (Kulturradio, 28. Dezember, 22 Uhr 04, UKW 92,4 MHz).

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Warum hört ein erfolgreicher Schriftsteller plötzlich auf zu schreiben? Weil er einen Block hat, wie es unter Eingeweihten heißt. Er kann das leere Blatt Papier vor sich nicht mehr ertragen, die Tastatur des Computers widert ihn an. Heiner Müller hat einen interessanten Text zum Thema geschrieben: das dramatische Poem „Mommsens Block“. Der berühmte Historiker Theodor Mommsen konnte sein Werk über das Rom der späten Kaiserzeit nicht vollenden, weil er am Ende seines Lebens einen writers block hatte. Es war, so interpretiert Müller das Scheitern, der Ekel vor der Historie, der Mommsen die Feder aus der Hand schlug. Die Cäsaren der römischen Dekadenzepoche schienen ihm einfach zu jämmerlich. Natürlich hat Müller wenige Jahre vor seinem Tod nicht zufällig über Mommsens Schreibhemmung nachgedacht. Es war seine eigene Geschichte, dieser Block, dieser Ekel vor einer Gegenwart, die auf Beschreibung wartet. Müller nämlich gelang kein Drama mehr über das wiedervereinigte Deutschland (Kulturradio, 30. Dezember, 22 Uhr 04).

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Niemand kann die Logik des Imperialen besser erklären als der Berliner Politikwissenschaftler Herfried Münkler. Dank Münkler weiß man, was das heutige Amerika im Innersten antreibt und welchen Gefahren es durch seinen Expansionsdrang ausgesetzt ist. „Was ist ein Imperium?“ heißt ein Radiogespräch, das Eberhard Sens mit Münkler geführt hat. Es geht um Weltherrschaftsambitionen in Vergangenheit und Gegenwart (Kulturradio, 29. Dezember, 22 Uhr 04, UKW 92,4 MHz).

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Die verlorene Zeit noch einmal zurückholen, davon träumen alle Nostalgiker. Das Deutschlandradio gibt jetzt via Musik die Gelegenheit. „Deine Spuren im Sand“ heißt eine von Wolfgang Koczian moderierte „Lange Oldie-Nacht“. Reflexionen zum Thema Nostalgie, Gespräche mit Experten, aber vor allem musikalische Praxis. Elvis, Janis Joplin, Middle of the Road, Phil Collins. Jede Menge mythisches Material aus einer Zeit, in der wir jung und glücklich waren, den Rausch und die Liebe feierten, unser Leben noch im reinen Heldenglanz erstrahlte (Deutschlandradio Kultur, 31. Dezember, ab 0 Uhr 05, UKW 89,6 MHz).

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