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Medien: Ungeliebter Umzug

„Bild“ und „BamS“ kommen nach Berlin: Der Termin ist noch offen, Mitarbeiter protestieren

Die Entscheidung ist gefallen, „Bild“ und „Bild am Sonntag“ ziehen von Hamburg nach Berlin. Dies hat der Vorstand der Axel Springer AG am Dienstagabend beschlossen. In einer internen Mail an die betroffen Mitarbeiter schrieb Vorstandschef Mathias Döpfner, „wir sind uns darüber im Klaren, dass eine solche Maßnahme, die aus unternehmenspolitischen und publizistischen Erwägungen heraus erfolgt, bei den betroffenen Mitarbeitern teilweise auch Unverständnis und sicher zunächst einmal auch Unsicherheit oder Angst vor anstehenden Veränderungen auslöst.“ Der Verlag werde umgehend Gespräche mit den Betriebsräten aufnehmen, um über den Zeitplan und die Einzelheiten des Umzugs zu beraten. „Wir hoffen“, so Döpfner weiter, „dass wir so schnell wie möglich ein für alle akzeptables Ergebnis erzielen, damit auch die Kollegen bei ,Bild’ und ,Bild am Sonntag’ schnell wissen, wie und wann die nächsten Schritte erfolgen.“ In einer Telefonkonferenz zu den Quartalszahlen hatte Döpfner zuvor betont, Rationalisierungsüberlegungen stünden nicht im Vordergrund. „Das kann ich klar ausschließen.“

Am Dienstagmittag hatten sich vor dem Redaktionsgebäude in Hamburg rund 400 Mitarbeiter versammelt – als Zeichen des Protests gegen den Umzug, von dem bis zu 700 Mitarbeiter betroffen sein könnten. Den Umzug der Redaktion hatte „Bild“-Chefredakteur Diekmann bereits Anfang des Monats annonciert. Berlin sei die Nachrichten-Hauptstadt der Bundesrepublik. „Bild“ als größte deutsche Tageszeitung müsse sich dieser neuen Rolle Berlins stellen.

In Hamburg soll lediglich eine Lokalredaktion verbleiben. Ebenso die „Bild“-Zeitschriften wie „Bild der Frau“ und „Sportbild“. Wie viele Mitarbeiter tatsächlich umziehen und wie teuer der geplante Transfer wird, steht zurzeit noch nicht fest.

Im ersten Quartal 2007 verzeichnete die Axel Springer AG nach Investitionen in digitale Medien und im Ausland bei steigenden Umsätzen Gewinneinbußen. Von Januar bis März legte der Konzern beim Umsatz um 4,3 Prozent auf 591,2 Millionen Euro zu. Mit 44 Millionen Euro lag der Überschuss unter dem Vorjahreswert von 67,2 Millionen Euro, wie Springer am Dienstag mitteilte. Im Vorjahresquartal hatte sich ein Zinssicherungsgeschäft von 22,4 Millionen Euro positiv auf den Gewinn ausgewirkt.

Springer-Chef Mathias Döpfner unterstrich, dass die Digitalisierung höchste Priorität habe. Rund läuft es da nicht überall. Die Losung „Online first“, wie sie für die fusionierte Redaktion der Zeitungsgruppe Welt/Berliner Morgenpost Ende 2006 ausgegeben wurde, bleibt noch ohne die erhofften Ergebnisse. So sind die Zugriffszahlen bei „Welt Online“ laut IVW-Statistik seit Jahresbeginn scharf nach unten gegangen, um jetzt sehr sanft anzusteigen.

Was Mitarbeiter als stetige Unruhe im Verlag begreifen, versteht der Verlag als kreative Unruhe unter den Mitarbeitern. Die Service- und Entwicklungsredaktion in Berlin zum Beispiel lotet die Chancen im Bereich der Unternehmens- und Kundenzeitschriften aus oder schneidert „Zeitungsmäntel“, die verschiedenen Regionalblättern des Konzerns übergeworfen werden könnten. Das Ziel all dieser Maßnahmen ist klar: Neue Gewinnfelder hier, Kostenersparnis dort.

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