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Medien: „Unsere Geduld ist absolut zulässig“

„Anke Late Night“ bleibt bei Sat 1. Sagt Unterhaltungschef Alberti und denkt über „Ladykracher“ nach

Nach der heutigen Sendung kommt für „Anke Late Night“ die Sommerpause. Erleichtert, Herr Alberti?

Erleichtert über was?

Dass es für „Anke Late Night“ eine Sommerpause gibt.

Die Pause ist natürlich, weil jedes Team mal eine Pause braucht und wir jetzt unsere erste Phase abgeschlossen haben.

Am 30. August startet dann die zweite Phase?

Genau, wir werden das tun, was die Zuschauer und vor allem die Zuschauerinnen wünschen: Wir schaffen den Wechsel von der „Harald Schmidt Show“ zu „Anke Late Night“. Wir werden weiblicher, die Deko umbauen, um alles ein bisschen kleiner, ein bisschen wohnlicher für Anke Engelke zu machen.

Das klingt nach immer schon gewollter Programmatik: Der Schmidt war für die Männer, die Engelke ist für die Frauen.

Theoretisch ist das schon klar, aber eine Sendung muss sich immer in der Praxis beweisen. Wir wollen das, womit Anke Engelke in der Primetime brilliert, „Ladykracher“ zum Beispiel, als Elemente in die Late Night bringen.

Was sehen wir dann: „Anke Late Night“ oder „Ladykracher“ um 23 Uhr 15?

„Anke Late Night“. Einen späten „Ladykracher“ werden wir nicht machen, allerdings Elemente stärken wie die Einspieler „Die Engelkes“, die Parodien und den Gäste-Talk. Da wollen wir in der Qualität noch weiter zulegen.

Als Schwäche bleibt: Anke Engelke ist keine Standup-Frau.

Wenn sie Ihrer Meinung noch keine ist, bitte sehr. Der Standup bleibt. Das Publikum will ihn. Wir müssen nur die Form „Anke Engelke im Standup“ finden. Ich lache bereits jetzt schon sehr viel.

Was mich immer verblüfft hat: Für „Anke Late Night“ sollen die besten Gagschreiber der Republik arbeiten.

Sagen wir es doch mal so: Es sind die besten, aber es sind nicht immer die besten Gags, die es in die Show schaffen.

Jetzt soll „Anke Late Night“ noch stärker aufs weibliche Publikum hin zielen. Heißt: Frauenwitze statt Männerwitze?

Die Witze, die mir Frauen erzählen, kann ich nicht weitererzählen, das sind ganz harte Männerwitze. Klar ist, für ein Publikum, das vom „Ladykracher“ zu „Anke Late Night“ um 23 Uhr 15 finden soll, muss es eine andere Gewichtung bei den Gags geben. Diesen Farben, diesen Erwartungen wird die Show noch mehr entsprechen.

Wie glücklich ist denn Anke Engelke mit den ersten drei Monaten?

Sie hat großen Spaß daran, sie ist der Motor und die große Motivationskraft für die Truppe.

Und die harte Kritik?

Sie ist nicht so beeindruckt, dass sie öffentlich darauf reagiert. Die Wahrheit liegt doch in der Show und nicht in der Voreingenommenheit gegenüber der Showmoderatorin.

Sat 1 hat nichts falsch gemacht, als Engelke für die Late Night engagiert wurde?

Gar nichts. Wenn man Late Night in Deutschland etablieren will, dann muss man es gegen den Strich machen. Die Beckmänner und die Kerners sind richtig bei den öffentlich-rechtlichen Sendern, Privatfernsehen muss etwas anderes machen. Stefan Raab ab 22 Uhr 15 wiederum ist ein gutes Lead-in für unsere Sendung. Nach der Sommerpause wird es auch keine zeitlichen Überschneidungen zwischen Raab und Engelke mehr geben.

Eigentlich gibt es für „Anke Late Night“ keine natürlichen Feinde.

Also Beckmann und Kerner gehören nicht dazu. Wir stehen morgens auf, um in der werberelevanten Zielgruppe von 14 bis 49 Jahren gute Zahlen zu lesen.

„Anke Late Night“ um 22 Uhr 15 am Donnerstag war ein Schnupperangebot für die Frauen, die um 23 Uhr 15 nur noch mühsam die Augen offen halten können. Bleibt es bei diesen Frauen-Specials ?

Nein, wir senden um 23 Uhr 15.

ProSiebenSat1-Chef Guillaume de Posch verlangt künftig zweistellige Einschaltquoten …

… das hat er mir nicht gesagt …

… könnte trotzdem stimmen.

Jetzt geht es erst einmal um inhaltliche Stabilität, dann entwickeln sich die Marktanteile von ganz alleine. Wir wollen den Zuschauern ein verlässliches, unterhaltsames und vielleicht auch ein wenig erotisches Betthupferl bieten. Wir bei Sat 1 wollen langfristig Erfolg haben mit der ersten weiblichen Late Night der Welt.

Das zeugt von ungewöhnlichem Langmut. Normalerweise wird im deutschen Privatfernsehen ganz schnell abgeschaltet.

Das ist eine Legende, die so nicht mehr stimmt. Die Lebensdauer einer Sendung hängt sehr vom Sendeplatz ab. Wenn man ein Problem in der Primetime hat, dann muss man schnell reagieren. In der Late Night ist Geduld absolut zulässig.

Das Interview führte Joachim Huber.

Matthias Alberti, 40, ist Unterhaltungschef von Sat 1. Er hat Naturwissenschaften studiert, arbeitete von 1994 bis 2002 bei RTL, zuletzt als Leiter des Unterhaltungsbereichs.

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