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© ARD/Thorsten Eichhorst

Vakanz: ARD-General gesucht

Verena Wiedemann wirft hin und hält ihre Mobbing-Klage gegen den Senderverbund aufrecht.

Womit die ARD längst gerechnet haben dürfte, ist jetzt offiziell. Kurz vor Ende der Erklärungsfrist hat Verena Wiedemann am Donnerstag mitgeteilt, ihren Vertrag als Generalsekretärin des Senderverbunds nicht um weitere fünf Jahre verlängern zu wollen. Zwar ist damit das zerrüttete Arbeitsverhältnis zwischen der Juristin und der Sendergruppe beendet, doch steht die ARD vor gleich zwei neuen Problemen. Erstens zieht Wiedemann ihre Klage wegen Mobbing gegen die ARD durch, der Termin ist für den 8. September angesetzt. Zweitens muss für sie ein Nachfolger gefunden werden – und die ARD selbst hat viel dafür getan, dass der Posten äußerst unattraktiv erscheint.

Wiedemanns Anwalt hat der ARD vorgeworfen, seine Klientin zu mobben, damit sie von sich aus kündige. Ziel der ARD sei, dass Generalsekretariat abschaffen zu wollen. Wiedemann fordert Schadensersatz und Schmerzensgeld, seit Dezember ist sie krankgeschrieben. Die ARD weist ihre Behauptungen, ausgegrenzt, diskriminiert und missachtet worden zu sein, „aufs Entschiedenste“ zurück. Ein Gütetermin zwischen der Juristin und der ARD ist im März gescheitert.

Auch wenn ARD-Sprecher Stefan Wirtz am Freitag mitteilte, dass der Senderverbund Wiedemanns Entscheidung gegen die Vertragsverlängerung „mit Bedauern“ zur Kenntnis nehme und ein Nachfolger noch nicht feststehe, weil mit Wiedemann gerechnet worden sei, ist die Suche nach Kandidaten hinter den Kulissen offenbar längst im Gange. Qualifizierte Bewerber für den Posten des Generalsekretärs dürften der ARD nicht gerade die Türen einrennen – obwohl das Sekretariat üppig ausgestattet ist. Was den Job so unattraktiv aussehen lässt, sind die geringe Entscheidungsbefugnis, die schlechten Aufstiegschancen im ARD-Gefüge, die fehlende Akzeptanz.

Geschaffen wurde das Amt 2006, Wiedemann war die erste ARD-Generalsekretärin. Zu ihren Aufgaben gehörten die strategische Positionierung der ARD, die Interessenvertretung nach außen sowie die Öffentlichkeitsarbeit. Im ARD-Verbindungsbüro in Brüssel hatte die promovierte Juristin bereits Lobbyarbeit für den Senderverbund betrieben. Als Generalsekretärin war sie jedoch direkt dem jeweiligen, alle zwei Jahre wechselnden ARD-Vorsitzenden unterstellt. Nach SR und SWR hat der WDR diese Aufgabe inne. Und sich ohne Hausmacht gegen die einzelnen Sender durchzusetzen, ist für einen Generalsekretär schwer. Während in den einzelnen Anstalten Allianzen für die Karriere geschmiedet werden können, ist das für den Generalsekretär kaum möglich.

Sprecher Wirtz versichert, dass die ARD das Generalsekretariat „nach wie vor für eine wichtige und richtige Einrichtung“ hält. Wie wichtig, wird die Kandidatenkür zeigen. Wenn die ARD-Intendanten im September tagen, dürfte die Personalie Thema sein. Sonja Pohlmann

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